Orientalismus
Mit dem Begriff Orientalismus (englisch: "Orientalism") bezeichnet Edward Said den eurozentristischen Blick auf die Gesellschaften des vorderen Orients, beziehungsweise die arabische Welt.Mit Hilfe der Ansätze von Michel Foucault analysiert Said Werke westlicher Wissenschaftler und Schriftsteller und arbeitet dabei heraus, dass es hierbei nicht um eine objektive Betrachtung der Situation geht. Vielmehr drückt sich in den Arbeiten ein kolonialistischer Ansatz aus, der dem Machtverhältnis zwischen Kolonialisten und Kolonialisierten entspricht.
Westliches Denken ist geprägt davon, Definitionen über Gegensätze herzustellen. Während der "Westen" als die Zivilisation an sich angesehen wird erscheint der Orient mysteriös und bedrohlich. Durch Herrschaftswissen sehen sich westliche Autoren in der Lage, die Situation und die Menschen des Orients zu definieren und nehmen ihnen damit ihr Selbstbestimmungsrecht. Aus dieser Definitionsmacht resultieren exotistische, kulturalistische und auch offen rassistische Bilder, welche der Legitimierung der Kolonialisierung des Orients dienten.
Diese Arbeit ist eine wichtige Grundlage für die postkoloniale Wissenschaft, die mit Saids Ansatz bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse überprüft und an verschiedenen Beispielen aufzeigen konnte, wie sehr das Verhältnis zwischen Europa und anderen Regionen wie der Balkan, Indien oder China von kolonialistischen Annahmen geprägt wird.
Kritik an orientalistischen Positionen hat es schon lange vor Saids Veröffentlichungen gegeben. So hat Nâzım Hikmet 1935 gegen die romantisierenden und exotistischen Positionen des französischen "Türkeiliebhaber" Pierre Loti gewettert:
- "Doch
- es gab
- weder gestern
- noch gibt es heute
- weder gestern
- so einen Orient und es wird ihn
- auch morgen
- nicht geben!"
- nicht geben!"
- auch morgen
siehe auch: Kulturalismus, Exotismus