Nasiräer
Ein Nasiräer war im Judentum ein Mensch, der sich freiwilling in einem besonderen Eid zu Gott verpflichtete. Bestandteile des Eides waren:
- auf alkoholische Getränke wie Wein und Bier völlig zu verzichten, ebenso auf Weintrauben, Rosinen und Essig
- sich keiner Leiche und keinem Grab zu nähern, selbst wenn es sich um einen nahen Verwandten handeln sollte
- sich nicht die Haare und den Bart zu schneiden
Haare und Bart des Nasiräers wurden vor Beginn der festgesetzten Zeit abrasiert; war diese abgelaufen, so brachte der Nasiräer zum Abschluss ein Tieropfer im Tempel dar, und Haare und Bart wurden noch einmal abgeschnitten.
Gewöhnlich wurde der Eid auf Zeit geleistet; es gab aber auch Nasiräer auf Lebenszeit, die bereits von ihren Eltern für diesen Lebensweg erwählt wurden. Die bekanntesten unter den letzteren waren der Richter Simson, der Prophet Samuel und Johannes der Täufer.
Im heutigen Judentum ist dieser Brauch nicht mehr üblich.
Die Ansichten über die Bedeutung des Eides gehen in der Forschung auseinander; manche sehen darin eine Art Therapie gegen Alkoholkrankheit und Depression, andere eine Art zweite, freiwillige Priesterschaft, wieder andere eine Art von Magie, die mit übermenschlichen Kräften assoziiert war.