Otto Flake
In Metz, Hauptstadt des Bezirks Lothringen, seinerzeit zum Deutschen Reich gehörend, wurde Otto Flake am 29. Oktober 1880 als Sohn deutscher Eltern geboren. Im Elsass wuchs er auf, besuchte das Gymnasium in Colmar und studierte anschließend Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Straßburg. Seine ersten beruflichen Stationen waren Paris und Berlin, wo er als regelmäßiger Mitarbeiter der "Neuen Rundschau" tätig war und später zu den auflagenstärksten Autoren der Weimarer Republik gehörte. Während des 1. Weltkrieges arbeitete Otto Flake in der Zivilverwaltung in Brüssel.1918 ließ er sich in Zürich nieder und schloss sich dem Kreis der Dadaisten, einer künstlerischen Bewegung, die zwischen 1916 und 1923 die überlieferte Kultur in Wort und Bild in Frage stellte, an.
Zahlreiche Reisen durch Europa führten Otto Flake im Jahr 1928 nach Baden-Baden, wo er fortan mit seiner Familie lebte.
"Merkwürdig ist, daß noch kein Schriftsteller die große Zeit Badens (1845-1869) für einen Roman verwendet hat" schrieb Otto Flake im Vorwort zu seinem Roman "Hortense oder die Rückkehr nach Baden-Baden", der 1933 veröffentlicht wurde. Tatsächlich ist es ihm gelungen, in diesem Roman das Flair der Blütezeit des Kurorts im 19. Jahrhundert meisterlich wiederzugeben, wofür ihm Dank und Anerkennung gebührt.
Anerkennung verschaffte sich Otto Flake keineswegs, als er ebenfalls 1933 mit anderen Kollegen auf Bitte seines Verlegers Samuel Fischer (bei dessen Begräbnis nur er von allen Fischer-Autoren das Rückgrat hatte, die Totenrede zu halten) einen Treueschwur auf Adolf Hitler leistete. Namhafte Literaten wie Thomas Mann, Bertolt Brecht und Alfred Döblin übten empörte Kritik daran und sorgten mit dafür, dass Otto Flake künstlerisch isoliert wurde. Gezwungenermaßen musste Otto Flake in den Folgejahren des 2. Weltkriegs neben vielem anderen auch zwei Kriminalromane unter dem Anagram Leo F. Kotta veröffentlichen, um seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Erste Schritte aus seiner künstlerischen Isolation heraus ermöglichte ihm die französische Besatzungsmacht, die ihn 1945 in den mehrköpfigen Kulturrat der Stadt, dessen Aufgabe die Durchführung von Ausstellungen und Vorträgen war, berief. Otto Flake hielt wieder öffentliche Lesungen. Sein künstlerisches Schaffen wurde allerdings erst Jahre später durch die Unterstützung seiner Lektoren Rolf Hochhuth und Peter Härtling wieder einer größeren Öffentlichkeit zugänglich.
Da Otto Flake aus dem seit Jahrhunderten umkämpften Grenzgebiet Elsass-Lothringen stammte und die tragische Entwicklung in der deutsch-französischen Beziehung kannte, setzte er sich nicht nur schriftstellerisch für eine Vermittlung zwischen Franzosen und Deutschen ein und erreichte zusammen mit weiteren engagierten Persönlichkeiten, dass in Baden-Baden, dem Hauptquartier der französischen Besatzungsmacht, nach dem 2. Weltkrieg, Deutsche und Franzosen nach anfänglichen Problemen zuerst friedlich nebeneinander, später freundschaftlich miteinander leben konnten. Dieser große Individualist schrieb eine konzise Autobiographie "Es wird Abend" und in der Nachkriegszeit ein beeindruckendes und immer noch nicht in seiner Bedeutung erkanntes Spätwerk (u.a. "Old Man", "Fortunat" "Die Monthiver Mädchen", "Schloß Ortenau", Finnische Nächte (Erzählungen).
Am 10. November 1963 starb Otto Flake in Baden-Baden. Sein Nachlass ist in der Stadtbibliothek der Kurstadt dem interessierten Publikum zugänglich.
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