Nebukadnezar II.
Nebukadnezar II. (Nabû-kudurri-ußur = Gott Nabû, schütze meinen ältesten Sohn), König von Babylon 604 v. Chr-562 v. Chr, war der erste Sohn Nabopolassars (babylonisch: Nabû-apla-ußur = Gott Nabû, schütze den Sohn), ebenfalls König von Babylon 625 v. Chr-605 v. Chr und Begründer des neubabylonischen Reiches. In der hebräischen Bibel erscheint öfter auch die (richtigere) Schreibweise Nebukadrezar.Nebukadnezar II., dessen Namensgebung offenbar programmatisch an dem großen Vorfahren Nebukadnezar I orientiert war, wurde von seinem Vater früh bei öffentlichen politischen Aufgaben beteiligt.
Nebukadnezar II. ist auch unter dem italienischen Namen Nabucco, der einer Oper von Giuseppe Verdi den Namen gab, bekannt. Nachdem Jehojakim, der letzte König des jüdischen Südreichs (Juda) und Vasall des neubabylonischen Reichs, eine Niederlage Nebukadnezars ausgenutzt hatte und von ihm abgefallen war, eroberte Nebukadnezar 586 v. Chr Jerusalem und verschleppte das jüdische Volk - wahrscheinlich nicht das ganze Volk, sondern nur die Oberschicht, ein bei den Babyloniern übliches Mittel, aufständische Völker zu disziplinieren - in die babylonische Gefangenschaft. Unter den Verschleppten waren auch die Propheten Daniel und Ezechiel sowie König Jehojakim selbst. Der König erfuhr wohl in Babylon die übliche wohlwollende Behandlung eines unterworfenen Königs, Berichten der rabbinischen Geschichtsschreibung zufolge wurde ihm von Nebukadnezar im Laufe seiner 40 Jahre dauernden Gefangenschaft auch eine neue Frau zugeführt. Die in und um Babylon angesiedelten Juden assimilierten sich wohl recht schnell in die babylonische Gesellschaft. So tauchen relativ bald jüdische Namen auf Inschriften auf, die belegen, dass Juden im Hofstaat und im Militär Nebukadnezars Karriere machen konnten. Auch gibt es Berichte über jüdische Bankiersdynastien. Diese schnelle Assimiliation war wohl auch der Grund, warum im Alten Testament ein recht düsteres Bild der Babylonischen Gefangenschaft gezeichnet wird: Um zu verhindern, dass die Eigenart der Juden komplett im Vielvölkergemisch Babylons verschwand, betonten die jüdischen Theologen und Gelehrten die Besonderheit des Judentums und vor allem des jüdischen Glaubens. So wurde die Babylonische Gefangenschaft ironischerweise zu einer der fruchtbarsten Zeiten der jüdischen Theologie. In dieser Zeit entstand erst der rigorose Monotheismus und - da es ja die Fixierung auf den Tempel in Jerusalem als alleinigen Ort des Gebets der Juden nicht mehr geben konnte, da selbiger Tempel ja zerstört war - es entstanden die ersten Synagogen. Nebukadnezar spielt auch eine wichtige Rolle in der Bibel, wo er einerseits als gottloser Tyrann, andererseits als Werkzeug Gottes zur Bestrafung der Sünden Israels, dargestellt wird.