Missing Link
Als Missing Link (engl. "fehlendes Glied einer Kette") wird in der Evolutionsforschung eine bislang fehlende Übergangsform zwischen zwei Taxa (also zwei systematisch unterschiedlichen Organismengruppen) bezeichnet, welche die Thesen von der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Lebewesen stützt.Der Begriff wurde vermutlich erstmals von Charles Darwin oder Thomas Henry Huxley für das vermutete fehlende Bindeglied zwischen Affen und Menschen geprägt. Die schon von Darwin im Rahmen seiner Evolutionstheorie geforderten "Missing Links" waren zu seinen Zeiten noch relativ selten. Seitdem haben Biologen aber weit über 1000 "Missing Links" gefunden. Nicht immer sind die Funde so spektakulär wie die Entdeckung des Urvogels Archaeopteryx im 19. Jahrhundert, der Reptilien- und Vogel-Merkmale in sich vereint. Auch Fische wie Acanthostega (ein Vorläufer der Amphibien) oder die Schnecke Neopilina galatea (ein Bindeglied zwischen Weichtieren und Ringelwürmern) zählen zu den "Missing Links" und belegen, dass es im Rahmen der Makroevolution zahlreiche fließende Übergänge zwischen den verschiedenen Organismengruppen gibt.
"Missing Links" sollten eindeutig Merkmale beider Taxa zeigen, zwischen denen sie stehen. Beispiele für Missing Links sind:
- Archaeopteryx, der Merkmale von Vögeln (z.B. Federn und Flügel) und von Reptilien (z.B. Zähne und einen Reptilienschwanz) zeigt;
- Oomyceten, die Merkmale von Pflanzen und Pilzen aufweisen;
- Volvox, eine Kolonie von Grünalgenzellen, die den Übergang von Einzellern zu Mehrzellern verdeutlicht;
- Schnabeltiere, die Merkmale von Reptilien und Säugetieren zeigen.
In Anlehnung an Huxleys Begriff wird der Terminus "Missing Link" auch in der Sprachforschung verwendet.