Obersachsen
Der Begriff Obersachsen meint im Unterschied zu Niedersachsen die Landschaften des ehemaligen Kurfürstentums Sachsen, des ehemaligen Königreiches Sachsen. Heute sind das Teile der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.
Im Jahr 1500 erneuerte der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Maximilian I. (1459-1519)
die schon im Mittelalter bestehende Einteilung des Reichs in Reichskreise (zunächst sechs, seit 1512 zehn). Einer davon war der obersächsische Reichskreis, der neben allen
wettinischen Territorien auch die anhaltischen Fürstentümer, das Kurfüstentum Brandenburg und das Herzogtum Pommern umfasste.
Auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gehörte lediglich das Erzbistum Magdeburg (mit Halle/Saale) sowie die Reichsstädte Nordhausen und Mühlhausen nicht zu Obersachsen, sondern zum niedersächsischen Reichskreis. Die Reichskreise bestanden bis zum Ende des „ersten“ Reichs im Jahre 1806.
Der Wiener Vertrag von 1815 führte dazu, dass das Herzogtum Pommern sowie große Teile des Königreiches Sachsen zu preußischen Provinzen wurden. Auch Magdeburg, Nordhausen und Mühlhausen sowie die vorher mainzischen Gebiete Erfurt und Eichsfeld gehörten zur preußischen Provinz Sachsen.
Bei der Gründung des „zweiten“ Reichs im Jahr 1871 bestanden neben den beiden Königreichen (Preußen im Norden des ehemaligen obersächsischen Reichskreises; Sachsen im Südosten)
noch vier sächsisch-ernestinische Herzogtümer, zwei Fürstentümer Reuß sowie zwei Fürstentümer
Schwarzburg im Südwesten.
Nach dem Ende des „zweiten“ Reichs wurden aus den beiden Königreichen sowie aus dem Fürstentum Anhalt Freistaaten; die südwestlichen obersächsischen Territorien vereinigten sich am 1. Mai 1920 zum Land Thüringen (ohne Coburg, das sich an den Freistaat Bayern anschloss).
Durch die Reichsgesetze vom 31. März 1933 und 7. April 1933 wurden die deutschen Länder „gleichgeschaltet“, als Führer der Landesregierungen fungierten „Reichsstatthalter“ (für das Land Anhalt in Personalunion mit dem Land Braunschweig).
Am 1. Juli 1944 kamen Erfurt (vorher: preußische Provinz Sachsen; diese wurde gleichzeitig in die beiden preußischen Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg geteilt) und Schmalkalden (vorher: preußische Provinz Hessen-Nassau) zu Thüringen.
Nach der Kapitulation des Deutschen Reichs am 8. Mai 1945 wurden die beiden Länder Sachsen und Thüringen wiederhergestellt. Die beiden preußische Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg wurden im August 1945 mit dem ehemaligen Freistaat Anhalt vereinigt und „Provinz Sachsen-Anhalt“ (des Landes Preußen?) genannt. Diese Provinz wurde gleichzeitig mit der formellen Auflösung des Landes Preußen am 25. Februar 1947 zum „Land Sachsen-Anhalt“.
siehe auch: Geschichte SachsensGeschichte