Nowaja Semlja
Nowaja Semlja (russ neues Land) bezeichnet eine russische Doppel-Insel, die zwar nordwestlich des asiatischen Festlands im eisigen Nordpolarmeer liegt, aber zu Europa gezählt wird.
Table of contents |
2 Klima 3 Wirtschaft und Forschung 4 Geophysik 5 Geschichte 6 Weblinks |
Die sichelförmige Doppelinsel ist die östliche Begrenzung der Barentssee und die westliche der Karasee. Letzteres ist das "innereurasische" Mündungsmeer der großen sibirischen Ströme Ob und Jenissei, was für das feuchte Inselklima Bedeutung hat.
Die fast menschenleere Inselgruppe besteht hauptsächlich aus zwei großen (Nord- und Südinsel genannt) und zahlreichen kleinen Inseln. Zusammen sind sie 82.800 km² groß. Getrennt werden die beiden Hauptinseln durch die Matotschkinstraße. Nowaja Semlja ist insgesamt knapp 900 km (Mittellinie) lang und liegt zwischen 470 und 1.175 km jenseits des Nördlichen Polarkreises:
Geografie
Das Ural, das sich auf dem asiatischen Festland südlich der Karastraße, der Waigatsch-Insel und der Jugorstraße sowie nordwestlich der Karasee anschließt, kann als die südliche Fortsetzung der Doppelinsel Nowaja Semlja angesehen werden.
Das Klima, das wie breits erwähnt von der Karasee und den Strömen, die in diese münden, mitbestimmt wird, ist eiskalt, stürmisch und niederschlagsreich. Nur in einigen Wochen im Sommer ist die Westküste von Nowaja Smelja schneefrei.
Die Inseln haben ca. 100 Einwohner. Die meisten Einwohner gehören der Urbevölkerung, den Samojeden, an.
Die Fischerei und die Pelztierjagd spielt für Nowaja Semlja eine große Rolle. Zu den Pelztieren gehört der Polarfuchs, der Polarwolf und der Eisbär. Daneben werden vor allem Kupfer und Steinkohle abgebaut.
Seit 1960 war Nowaja Semlja Testgebiet für Kernwaffenversuche. Hier war es auch, wo die größte jemals gezündete Atombombe explodierte. Die Sowjetunion testete dort eine 50-Megatonnen-Bombe namens "Zar".
Verschiedene Forschungsstationen auf den Inseln dienen der Meteorologie und der Geophysik - unter anderem zur Erforschung von Wind- und Meeresströmungen, des Erdmagnetfeldes und der Polarlichter, die oft in der Ionosphäre durch Einfluss der Sonnenaktivität ausgelöst werden. Eine Konzentration solcher Forschungen erfolgte ab dem IGY 1957/58 und bei späteren internationalen Kooperationen.
Um 1980 untersuchten New Yorker Geophysiker die starken seismischen Wellen, welche zwei Nukleartests auf Nowaja Semlja 1971 und 1974 hervorgerufen hatten. Sie analysierten, dass der innere Erdkern jährlich um 1° rascher rotiert als der Erdmantel. Diese Sensation hielt aber nicht lange vor, weil sie auf einer fehlerhaften Annahme fußte.
Ein weiteres Projekt analysierte nicht die am Kern reflektierten, sondern die gestreuten Erdbebenwellen. Aus den Differenzen der Laufzeiten von 1971/74 errechneten die Wissenschafter, daß der Kern tatsächlich dem Erdmantel "vorauseilt", aber nur um 0.15° pro Jahr. Diese Resultate (siehe Nature Bd. 405) haben große Bedeutung für die Physik des gesamten Erdkörpers und sogar für Erdrotation und Astronomie. Die Nukleartests der Russen haben im nachhinein also auch Vorteile gehabt.
Die Russen kennen Nowaja Semlja trotz seiner nördlichen Lage wahrscheinlich schon seit dem 11 und 12. Jahrhundert. Doch erst im 16. Jahrhundert wurden Westeuropäer auf die Doppelinsel aufmerksam, als man nach einer möglichen Nordostpassage von Europa zum Pazifik suchte: 1553 landete der erste Europäer auf der Insel, Hugh Willoughby. 1594-97 erforschte der Holländer Willem Barents die Inseln, unternahm dabei die erste Überwinterung in der Arktis und starb 1597 dort.
In Nowaja Semlja lagen jene zwei Schiffe vor Anker, welche die österreichische Nordpol-Expedition von Payer-Weyprecht nach ihrer langen Eis- und Bootsfahrt aufnahmen. Die 24 Forscher bzw. Matrosen waren im August 1872 in ihrem Schiff Tegetthoff um 2 Monate zu früh vom Packeis eingeschlossen worden und mussten zweimal bei -50° überwintern. Im Frühjahr 1873 hatten sie Franz Josef-Land entdeckt und es im darauffolgenden Jahr vor ihrer geglückten Rückkehr erkundet.
Siehe auch: Sewernaja Semlja, Sibirien, Nordost-Passage, Arktis, Hauptinsel, Packeis, Walfang, Internationales Geophysikalisches Jahr, Nordlicht, innereurasische Grenze Klima
Wirtschaft und Forschung
Geophysik
Geschichte