Nguni
Unter dem Begriff Nguni werden verschiedene Ethnien der Bantu zusammengefasst.Es ist ein künstlich erschaffener Sammelbegriff, der eine ethnische Einheit suggeriert, die er allerdings nicht ist, obwohl eine linguistische Verwandtschaft nicht abzustreiten ist. Die unter diesem Sammelbegriff zusammengefassten Bantu verstehen sich nicht als Nguni. Für sie steht der jeweilige Stamm im Vordergrund. Eine weitere, ebenfalls künstliche Unterteilung differenziert zwischen den Nördlichen Nguni, bestehend aus Zulu und Swazi, und den Südlichen Nguni zu welchen die Xhosa, Thembu, Mfengu, Mpondo und die Mpondomise gezählt werden.
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2 Soziale Organisation |
Lebensraum
Die Nguni lebten während ihres Zenits in der Südöstlichen Region von Südafrika, zwischen dem inneren Plateau und dem indischen Ozean. Ihr Territorium umfasste die Gegend der heutigen Ciskei bis hin zum Swasiland.
Die Hauptnahrung der Nguni stammte aus dem Hirtentum und dem auf Brandrodungen basierenden Anbau. Die Nguni eigneten sich in diesen beiden Bereichen umfassendes Wissen an. Daneben kannten sie aber auch die Jagd und das Sammeln von Wildfrüchten.
Soziale Organisation
Die oberste Einheit der Nguni bildeten die Lineages, die auf je einem männlichen Vorfahren basierten. Die Lineages wurden von einem Häuptling geführt, wonach Lineage ein Synonym des Begriffes Stamm ist, sowie die in der englischen Literatur ebenfalls oft verwendeten Bezeichnung Häuptlingstum (Chiefdom). Einflussreiche Männer versuchten sich selbständig zu machen, indem sie eine eigene Lineage gründeten. Die Macht eines Häuptlings hing oft davon ab, wie gut sie ihre Lineage zusammenhalten konnten.
Nördliche Nguni
Bis zum 18. Jahrhundert unterschieden sich die Südlichen Nguni kulturell kaum von den Nördlichen Nguni. Beide Untergruppen bestanden aus einer Vielzahl von recht kleinen Chiefdoms. Erst danach traten die wichtigsten Unterschiede der sozio-politischen Struktur durch die Tendenz der Nördlichen Nguni zum Zentralismus zutage. So tauchten bei den Nördlichen Nguni bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die ersten mächtigen Chiefdoms auf; wobei insbesondere die Zulu zu erwähnen sind. Die Zulu erlangten grosse Macht durch militärische Eroberungen. Etliche Lineages wurden in das Königreich Zulu, wie der Stamm heute noch heißt, einverleibt. Es sorgte nicht, wie damals allgemein üblich, jede Familie für sich selbst. Vielmehr waren nur einige Leute für die Lebensmittelgewinnung anderer Leute zuständig. Daraus resultierte ein Überschuss an Arbeitskräften, der es den Zulu erlaubte, eine Armee aufzubauen.
Südliche Nguni
Die zwischen der Ciskei und der Transkei lebenden Südlichen Nguni blieben staatenlose Gesellschaften. Den wohl bekanntesten Tribe der Südlichen Nguni bildeten die Xhosa. Wie bei den Zulu spricht man auch bei den Xhosa von einem Königtum, wobei der jeweilige König über grosse Macht verfügte. So hatte er beispielsweise das Recht, das gesamte Königtum für einen Krieg zu mobilisieren. Er war auch der oberste Richter bei sämtlichen Disputen. Dieser mächtige Status des Königs erlaubte eine erheblich grössere Stärke und Stabilität als bei den meisten Chiefdoms. Trotz dieser Stärke war die politische Struktur nie zu vergleichen mit dem Staatsapparat der Zulu. Ein spezifisches Merkmal der Xhosa war der intensive regionale Handel. Sie tauschten insbesondere Vieh und Tabak gegen Esswaren aus dem Thembuland, Häute vom Pondoland sowie Eisen und Kupfer von den Tswana ein. Durch die Ankunft der Weissen taten sich für die Xhosa weitere Handelsmöglichkeiten auf.