Ostfriesische Namen
Die in Ostfriesland bis auf den heutigen Tag gebräuchlichen Namensformen gehen vielfach auf altostfriesische Namensformen zurück. Für Nichtostfriesen ist dabei häufig die Geschlechtszuordnung schwierig, vor allem bei solchen Namen, die auf -e enden (Tebbe, Mense, Ude - männl.)Einige typische männliche Vornamen sind Abbo, Bonno, Enno, Habbo, Keno, Krino, Manno, Onno, Tammo, Tjarko, Ubbo usw.
Neben diesen Formen mit der auffälligen o-Endung finden sich solche wie z.B. Aeilt, Ayelt, Weert, Tjard, Tjark, Sjut u.v.m.
Vielfach finden sich zudem Parallelformen indem ein Name entweder auf -o oder auf -e endet: Habbe / Habbo, Tamme / Tammo, Ude / Udo, Menno / Menne usw.
Außerdem finden sich friesische Varianten von Namen, die auch im Deutschen vorkommen z.B. Edzard / Eckehard sowie niederdeutsche Namensformen Hinnerk / Hinrich (Heinrich), Jan (Johann/es), Gerd (Gerhard) usw.
Bei weiblichen Vornamen finden wir häufig Diminutivformen, die zu eigenständigen Namen geworden sind: Antje (zu Anna), Trintje (zu Trina = Katharina), Fentje (zu Fenna), Gretje (zu Grete).
Einige typische weibliche Namen sind: Aalke, Antje, Ditje, Dina, Eske, Fenna, Foolke, Foline, Geertje, Hiske, Hiskea, Kea, Meta usw.
Eine Besonderheit ist die Bildung gegengeschlechtlicher Namen, das heißt, männliche Vornamen, die aus weiblichen hergeleitet sind, wozu häufig die wohl dem Lateinischen entlehnte Nachsilbe -us verwendet wird, oder - häufiger - weibliche, die aus männlichen gebildet wurden. Einige Beispiele dazu: (männl.) Antinus, Gretus, Rikus u.a.; (weibl.:) Ayeltdine, Berendina, Hindertje, Hinrika, Jakoba, Tjardine / Tjardina, Ubbina u.v.m.
Nicht selten sind auch weibliche Namensformen, bei denen ein vollständiger Name zusätzlich die verweiblichende Endung -dine/-dina erhält z.B. Hiskedine.
Alle Namen sind hier in ihrer amtlichen Schreibweise wiedergegeben. Diese entspricht auch der Aussprache in deutschsprachigem Kontext. Im ostfriesischen Platt weicht die reale Aussprache teilweise deutlich hiervon ab. Namen wie Onno oder Ubbo erscheinen dort als "Oen" oder "Ueb" (wobei -oe- und -ue- jeweils einen langen Vokal wiedergeben, der im Deutschen nur als kurzlautendes Allophon zu -o- und -u- existiert), Gretje wäre "Gräitje" usw.
Ein bis in die heutige Zeit praktizierter Brauch in der ostfriesischen Namensgebung ist die zusätzliche Benennung nach einem älteren Verwandten sowie das Hinzufügen eines Patronymikon (Vatersnamen) zwischen Vor- und Familiennamen. Ein solches Patronymikon wird gebildet durch Anfügen eines der Suffixe -sen, -en, -na oder -nga. In manchen Fällen besteht die Option für mehrere dieser Möglichkeiten z.B. zu Tamme kann das Patronymikon lauten: Tammen, Tammena oder Tammenga
In gleicher Weise sind vielfach auch die Familiennamen gebildet. Ursprüngliche ostfriesische Familiennamen sind viel häufiger aus Vornamen als z.B. aus Berufsbezeichnungen gebildet. Einer der häufigsten Familiennamen ist "Janssen". Aus Vornamen gebildete Familiennamen sind z.B. Dieken, Mensen, Tebben, Onnen, Ubben, Aeilts, Sjuts, Tammen, Tammena, Ockenga, Boyunga u.v.m.