Neue Einfachheit
Neue Einfachheit ist ein Begriff aus der neuen Musik und beschreibt eine Stilrichtung. Eine Definition ist insofern schwierig, da der Begriff keine feste "Schule" oder Gruppierung in der neuen Musik bezeichnet, sondern eher eine Kompositionshaltung. Zumeist wird der Begriff auch nicht von den Komponisten selbst benutzt, sondern von Musikwissenschaftlern oder Musikjournalisten geprägt, um dieses Phänomen zu beschreiben.Nach dem Ende des Serialismus etwa gegen Ende der 60er-Jahre war eine auffällige Strömung hin zu leicht fasslicher Musik bemerkbar. Während Komponisten wie Helmut Lachenmann zu den Extremen der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten tendierten, gab es zur gleichen Zeit Komponisten, die wieder traditionelle Elemente einbezogen. Dies bezieht sich auf alle möglichen musikalischen Parameter, diente aber dem übergeordneten Willen der Verständlichkeit, die sich vor allem über emotionale musikalische Gesten einstellt. Da man mit verschiedenen Mitteln einfach komponieren kann, lassen sich sowohl Komponisten der Minimal Music als auch des Neoklassizismus, bzw. der Neoromantik unter dem Begriff einordnen. So wurden in der Neuen Einfachheit Chiffrierungen und Abstraktheit vermieden, es kam wieder vermehrt Programmmusik auf, z.B. bei Literaturopern des modernen Musiktheaters. Der Grad der Anwendung von Mitteln der neuen Einfachheit, wie z.B. Einbindung von tonalen Klängen oder tradierten Werkformen ist je nach Komponist und Werk unterschiedlich.
Als Vertreter der neuen Einfachheit werden in der Literatur u.a. Peter Michael Hamel, György Kurtág, Wolfgang Rihm, Manfred Trojahn, Alfred Schnittke und Jury Everhartz benannt. Es gibt aber ebenso Werke von Schnittke oder Rihm, die sich eben nicht "leicht verständlich" mitteilen. Neue Einfachheit bezeichnet also eine eher werkbezogene Öffnung der neuen Musik hin zu größerer Verständlichkeit und der Vermeidung eines um jeden Willen innovativen oder experimentellen Charakters.