Mittelenglische Sprache
Mittelenglisch ist die Form der englischen Sprache, die etwa zwischen dem 12 und 15. Jahrhundert gesprochen wurde.
Gegenüber dem Altenglischen weist es folgende Veränderungen auf:
- eine starke Vereinfachung der Flexionsformen; so wird z.B. die übliche Pluralendung für alle Substantive -es
- die Bevorzugung analytischer anstelle synthetischer Konstruktionen; z.B. ae.: menn dæs rices - me. citizeins of that contré
- die Aufnahme zahlreicher französischer (und z.T. skandinavischer) Wörter in den Wortschatz; z.B. To take the botel ther the poyson was.
Nach der normannischen Eroberung wurde Französisch (oder Anglonormannisch) zur Sprache des Hofes und der Verwaltung; Latein war die Sprache der Kirche; nur das einfache Volk sprach weiter Englisch. Daraus ergab sich eine bis in die heutige Zeit reichende Differenzierung des Wortschatzes. So gibt es z.B. im Englischen drei verschiedene Adjektive, die alle eine Beziehung zum Begriff "König" ausdrücken: kingly aus dem Altenglischen, royal aus dem Französischen und regal aus dem Lateinischen. Jedes davon hat eine andere Bedeutungsnuance: das altenglische kingly lässt uns an einen König aus dem Märchen denken; das französische royal an den Prunk eines mittelalterlichen Königshofes und das lateinische regal an den König, der das Recht setzt.
Das bekannteste Werk in mittelenglischer Sprache sind die Canterbury Tales von Geoffrey Chaucer (um 1340 bis 1400), eine Sammlung von Erzählungen, die in eine Rahmenhandlung eingebettet sind und die eine Pilgerreise zur Kathedrale von Canterbury, an das Grab des heiligen Thomas Becket, zum Inhalt hat. Durch seine Werke trug Chaucer wesentlich dazu bei, das (Mittel-)Englische als Literatursprache zu etablieren.