Osmanisches Kalifat
Das Osmanische Kalifat (1517-1924) ist nach den Abbasiden (750-1517) und den Umayyaden (661-750) die dritte von den Sunniten allgemein anerkannte Kalifen-Dynastie. Zwischen 632, dem Todesjahr Mohammeds, und 661 herrschten die vier so genannten rechtgeleiteten Kalifen.Das Kalifat der Osmanen begann 1517, als der osmanische Sultan Selim I den in Kairo ohne eigentliche Machtbefugnisse amtierenden abbasidischen Kalifen Mutawakkil III. (1508-1517) dazu brachte ihm offiziell das Kalifat zu übertragen. Dies hatte deshalb Erfolg, weil Selim wirklich über eine herausragende Machtstellung unter allen sunnitischen Herrschern verfügte, auch wenn er nicht aus dem Stamme der Propheten Mohammeds, dem Stamme Quraisch, kam. Damit war zwar ein ursprüngliches Prinzip des Kalifats gebrochen, aber die sich immer weiter bis zum Jahre 1687 steigernde Macht des Osmanischen Reiches schaffte Fakten, die letztendlich normativ wirkten. Zwischen der offiziellen Übernahme des Kalifats 1517 und der jungtürkischen Revolution war das osmanische Kalifat nicht nur spirituelles Oberhaupt der Sunniten (zumindest theoretisch), sondern auch stärkste weltliche Macht des sunnitischen Islams. Noch im ersten Weltkrieg rief der damalige osmanische Kalif als Verbündeter des Deutschen Reiches und der Habsburgischen Monarchie alle Muslime zum Dschihad gegen die Mächte der Entente (vor allem Frankreich, Großbritannien, Russland) auf, was aber wenig Wirkung zeigte. Das spirituelle Kalifat der Osmanen dauerte bis zum 3. Marz 1924, als es durch Gesetz des türkischen Parlaments auf Initiative von Atatürk offiziell abgeschafft wurde und der amtierende Kalif wenige Tage später schmachvoll Istanbul verlies. Die Abschaffung des damals zumindest theoretisch vom Jahre 632 an ununterbrochenen andauernden Kalifats war ein absolut revolutionärer Schritt, den viele Suniten kaum verschmerzen konnten.
Deshalb versuchte im Jahre 1925 der Haschemit Hussein, König von Hedschas in Mekka, der aus der Familie des Propheten Mohammeds stammte, das Kalifat für sich zu erringen, ohne jedoch allgemein anerkannt zu werden. Als die Dynastie der Al-Saud dann das 1926 Gebiet des Hedschas in dem die heiligen Stätten Mekka und Medina liegen, eroberte und 1932 in ihr neues Königreich Saudi-Arabien eingliederte, wurde dieser neue Kalif endgültig zur tragischen Gestalt, die weder spirituelle noch weltliche Macht ausüben konnte. Die Engländer setzten später zwei Söhne dieses "Kalifen" als Könige des Irak und Transjordaniens ein. Das heutige jordanische Herrscherhaus geht auf diesen "Kalifen" von Mekka zurück.
Siehe auch: Kalifat