Obersalzberg
Der Obersalzberg ist ein Berg bei Berchtesgaden, der seit 1923 Hitlers Feriendomizil war. Er wurde nach 1933 zu einer Befestigunsanlage und einem zweiten Regierungssitz neben Berlin ausgebaut. Heute befindet sich an Stelle des Berghofs, oft fälschlich Alpenfestung genannt, ein Dokumentationszentrum über die nationalsozialistische Vertreibungsprasxis, welches vom Institut für Zeitgeschichte in München im Auftrag des Freistaates Bayern unterhalten wird.
Anfänge
Adolf Hitler hatte seit den 1920er Jahren ein Haus, genannt Berghof, in das er sich häufig zurückzog, um sich zu erholen. Anfangs noch ein kleines, von Hitler gemietes Holzhaus im Stile einer Sommerfrische, genannt Haus Wachenfeld, entwickelte sich der Berghof bis 1945 durch mehrere Umbauten zu einem ganzen Komplex von SS-Kasernen, Gästehäusern, Gutsbetrieb und Bunkern. Dabei wurden benachbarte Grundbesitzer unter Leitung des Reichsleiters und Sekretär des Führers Martin Bormann ohne große Rücksichtnahme enteignet, vertrieben oder - wenn sie Glück hatten und kooperierten - finanziell entschädigt. So bestätigen Urkunden der Dokumentationsstelle Obersalzberg, dass der Fotograf Brandner Hansl, der mit dem Verkaufserlös seines Grundstückes nicht zufrieden war, noch in der selben Nacht für zwei Jahre in das Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde. Insgesamt wurde Land von 57 Grundbesitzern erkauft, bzw. enteignet.
Unter anderem siedelten sich auch Hermann Göring, Martin Bormann und Albert Speer in der Nachbarschaft des Berghofes an. Folglich wurde das gesamte Berchtesgadener Land hinauf zum Führersperrbezirk ernannt.
6.000 Arbeiter arbeiteten an der Fertigstellung der Alpenfestung, bis in die letzten Kriegstage hinein. Sie errichteten unter dem Berg einen weitverzweigten Bunker, in dessen Umfeld zwei Kasernen und ein Flugplatz entstanden.
In Bischofswiesen wurde eine Filiale der in Berlin befindlichen Reichskanzlei gebaut.
Dazu das heute noch belebte Kehlsteinhaus, das von den Alliierten den Beinamen „Adlerhorst“ (Eagle's Nest) bekam:
Allein die Straßenbauarbeiten dabei waren meisterhaft. Wo die Straße nach 1.700 m kurz vor dem Gipfel endet, führt ein Gang 134 m weit in den Fels hinein, wo ein Lift im Berg die restlichen 134 Höhenmeter hinauf in das Haus überwindet. Es ist belegt, das für diese Baumaßnahmen keine Zwangsarbeiter, sondern italienische Spezialisten angeheuert wurden. Um ein Zusammenkommen dieser mit ortsansässigen Frauen zu vermeiden, wurde sogar ein Bordell eingerichtet. Ferner kam es auf dem Obersalzberg zu keinen Folterungen, Tötungen oder Misshandlungen an den Arbeitern. Das Projekt "Kehlsteinhaus" kostete nach heutigen Maßstäben ca. 150. Mio €. Das Kehlsteinhaus wurde von Martin_Bormann, der das Konzept alleine erarbeitete, stellvertretend für die NSDAP, an deren Vorsitzenden Adolf Hitler zum 50. Geburtstag überreicht. Hitler selbst jedoch besuchte das Haus relativ selten, da ihm die Ausflüge dorthin zu lang und riskant waren. Vor allem kritisierte er, dass der Aufzugsschacht nicht sicher gegen Blitzeinschläge ist, und auch einem Überraschungsangriff der Alliierten mit Bombern wäre man schutzlos ausgeliefert.
Es galt als besondere Auszeichnung für Politiker und Parteimitglieder, von Hitler auf dem Obersalzberg im "privaten Rahmen" empfangen zu werden. Hitler pflegte ein unspektakuläres Privatleben, umgeben von einem Kreis aus Adjutanten, deren Frauen, Kindern, alten Parteifreunden. Eva Braun, die inoffizielle Hausherrin, lud dabei öfters Verwandete und Freunde auf den "Berg". Häufig auch wenn Hitler in Berlin, München oder während des Krieges in seinen Führerhauptquartieren lebte und arbeitete.
Am 25. April 1945 wurde Berchtesgaden von Lancaster-Bombern der Royal Air Force mit fast 1.300 Bomben angegriffen. Nach diesem Angriff waren sämtliche Gebäude beschädigt. Abziehende SS–Truppen, die sich bis 1945 dort aufhielten, zerstörten einen Großteil der Gebäude. Die Reste wurden nach Kriegsende von den Alliierten gesprengt.
Historikern zufolge änderte sogar der US-amerikanische General Dwight D. Eisenhower, der Oberkommandierende der Alliierten, seine Pläne zur Eroberung der Reichshauptstadt Berlin. Eisenhower befürchtete, dass sich die SS und andere Elitetruppen in der Alpenfestung verschanzen könnten. So ließ er seine Truppen nach Süden schwenken, um deutschen Truppen den Rückzug in die Alpenfestung abzuschneiden. Dies gab der wiederum der Roten Armee einen zeitlichen Vorsprung, die weit nach Mitteldeutschland vorstoßen und Berlin erobern konnte.
Nur der Plattenhof, der ehemals Eva Braun als Versteck diente, blieb zunächst übrig. Im Jahre 2000 wurde das Gebäude abgerissen, da es im Zuge des wachsenden Tourismus im Berchtesgadener Land Parkplätzen für Busse weichen musste.
Auf Hitlers ehemaligen Berghof stehen heute Buchen. Nur vereinzelt ranken Betonteile und Eisenarmierungen aus dem Boden, die an die Alpenfestung erinnern. Reste des freigelegten Bunkers können heute noch besichtigt werden. So sind Teile der Bunkeranlagen in das "Dokumentationszentrum Obersalzberg" integriert und können während der Ausstellungsöffnungszeiten begangen werden.
Umbau
Hitlers Wohnhaus wurde dabei nach Plänen des Diktators selbst zu einem repräsentativen Wohnsitz umgebaut. Zentrum war die große Wohnhalle mit dem spektakulären riesigen versenkbaren Panoramafenster.Nutzung
Häufig verbrachte Hitler mehrere Monate im Jahr auf dem Obersalzberg, um sich von der Alltagspolitik in Berlin und München zu "erholen".Zerstörung
Am 22. April 1945 wurde der Obersalzberg von den Amerikanern zum ersten und letzten Mal im Krieg angegriffen und bombardiert. Der ganze Komplex auf dem Obersalzberg wurde schwer getroffen und mehrheitlich zerstört, während der Diktator selber in Berlin im Führerbunker saß und nur noch wenige Tage zu leben hatte.Dokumentationszentrum Obersalzberg
Das 1999 eröffnete Dokumentationszentrum Obersalzberg arbeitet die NS-Zeit am Obersalzberg und die Auswirkungen der NS-Politik auf Deutschland und die ganze Welt auf. Es steht dort wo früher das Gästehaus stand. Aussteller ist, im Auftrag des Freistaates Bayern, das Institut für Zeitgeschichte in München.