Obszönität
"obszön", lat. "schlüpfrig", "unanständig", "schamlos", "unzüchtig". Veralteter Begriff im Zusammenhang mit Sex und Erotik. Als obszön gelten Gegenstände, verbale Äußerungen (z.B. Witze und Schimpfwörter), Gesten (z.B. "Stinkefinger") oder andere Handlungen (z.B. Exhibitionismus), die das Schamgefühl einer Person verletzen.Obszönität bedeutet immer auch Tabu-Bruch, Grenzverletzung und - im weiteren Sinne - Vergewaltigung. Weil sie aber von den Moralvorstellungen einer Zeit, Kultur, Gesellschaft, Gruppe oder dem ganz persönlichen Empfinden Einzelner abhängt, lässt sich die Grenze zwischen Nicht-Obszönem und Obszönem nicht allgemeingültig bestimmen. Annäherungsweise lässt sich sagen, dass insbesondere jede Form öffentlich praktizierter Sexualität mit hoher Wahrscheinlichkeit als obszön empfunden wird.
Table of contents |
2 Obszönität als Mittel des Protests 3 Obszönität in der Literatur |
Obszönität wird, wie auch andere Möglichkeiten zur Provokation, von der Werbung gezielt eingesetzt, um die Aufmerksamkeit potentieller Kunden auf eine Ware oder eine Dienstleistung zu lenken – man denke etwa an die umstrittene Plakat-Kampagne des italienischen Bekleidungs-Herstellers Benetton.
Obszönität lässt sich in der Geschichte auch immer wieder als Phänomen der Auflehnung, des Protests und der Abgrenzung der Jüngeren gegenüber den Älteren beobachten. Die junge Generation setzt dabei das Obszöne gegenüber dem Establishment mit dem Ziel ein, als unzeitgemäß empfundene Tabus und andere Grenzen aufzubrechen – man denke etwa an die Rock-Generation (die Musik der Beatles und die Hüftbewegungen von Elvis Presley wurden seinerzeit von vielen Älteren als obszön empfunden), an die 68er, das Woodstock Festival, an Punks, Skinheads und Grufties sowie an die Love-Parade in Berlin.
Hier wird deutlich, dass das Obszöne insbesondere in der Musik eine Rolle spielt. Man denke etwa an Frank Zappa und an die für ihre provokativen Texte und ihr schockierendes Auftreten bekannten Sex Pistols, die wegen des Titels ihrer LP "Never Mind The Bollocks" der Obszönität angeklagt wurden und sich vor Gericht verantworten mussten.
In der bildenden Kunst, vor allem aber in der Literatur spielt das Obszöne ebenfalls eine Rolle - etwa bei Gaius Petronius Arbiter (Satyricon), Giovanni Boccaccio (Decamerone), Donatien A. Fr. Marquis de Sade (Die Wonnen des Lasters), Giacomo Casanova, James Joyce (Ulysses), Vladimir Nabokov (Lolita), Elfriede Jelinek, Charles Baudelaire, Charles Bukowski, Anaïs Nin (Das Delta der Venus) und William S. Burroughs (Naked Lunch). Bei vielen der genannten Autoren wurde Obszönität als Argument für die Zensur ihrer Werke ins Treffen geführt (siehe auch Geschichte der Zensur).
siehe auch: Schundliteratur, Sieben schmutzige Wörter, öffentliches ÄrgernisObszönität als Mittel der Werbung
Obszönität als Mittel des Protests
Obszönität in der Literatur