Monsun
Der Monsun ist eine Luftströmung in der Erdatmosphäre, die durch die ungleichmäßige Erwärmung von Land- und Wassermassen der Meere bewirkt wird. In den Sommermonaten der Nordhalbkugel ist der Monsun feucht, in den Wintermonaten kalt und trocken. Typische Monsunzonen sind die Tropen. Die Richtung der Winde wechselt halbjährlich.Die arabischen Seefahrer beschrieben mit dem Wort موسم (mausim), das auf Deutsch Jahreszeit bedeutet, das Phänomen eines Windes im arabischen Meer, der mit der Jahreszeit wechselt (HEYER, 1958). Grundsätzlich drückt der Begriff Monsun auch heute noch eine Änderung der Windrichtung zwischen den Jahreszeiten aus.
Bei der genauen Begriffsdefinition gab es lange Zeit viele unterschiedliche Ansätze. Der Verbreitetste ist wohl diejenige von S.P. CHROMOW (1957): Er versteht unter einem Monsun eine Winderscheinung, bei der von der einen Jahreszeit bis zur diametralen Jahreszeit einen Winkel von 120° (Monsunwinkel) der häufigsten Windrichtungen überschritten wird. Die Hauptwindrichtungen müssen dabei bestimmte gemittelte Häufigkeiten aufweisen, damit man von einem Monsun sprechen kann. Bei über 60% gilt die Benennung Monsun, bei 40% bis 60% spricht man von einem Monsun geringer Beständigkeit und bei unter 40% weisen die Hauptwindrichtungen nur noch eine Monsuntendenz auf.
GOUDIE (2002) hat die Monsunklimate noch weiter eingeschränkt, indem er als zusätzliche Bedingungen eine Windgeschwindigkeit in der resultierenden Windrichtung von mindestens 3 m/s im Januar oder Juli eingeführt hat und dass höchstens ein Zyklon-Antizyklon-Wechsel pro zwei Jahren auf einer Fläche von fünf mal fünf Grad im Januar oder Juli stattfindet.
Wegen der großen kontinentalen Masse erscheint das Monsunphänomen in Indien mit einer ITC-Verlagerung bis 30° N sehr deutlich (GOUDIE, 2002). Besonders wichtig ist dort der Wechsel der jahreszeitlichen Niederschläge, der durch den Wintermonsun und Sommermonsun entsteht. Letzterer setzt im Mai/Juni durch die, schon oben erläuterte ITC-Verlagerung und Passatumlenkung von Südwesten her ein und hält bis September/Oktober an (MALBERG, 2002). Er liefert feuchte ozeanische Luftmassen an die Westghats und verursacht eine labile Atmosphärenschichtung. Der Wintermonsun ist mit dem Nordost-Passat identisch, und liefert kalte und trockene Luftmassen aus dem Kältehoch über Sibirien (GOUDIE, 2002).
Für den regionalen Witterungsablauf muss diese großräumige thermische Steuerung mit Zellularstrukturen wie der Monsundepression kombiniert werden. Auch terrestrische Gegebenheiten, wie Stau an den Gebirgen oder Leelagen spielen eine starke Rolle. Hierbei verzweigt sich der Jet Stream in der Wintermonsunzeit am Pamirknoten in einen Nord- und einen Südast, welcher sich feststehend über den Himalaya-Abfall anlegt und eine stabile Hochdruckzelle über Nord-Zentralindien bewirkt. Die Lee-Konvergenz der beiden Streams weist eine zyklogenetische Tendenz auf, was sich klimatisch auf Südjapan und China auswirkt. Im Sommer wird der südliche Ast durch ein Hoch der Luft über Tibet blockiert, und springt über zu dem nördlichen jet stream am Kunlun Shan. Dadurch ist die Luft am Fuße des Himalayas weniger stabil und das Subtropenhoch über Indien verschwindet.
Der Südwest-Monsun kann nun ungehindert eindringen (burst of monsoon). Durch das Tibet-Hoch und die resultierenden Temperaturdiskrepanzen entsteht ein Druckgefälle, wodurch ein Ost-jet stream ausgebildet wird, der bis in die Sahara wetterwirksam ist (BORCHERT, 1993). Der Monsun hat also globale klimatische Auswirkungen.
Auch außerhalb Indiens tritt der Monsun auf. So kann man grob alle Küstengebiete zwischen je 5 und 25° vom Äquator polwärts als Erscheinungsgebiete angeben (GOUDIE, 2002). Wegen der Überlagerung durch die Westwindzirkulation kann man in den Gebieten nördlich und südlich davon nur selten monsunbedingte Ausprägungen erkennen (WEISCHET, 2002). Aber am Beispiel der ?Etesien?, sommerlicher Nordwinde in Griechenland, lassen sich auch noch im Mittelmeer Monsuneinflüsse entdecken (MALBERG, 2002).
Siehe auch: KlimazoneBegriffsdefinition
Auslöser des Monsuns
Jahreszeitliche Windrichtungsänderungen entstehen zunächst wegen der Verlagerung der Innertropischen Konvergenzzone (ITC): Durch den Neigungswinkel der Erdachse und jahreszeitlich veränderten Sonnenstand verschiebt sich die ITC leicht zeitversetzt, und tritt so im Nordsommer über den Äquator. Der Südost-Passat weht nun über den Äquator auf die ITC zu. Dabei erhält er durch die nach rechts ablenkende Corioliskraft auf der Nordhalbkugel eine westliche Komponente. Auf der Südhalbkugel wird der Monsun entsprechend nach Westen abgelenkt. (BORCHERT, 1993). Intensiv gesteigert wird dies durch die stärkere Erwärmung des Kontinents gegenüber dem Meer, wobei es auf der Landoberfläche zu einer Konvektion der bodennahen Luft kommt, wodurch die ITC in Richtung eines kontinentalen Hitzetiefs gezogen wird, beispielsweise desjenigen mit Kern im persischen Golf und Indus-Ebene (Monsuntief) (WEISCHET, 2002).