Moderne
Die Moderne wurde geboren aus den vorangegangenen gesellschaftlichen Umbrüchen durch die Aufklärung und der "Entdeckung" des Menschen als Individuum.
Kunsthistorisch betrachtet ist sie die Epoche, die im 19. Jahrhundert mit den revolutionären Werken der Suprematisten und Avantgardisten in Europa, zunächst in der Malerei, Bildhauerei und mit Theateraufführungen ihren Höhepunkt fand, und deren Ende in (zunächst West-)Europa durch das verheerende reaktionäre Wirken (vgl. entartete Kunst) der Nationalsozialisten erzwungen wurde. Viele der verfolgten Protagonisten flohen zunächst nach Frankreich, später in die Vereinigten Staaten und Israel, wo die weitaus meisten architektonischen (Spät-)Werke der Moderne entstanden. "Die Moderne" kehrte nie wieder nach Europa zurück.
Gelegentlich wird die Moderne auch als eine Art Endstadium einer Entwicklung bezeichnet, für das es folglich keine Überwindung mehr gibt.
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2 Zitat 3 Abweichende Bedeutungen 4 Siehe auch |
Epochengeschichtliche Betrachtung
Der Beginn der Moderne wird häufig auf die Französische Revolution gelegt. So sieht der US-amerikanische Soziologe Daniel Bell den Hereinbruch der Moderne mit dem Jahr 1789. Andere sehen eher einen Prozess der Entstehung der Moderne, der sich allmählich nach 1789 im 19. Jahrhundert vollzieht.
Als wesentliche Elemente der Moderne werden angesehen:
- die Säkularisierung als Folge der Aufklärung und die damit verbundene Hoffnung, eine Art Menschheitsreligion würde an die Stelle der institutionalisierten Religionen treten.
- die Industrialisierung, auch Industrielle Revolution genannt, insbesondere der Übergang von der manuellen, handwerklichen Fertigung zu Massenproduktion durch Maschinen, damit auch die Ablösung der feudalen Gesellschaft (Ancien régime) durch Kapitalismus und Demokratie.
- der Fortschrittsglaube, d. h. die Vorstellung, dass die materiellen Errungenschaften des Menschen unbegrenzt wachsen (fortschreiten) könnten.
- die Rationalität, d. h. der Glaube an die Vernunft und die Vorherrschaft rationaler Überlegungen (Vernunftglaube).
- die Autonomie gesellschaftlicher Bereiche, wie Ethik, Politik, Recht und Wirtschaft. siehe (Emanzipation)
Neben der zeitlichen Dimension sollte auch die räumliche Begrenzung der Moderne betrachtet werden. Auch wenn moderne Einflüsse heute auf alle Kulturen festzustellen sind, so ist das beispielweise in Asien vorherrschende zirkulare Denken dem linearen Denken des westlichen Fortschrittsglaubens deutlich entgegengesetzt.
Den kulturellen Höhepunkt erreicht die Moderne in Europa und Nordamerika in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Besonders das deutsche Bauhaus hat sich als kulturelle Keimzelle der Moderne hervorgetan. Während in Russland die Bolschewiki und in Italien die Faschisten wenigstens in bildenden Kunst und insbesondere in der Architektur mit der Moderne übereinstimmten, haben die deutschen Nationalsozialisten die Moderne zum Teil als "entartet" bekämpft. Auch Stalin war kein Anhänger der Moderne; seine Präferenzen in Kunst und Architektur lagen beim sozialistischen Realismus und damit war er den Nationalsozialisten weit näher gekommen, als im Hitler-Stalin-Pakt vereinbar wurde.
Doch auch in anderen europäischen Ländern und in den USA stand die internationale Moderne im Gegensatz zu dem wiedererweckten Nationalismus und vielen fundamentalistischen Tendenzen.
Die Nachfolge-Epoche der Moderne nennt sich heute die Postmoderne und auch für die Wegbereiter der Moderne hat man zwischenzeitlich den richtigen Fachbegriff bereit: die Protomoderne.
bei den Worten Mode und modern (bedeutet auch den trockenen Zerfall, z. B. von Holz) sind zu beachten, sowie Sinnüberschneidungen mit Neuzeit.Zitat
Abweichende Bedeutungen