Optische Täuschung
Eine optische Täuschung ist eine bildliche Darstellung, die in der Wahrnehmung (Zusammenspiel von Auge, Sehnerv und Gehirn) einen verzerrten Eindruck der objektiv messbaren Gegebenheiten erzeugt. Geraden wirken zum Beispiel gekrümmt in kontrastreichen Bildern. Komplementärfarben entstehen bei einseitiger Belastung der Netzhaut des Auges.Optische Täuschungen werden in der Wahrnehmungspsychologie untersucht, da aus ihnen Rückschlüsse über die Verabeitung von Sinnesreizen im Gehirn gewonnen werden können. Optische Täuschungen nutzen dabei meist geschickt die Tatsache aus, dass die Wahrnehmung subjektiv ist und vom Gehirn beeinflusst wird.
Bekannt für ausgefeilte optische Täuschungen ist der Künstler M. C. Escher.
Da Farben definitionsgemäß Empfindungen, nicht Eigenschaften der Körper selbst sind (siehe auch Farbwahrnehmung und Metamerie), ist es im Falle von Farb-"Täuschungen" eigentlich nicht richtig, von einer Täuschung zu sprechen, denn die Empfindung ist ja durchaus real.
Das Quadrat rechts im Bild besteht aus 17 mal 17 abwechselnd dunklen und hellen Teilquadraten. In einigen der dunklen Teilquadrate sind die Ecken durch kleine helle Quadrate gestört. Es entsteht der Eindruck, als wären die nachweisbar geraden Trennlinien zwischen den Teilquadraten gekrümmt. Bei genauerer Untersuchung ist festzustellen, dass die schwarzen Flächen eingeschnürt erscheinen. Dieser Effekt gibt eine Begründung für den in der Mode gebräuchlichen Spruch "Schwarz macht schlank".
Wenn man etwa eine halbe Minute lang auf das grüne Quadrat im Bild rechts starrt und anschließend auf die freie Fläche daneben, so erscheint darauf ein rötliches Quadrat. Wir sehen ein Nachbild auf der Netzhaut in der Komplementärfarbe zum grünen Quadrat.
Hinweis: Nicht jeder, der zum ersten Mal damit konfrontiert wird, nimmt diese Einfärbung wahr. Offenbar gibt es hier Korrekturmaßnahmen, die diesen Sinneseindruck unterdrücken. Es kann helfen, wenn man etwas länger starrt und die Augen dabei auf unendliche Sehweite einstellt.
Unser Auge mit seiner Pupille verarbeitet Helligkeitsunterschiede von mehreren Größenordnungen. Was wir in der Dämmerung als hell wahrnehmen, erscheint bei Sonnenlicht dunkel. Physikalisch ist die Interpretation korrekt. Die Erfahrung setzt unser Gehirn auch beim Betrachten des Bildbeispiels rechts ein. Das Quadrat B liegt im Schatten. Dem Muster folgend muß es ein weißes Quadrat sein, viel heller als das dunkle Quadrat B. Absolut betrachtet sind beide Quadrate gleich hell!
Schalten wir die Interpretation der Helligkeitsabfolge als Schachbrettmuster aus, zum Beispiel durch einen weißen Balken im Ausschnitt unten rechts, vereinfacht sich der objektive Helligkeits-Vergleich beider Quadrate.
Siehe auch: Pulfrich-Effekt, Fata Morgana, Vexierbild, Anamorphose, Mondtäuschung, Machsche Streifen, Akustische Täuschung, T-Figur-Illusion, Op-Art, Trompe-l'oeilBeispiele
Relativität von "Gerade"
Relativität von Farbe
Relativität von Helligkeit
Relativität von Größe
Das Bild rechts zeigt einen Säulengang mit mehreren Schwesternpaaren. Das Paar im Vordergrund erscheint kleiner als das mittlere Paar. Das hintere Paar erscheint am größten.
Ein Nachmessen beweist: alle drei Paare sind gleich groß. Unser Auge liefert zwar ein Bild auf der Netzhaut, die Bedeutung erschließt sich erst durch die Verarbeitung im Gehirn. Das Bild ist flach, dennoch erkennen wir einen Weg, der von vorne nach hinten verläuft und einen Eindruck von Tiefe vermittelt. Wir folgern, dass Gegenstände am unteren Rand uns nah, in der Bildmitte weiter von uns entfernt sind.
Die Bildverarbeitung im Gehirn geht davon aus, dass Gegenstände mit zunehmender Entfernung kleiner werden. Wir wundern uns nicht etwa über den Zwergenwuchs der Frau im roten Mantel, verglichen zu der Person links im Bild; sie ist nur weiter weg.
Wir interpretieren das Paar im Vordergrund als nah. Wäre es in Wirklichkeit genauso groß wie das mittlere Paar, müsste es auf dem Bild größer erscheinen. Da es auf dem Bild aber nur genauso groß ist, folgert das Gehirn, dass die Personen in Wirklichkeit kleiner sein müssen.
Das gleiche gilt für das hintere Paar. Wir hätten eine Länge auf dem Bild erwartet, die der der Frau im roten Mantel entspricht. Statt dessen sehen wir es in mehr als doppelter Größe. Für unseren Bildverarbeitungsprozess sind diese beiden Personen im Hintergrund Riesen.