Operaismus
Operaismus ist eine marxistische Strömung, die im Italien der 60er Jahre entstanden ist. Das Wort kommt aus dem italienischen operaia für Arbeit. Die Theorie des Operaismus geht im Gegensatz z.B. zur Wertkritik davon aus, dass es immer die kämpfenden Subjekte sind, die in sozialen Kämpfen die Geschichte voranbringen. Dem "autonomen Subjekt" Kapital der von der kritischen Theorie Horkheimer und Adornos inspirierten Wertkritik wird das kämpfende "autonome Subjekt" "ArbeiterIn" gegenüber gestellt.
Table of contents |
2 Postoperaismus 3 Literatur 4 Weblinks |
Entstehung der Theorie
theoretischer Ausgangspunkt
Theoretischer Ausgangspunkt war die Anfang der 60er Jahre u.a. von Rainiero Panzieri gegründete Zeitschft "Quaderni Rosse" (Rote Hefte). Gegen die historisierende, von Antonio Gramsci beeinflusste, Lesart der marxschen Theorie rückten die Quaderni Rossi den Faktor Disziplin stärker ins Zentrum. Die Entwicklung der Produktivkräfte folgt nicht automatisch einem historischen Gesetz (Geschichtsdeterminismus), sondern muss notwendig flankiert werden von einer beständigen Disziplinierung und Zurichtung der im Arbeitsprozess stehenden Personen. An dieser Stelle können daher Kämpfe zur Überwindung des Kapitalismus einsetzen. Arbeitsverweigerung, Krankfeiern, Sabotagen am Arbeitsplatz zersetzen die notwendige Disziplin, stören die Entwicklung der Produktivkräfte und führen so zu Krisen und zur möglichen Revolution. Als Mittel der Bewußtseinsbildung und Agitation wurde von den Operaisten auch der bereits von Marx erstmals entwickelte "Arbeiterfragebogen" verwendet. Über die teilnehmende Analyse der "Klassenzusammensetzung" in sog. militanten Untersuchungen sollte der spezifische Ansatzpunkt effektiver Kämpfe durch die und mit den ArbeiterInnen entwickelt werden.
historischer Ausgangspunkt
Die historische Situation zur Zeit der Entstehung des Operaismus in Italien stellte sich folgendermaßen dar. Junge ArbeiterInnen fühlten sich damals von der kommunistischen Partei und den Gewerkschaften nicht mehr vertreten, da diese an ihren konkreten Problemen mit der Fabrikdisziplin nicht interessiert war und sich mit dem System arrangiert hatten. So kam es zu wilden Streiks in deren Folge eine breite soziale Bewegung entstand. Im Gefolge des massiven Aufschwunges der sozialen Bewegungen im "Heissen Herbst" von 1969 traten neben dem "Massenarbeiter" neue ProtagonistInnen auf die Bühne. Aus der theoretischen und praktischen Kritik von StadtindianerInnen, FeministInnen und anderen AkteurInnen entwickelte sich die These vom "operaio/a sociale" (gesellschaftlicheR AbeiterIN). Diese Figur stand nach der Auflösung der linksradikalen Organisationen Anfang der 70er Jahre zunehmend im Zentrum von Theorie und Praxis der Autonomie. Die Bewegung der Autonomen agierte dezentral, vielfältig und militant. Nicht zuletzt über die Kriminalisierung (eine direkte Verbindung zwischen bewaffneten Gruppen wie den Brigate Rosse und den Autonomen wurde von Staat und Medien konstruiert) wurde die Bewegung der "autonomia" nach einem erneuten Aufflammen der sozialen Kämpfe 1977 schließlich durch den italienischen Staat massiv verfolgt und letztlich zerschlagen. Tausende wurden unter dem Vorwurf des Terrorismus oder auch nur der Sympathie mit Terroristen verhaftet, darunter auch der seit seinem gemeinsam mit Michael Hardt verfassten linken Bestseller Empire bekannte politische Theoretiker Antonio Negri.
Postoperaismus
Der Postoperaismus steht zwar in der Tradition des italienischen Operaismus, verbindet dessen Ansätze jedoch mit theoretischen Aspekten des französischen Poststrukturalismus.
Bekannte Vertreter sind Antonio Negri, Michael Hardt, Maurizio Lazzarato
siehe auch: John Holloway
Literatur
Weblinks