Militärdiktatur
Eine Militärdiktatur ist eine Regierungsform, in der die politische Macht hauptsächlich vom Militär ausgeht. Sie besitzt Gemeinsamkeiten mit der Stratokratie, ist aber nicht mit ihr identisch. Typische Militärdiktaturen werden von einer Junta (Offiziersgruppe) oder einem einzelnen Offizier beherrscht. Dieser ist meistens der Oberbefehlshaber der Streitkräfte.Militärdiktaturen sind zumeist reaktionär eingestellt und weisen eine aggressive Politik nach außen und nach innen auf. Viele kommunistische Staaten besitzen Züge einer solchen Diktatur, da die KP und das Militär oftmals stark miteinander verflochten sind. Zum Beispiel gibt Nordkorea mehr als 40 Prozent des Bruttoinlandprodukts für das Militär aus, und das Staatsoberhaupt, Kim Jong Il, ist zugleich Oberbefehlshaber der Armee.
Eine Militärdiktatur entsteht häufig durch einen Putsch gegen die Regierung. Die Führer solcher Umstürze rechtfertigen ihr Vorgehen mit dem Grund, dass sie ihre Nation vor extremen Gefahren schützen wollen. Oftmals soll auch die politische Stabilität wieder hergestellt werden.
Beispiele:
- 1967-1974 Das Obristenregime in Griechenland.
- 1973 der Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende durch General Pinochet in Chile. Allende wurde als Bedrohung angesehen, da er den sozialistischen Umbau herbeiführen wollte und die chilenische Wirtschaft nicht in Gang brachte.
- In einem unblutigen Putsch am 24. März 1976 stürzte General Jorge Rafael Videla die argentinische Präsidentin Isabel Perón. Peróns Regierungszeit war begleitet von einer steigenden Inflation, Terrorismus und Arbeiteraufstände.
- Die türkische Regierung unter Ministerpräsident Süleyman Demirel wurde am 12. September 1980 von Generalstabschef Kenan Evren gestürzt. Demirel scheiterte vor allem im Kampf gegen rechte und linke Terroristen.
- Pervez Musharraf putschte 1999 gegen die pakistanische Regierung. Seitdem hat er 76 Generäle und mehrere Offiziere als Führungspersönlichkeiten in Wirtschaft und Politik eingesetzt. Seine Militärherrschaft wird von den westlichen Staaten geduldet, da sich Musharraf im Kampf gegen den Terror beteiligte und fundamental-islamistische Elemente ablehnt.
Viele Staaten in Südamerika und Afrika sind anfällig für Putsche und somit auch für Militärdiktaturen. Die Gründe dafür sind meistens soziale und wirtschaftliche Missstände, sowie eine zerrüttete Regierung. Im Gegensatz dazu steht das Militär, von dem sich viele Menschen Zusammenhalt, straffe Organisation und somit auch erhöhte Stabilität und befähigtere Führungspersönlichkeiten versprechen.
Seit den 1990er Jahren werden Militärdiktaturen immer seltener toleriert. Unterstützungen, wie die der chilenischen Diktatur durch die USA, sind seltener geworden, da militärische Regierungen als Gegenbewegung zum Kommunismus nicht mehr gebraucht werden. Außerdem wächst der Unmut der Bevölkerung gegenüber Regierungen dieser Art, da sie dazu neigen, weder die freiheitlich-demokratische Grundordnung noch die Menschenrechte zu achten.
Staaten unter Militärherrschaft:
siehe: Polizeistaat, Diktator