Niederländische Ostindien-Kompanie
Die Niederländische Ostindien Kompanie (niederländisch: Vereenigde Oostindische Compagnie; abgekürzt: V.O.C. bzw. VOC oder Kompanie (Compagnie)), gegründet 1602, offiziell liquidiert 1799, Sitz in Amsterdam und Middelburg, größte Handelsunternehmung des 17 und 18. Jahrhundert.
der Compagnie]]Das Hauptquartier der Handelsschiffahrt befand Jakarta) auf Java (Indonesien). Weitere Niederlassungen auf anderen Inseln Indonesiens gegründet. Ein Handelsposten lag auch auf Deshima, einer künstlichen Insel vor der Küste von Nagasaki (Japan), weitere in Persien (heute: Iran), Bengalen (heute: Bangladesh und Indien, Ceylon (heute: Sri Lanka), Formosa (heute: Taiwan) und Südindien.
Die wirtschaftliche Stärke der V.O.C. beruhte vor allem auf der Kontrolle der Gewürzroute von Hinterindien nach Europa. Das in sechs Kammern (Kamers) strukturierte Unternehmen war das erste, das Aktien ausgab. Nach dem Vierten Englisch-Niederländischen Krieg (1780-1784) kam die Kompanie in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1799 liquidiert.
Während zweier Jahrhunderte des in vielen Bereichen monopolisierten Handels hatte die V.O.C. zirka 4700 Schiffe unter Segel, auf denen insgesamt zirka eine Million Menschen transportiert wurden. (Dabei entfällt auf das erste Jahrhundert zirka ein Drittel, auf das zweite entfallen zwei Drittel an Schiffen und Menschen). Der Handelswert der nach Europa transportierten Ware betrug im ersten Jahrhundert (1640-1700) 577 Mill. fl. und im zweiten (bis 1795) 1,6 Mrd. fl. Die einzige Konkurrentin der V.O.C., die English East India Company (E.I.C.), gegründet 1600 in London, konnte sich nicht gegen die V.O.C. durchsetzen. Lediglich gegen Ende des 17. Jahrhunderts fand sich eine kurze Phase, während der die E.I.C. zu einer ernstzunehmenden Konkurrentin erstarkt war.
Ende des 15. Jahrhunderts erreichten als erste portugiesische Schiffe Indonesien über das Kap der Guten Hoffnung. Erst ein Monopol, dass die Portugiesen vor allem auf importierte Gewürze beanspruchten, führte dann zu einem Zusammenschluss von neun niederländische Kaufleuten zu einem Verband, der 1595 (bis 1597) erstmals eine Schiffflotte nach Asien schickte. Die Expedition dieses Verbandes, der Eersten Schipvaart der Compagnie van Verre (Amsterdam), veranschaulichte dann im Heimatland, was möglich war. 1600 vereinigten sich die Amsterdamer Gesellschaften zur Geünieerde Amsterdamse Oostindische Compagnie, der der Amsterdamer Bürgermeister ein Handelsmonopol für Asien ausstellte.
In der Reaktion auf die Amsterdamer Machtkonzentration im Überseehandel bildeten sich nun aber ähnlich aufgebaute Unternehmungen in Zeeland, Hoorn, Delft und Enthuizen. Erst der Krieg der Niederlande mit Spanien und Portugal machte es unumgänglich, die kleinen und allein hilflosen Verbände (die unter diesem Aspekt in der Literatur auch voorcompagnieën genannt werden) zusammenzuschließen. Unter Führung von Johan van Oldenbarneveldt und dann nachfolgend der den Generalständen (Staten Generaal) wurde die Fusion der Compagnien vorzubereiten begonnen. Die zuerst noch zurückhaltenden Zeeländischen Compagnien schlossen sich nach Intervention des Prinzen Maurits diesem Unternehmen an, sodass am 20. März 1602 die föderal strukturierte V.O.C. begründet werden konnte.
Die Staten Generaal sicherten mit der Generale Vereenichde Geoctroyeerde Compagnie der VOC ein erst einmal auf 21 Jahre beschränktes Handelsmonopol (octrooi) für den Warenverkehr zwischen den Niederlanden eierseits und dem Gebiet östlich des Kaps der Guten Hoffnung und westlich der Magellan-Straße andererseits, dem sog. octrooigebied (der Handelszone) zu.
Die Direktoren in der V.O.C. zusammengeführten Gesellschaften wurden die Vorstände der V.O.C. Da hiervon jedoch acht Sitze auf Amsterdamer voorcompagnieën entfielen und die acht anderen auf alle weiteren Gesellschaften, befürchteten die Zeeländer weiterhin die Vorherrschaft Amsterdams. Die Zeeländer Forderung, jeder regionalen Kammer die gleichen Stimmrechte einzuräumen aber scheiterte nun am Widerstand Amsterdams, so dass schließlich ein Kompromiss darin gefunden wurde, einen siebzehnten Sitz einzurichten, der im Wechsel von einem Nicht-Amsterdamer besetzt werden sollte. Von den 16 Direktoren (bewindhebbers) kamen so:
So bestand der Vorstand der VOC aus einer föderalen Struktur, die der ähnelte, die sich auch politisch zwischen Holland, Zeeland und den Städten entwickelt hatte. Die Direktoren der VOC waren Abgeordnete ihrer Kammern. Eine vor den Versammlungen von der präsidierenden Kammer versandte Agenda erlaubte allen Kammern, ihre Abgeordneten genau zu instruieren. Für unvorhergesehene Verhandlungspunkte wurde sodsnn auch die Versammlung zu Konsultationen der Abgeordneten mit den Heimatkammern unterbrochen.
Das niederländische Parlament sicherte der V.O.C. mit einer Charta formell das Handelsmonopol für alle Gebiete östlich des Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) und westlich der Magellanstraße (Südamerika) zu. Die Charta begründete einige der souveränen Rechte der Compagnie, wie das der Kriegsführung. Noch 1602 begann auch eine erste Expedition zu den »Gewürzinseln«, den Molukken (Maluku). Dennoch stellte das von den Niederländischen Staaten gewährte Monopol eine besondere Herausforderung für die Compagnie da. Das Monopol war zwar zeitlich limitiert, jedoch weit weniger begrenzt, als eine einzelne Handelsexpedition es gewesen wäre. Die Nutzung des Monopols in der Praxis aber erforderte einen beträchtlichen finanziellen Aufwand, den die einzelnen Kammern nicht zu tragen in der Lage oder bereit waren. Allein schon die erste Flotte von vierzehn Schiffen (vloot van veertien schepen) musste hierzu zu einem nicht nur erfolgreichen, sondern auch auf Jahrzehnte zu etablierenden Asienhandel beträchtlich vergrößert werden.
So beschloss der Vorstand die (historisch erstmalige) Finanzierung der Compagnie aus der Begabe von Aktien. Während vorherige Finanzierungen eher mittelfristigen Schuldverschreibungen entsprachen, sich also auf Schiffladungen bezogen, blieben die Aktionäre (participanten) der V.O.C. zehn Jahre an ihre Anlage gebunden. Nach der verzinsten Rückzahlung 1612 wurde den Aktionären dann die Möglichkeit geboten, für weitere zehn Jahre zu zeichnen. Hinzu kam eine Dividendenzahlung. Darüber hinaus aber hatten die Aktionäre keine Mitspracherechte in der V.O.C. Dies änderte sich auch 1622/23 kaum, als die Rechte der Compagnie um weitere zwanzig Jahre verlängert wurden.
Der schnelle Aufschwung der Compagnie und die faktische Realisierung der Monopole war also vor allem der so erlangten Finanzkraft der Organisation zuzuschreiben. Hierdurch war es möglich, umfangreiche militärische Operationen im asiatischen Raum zu finanzieren, die das Monopol vor allem im Gewürzhandel auch faktisch sicherten. 1622 kam nach der Eroberung des Banda Archipelago das Monopol für Muskatnuss und Muskatblüten hinzu, später dann das für Nelken. Nach der Vertreibung der Portugiesen von Ceylon wurde schließlich auch Zimt gehandelt.
Zur Sicherung der Handelswege wurde 1619 durch Jan Pieterszoon Coen im eroberten Jayakarta (heute: Jakarta) die befestigte Stadt Batavia gegründet, nachdem es in Jayakarta schon seit 1611 eine Handelsniederlassung der V.O.C. gab. 1641 eroberte die V.O.C. das portugiesische Malacca. 1652 folgte der Bau einer V.O.C.-Schiffsstation am Kap der Guten Hoffnung, 1659 die Eroberung von Palembang (Südsumatra). 1661 nötigt die V.O.C. Makassar (Südsulawesi), wohin die aus Malacca vertriebenen Portugiesen geflohen waren, diese zu vertreiben.
Als einzige Handelsunternehmung in Indië machte die V.O.C. zwischen 1635 und 1690 mit dem Überseehandel Gewinne. Danach wurde zunehmend (und bis in das 18. Jahrhundert hinein) der Handel innerhalb Asiens zur Einkommensquelle der Compagnie. Hinzu kam der ab 1639 noch allein von der V.O.C. durchgeführte Handel mit Japan. Während des 17. Jahrhunderts begann die Compagnie auch schon mit den (sekundären) Geldgeschäften. Die hohen Gewinne ermöglichten es, das in Asien günstig zu erhaltene Silber aufzukaufen und in Europa oder an europäische, in Asien tätige Händler gewinnbringend weiterzuveräußern, die hiermit Textilien und Gewürze (vor allem: Pfeffer) bezahlen mussten.
Ende der 60er Jahre gründete die Regierung von Banten (Westjava) einen einheimischen Konkurrenzverband zur V.O.C., die Bantenese Company. Die Bantenese Company nahm bald schon den direkten Handel mit Mekka, Gujarat (Nordwestindien), der Koromandelküste (Südindien), Bengalen, Siam (Thailand), Kambodscha, Vietnam, Taiwan und Japan auf und zog Handelsvertretungen Großbritanniens, der Niederlande, Frankreichs, Dänemarks, Portugals (Macao) und Chinas (Taiwan und Amoy) nach Banten. In den kriegerischen Auseinandersetzungen des bantamesischen Alt-Regenten Sultan Ageng (1626-1692) mit dessen Sohn und Nachfolger Sultan Haji musste letzterer dann aber die Hilfe der V.O.C. erbitten – und als Gegenleistung nach der Kapitulation Agengs alle Ausländer aus Banten ausweisen, der V.O.C. das Monopol für den Pfefferhandel überlassen und der Einrichtung einer V.O.C.-Garnison, Fort Speelwijk, zustimmen. (Die wirtschaftliche und politische Bedeutung des Sultanates schwindet daraufhin bis zu seiner Auflösung zu Beginn des 19. Jahrhunderts kontinuierlich).
Nach der Eroberung Makassars 1667 fiel der letzte Hafen, von dem aus noch ein Handel zwischen Asien und Europa außerhalb der V.O.C. geführt werden konnte (der aus Sicht der Compagnie als Schmuggel galt). 1699 begann die V.O.C. in Java Kaffee (Arabica der indischen Malabarküste) in Plantagen anzupflanzen, der nun neben dem Kaffee aus Arabia gehandelt werden konnte. Hinzu kam Tee aus China, Textilien aus Indien u.a.m., solang die Ware Gewinne zu erbringen versprach.
Schon seit der Gründung herrschte innerhalb der Compagnie Korruption und eine Selbstversorgungsmentalität vor allem der oberen Ränge der einzelnen Handelsniederlassungen, die das Amsterdamer (und Middelburger) Mutterhaus einen Großteil der Gewinne gekostet haben dürfte. Die weiten Entfernungen, die (aus niederländischerSichtSicht) rechtsfreien Räume der ostindischen Gebiete und die Anforderung an das Charakterprofil des Führungspersonals - worin nebst Herkunft vor allem Machtinstinkt oder Durchsetzungsvermögen, kaum aber Redlichkeit eine Rolle gespielt haben dürften - begünstigten diese Entwicklung.
Kritisch wurde die Gewinnsituation der Compagnie aber erst durch die außenpolitischen Ereignisse. Im Laufe des 18. Jahrhunderts stiegen die zu veranschlagenden Risiken des Überseehandels und damit auch die Verwaltungskosten der V.O.C. derart an, dass schließlich sogar Verluste entstanden, die aus den finanziellen Rücklagen der Compagnie gedeckt werden mussten. Von ambivalenter Bedeutung für die V.O.C. war zudem, dass 1774 die Erfindung des Chronometers durch den Engländer John Harrison die Bestimmung des Längengrades ermöglichte und damit der Navigation erleichterte.
Die Compagnie, die das riskante Unternehmen während dreier Niederländisch-Englischer Kriege (1652-1654, 1665-1667 und 1672-1684) den Ärmelkanal zu durchschiffen, auf sich genommen und nicht nur überstanden, sondern sich derweil sogar zur größten Handelsunternehmung der Welt entwickelt hatte, begann nun unter dem Vierten Krieg 1780-1784 deutlich zu leiden: Die Retour-Flotten aus Asien konnten ihre europäischen Heimathäfen nicht mehr anlaufen, entsprechend fanden keine Waren-Auktionen mehr statt. Zudem verlor die durch verlustreiche Jahre finanziell nur noch dünn ausgestattete Compagnie nun auch ihre Kreditwürdigkeit. Das Schicksal der V.O.C. wurde aber erst mit dem Einmarsch der Franzosen in den Niederlanden besiegelt.
1796 erfolgte noch ein kurz weilender Versuch, der Verknüpfung mit dem Schicksal der Niederlande durch die Gründung der Batavian Republic zu entkommen – aus dem Direktorium der V.O.C. wurde das Comité tot de zaken van de Oost-Indische handel en bezittingen (Komitee für Angelegenheiten im Zusammenhang mit Ostindischem Handel und Besitz). Der Schritt, der (sofern er je hätte erfolgreich sein können) zuspät erfolgte, konnte aber den Untergang der V.O.C. nicht mehr verhindern. 1799 wurde die Vereenigde Oostindische Compagnie zwei Jahre vor ihrem zweihundertjährigen Bestehen aufgelöst.
Geschichte der V.O.C.
Die Vorbedingungen
Die Gründung der Compagnie
Das so entstandene Direktorium, die Heren XVII, sollte in Amsterdam tagen, doch auch hier musste ein Kompromiss mit den Zeeländern gefunden werden: Man einigte sich auf einen Achtjahres-Zyklus, von dem sechs Jahre der Sitz des Vorstandes in Amsterdam unter der Präsidentschaft eines Amsterdamers, dann zwei Jahre in Middelburg unter Leitung eines Zeeländers liegen sollte. Der Hauptsitz der V.O.C. befand sich so im später sog. Oost-Indisch-Huis am Kloveniersburgwal in Amsterdam, ein weiterer in Middelburg. Die Gründungsgesellschaften wurden als regionale Kammern weitergeführt.Die frühe Compagnie
Der Aufstieg und die Blütezeit der V.O.C.
Untergang der V.O.C.
Literatur
siehe auch: Niederländische Westindien Kompanie; Niederländisch-Indien