Osterreiten
Das Osterreiten ist ein alter sorbischer Brauch, der in der katholischen Oberlausitz (zwischen den Kreisstädten Kamenz und Bautzen) gepflegt wird, und jährlich viele Besucher in diese Region zieht.Am Ostersonntag reiten die katholischen Männer einer Gemeinde in Frack (Gehrock) und Zylinder auf festlich geschmückten Pferden in die Nachbargemeinde, um dieser die frohe Botschaft zu verkünden, dass der Herr (Jesus Christus) auferstanden ist. Es ist Brauch, dass die besuchte Gemeinde einen Gegenbesuch durchführt. Jeder Prozessionszug, der aus bis zu über hundert Reitern (und Pferden) bestehen kann, darf dabei den anderen nicht kreuzen - das bringt Unglück. Vorneweg reiten die Fahnenträger, die Träger der Christusstatue und des Kreuzes.
Zu Beginn der Prozession wird gemeinsam der Ostergottesdienst gefeiert, danach umreiten die Osterreiter die heimatliche Kirche, werden gesegnet und begeben sich auf den Weg die frohe Botschaft ins Land zutragen. Die Kirche bzw. der Dorfplatz, eines jeden Ortes, durch den der Zug führt, wird ebenfalls mehrmals mal umritten. Dabei werden - meist sorbische, manchmal auch deutsche bzw. lateinische - Kirchenlieder gesungen, kurz vor Ausritt aus dem Ort wird wieder laut gebetet. In der besuchten Zielgemeinde werden die Reiter beköstigt (heute seltener). Vor dem Heimritt wird gemeinsam vor dem Friedhof oder in der Kirche gebetet und die Reiter werden ebenfalls vom Pfarrer gesegnet.
Pferde und Reiter
Die oftmals reich geschmückten Pferde werden zum Teil von weit her ausgeliehen (60 km). Am Vorabend werden diese dann gebürstet und geschniegelt, die Mähnen werden geflochten, der Schwanz gekämmt und mit Schleife versehen. Das Pferdegeschirr ist aufwendig mit Muscheln oder Metallbeschlägen verziert. In den letzen Jahren sieht man immer häufiger auch frische Blumen als Schmuck.
Nimmt ein junger Mann bzw. Jugendlicher das erste Mal am Osterreiten teil, trägt er einen kleinen grünen Kranz an der Brust.
Geschichte und Ursprung
Ursprünglich ritten die heidnischen Slawen im Frühjahr um ihre Felder, um die bösen Geister (des Winters) zu vertreiben und um für eine gute Ernte zu bitten. Dieser, nicht nur slawische Brauch - heilt sich bis über die Zeit nach der Christianisierung in seiner ursprünglichen Bedeutung. Auch heute noch kann man dies in Ostro beobachten, wo die Männer vor dem eigentlichen Osterritt frühmorgens die Felder umreiten.
Wie viele ursprünglich heidnische Feste wurde auch dem Osterreiten nach der Christianisierung der Elbslawen eine neue Bedeutung zu gedacht (Vergleiche: Weihnachten liegt nicht zufällig nur 3 Tage nach der Wintersonnenwende). Aus dem ursprünglichen Umritt der Felder wurde eine Prozession zu Ehren des Auferstandenen. Gemeinsam mit vielen anderen Bräuchen spiegelt auch das Osterreiten den Ablauf des bäuerlichen Arbeitsjahres und die Bedürfnisse und Wünsche der einfachen Dorfbewohner wieder. Im Laufe der Jahunderte wurde es fest mit dem kirchlichen Kalender verwoben.
Erstmalig wurde das Osterreiten 1541 erwähnt.
die Prozession
Gegenwärtig gibt es 4 Prozessionspaare (mit Gegenbesuch) und relativ traditionellen Routen:
die Prozession Bautzen-Radibor hatte 2004 keinen Gegenbesuch. Ebenfalls ohne Gegenbesuch war die von Ostritz zum Kloster St. Marienthal. Die Prozession der Stadt Wittichenau ist die einzige, bei der auch viele Deutsche Osterreiter sich beteiligen.