Mikwe
Die Mikwe (hebr lebendiges Wasser; Mz Mikwaot) ist das rituelle Tauchbad in einer jüdischen Gemeinde.Fast jede jüdische Gemeinde ist oder war im Besitz eines solchen rituellen Tauchbades. In Deutschland lassen sich heute noch an über 400 Orten, z.B. in Köln, Speyer und Worms, Mikwaot nachweisen. Das Wasser einer Mikwe muß reinstes fließendes Wasser sein, daher wurden vielerorts so genannte Grundwassermikwaot gebaut. Diese befinden sich daher meist tief unter der Erde, auf der Höhe des lokalen Grundwasserspiegels.
Der Zweck der Mikwe ist nicht das Erlangen hygienischer, sondern spiritueller Reinheit. Der Besuch der Mikwe war traditionell vorgeschrieben, wenn eine Frau ihre Menstruation oder eine Entbindung hinter sich gebracht hatte. Es ist traditionell außerdem üblich, dass vor der Hochzeit beide Brautleute die Mikwe besuchen. Ein Sofer ist verpflichtet, sich durch Untertauchen in der Mikwe in einen Zustand vollständiger ritueller Reinheit zu versetzen, bevor er in einer Thorarolle den Gottesnamen schreibt. Bereits in der Zeit der Rabbinen wurden die Gesetze über die Reinheit verändert, so dass nur noch Frauen diese aufsuchen mussten, nicht aber Männer. Die Vorschriften in der Thora sind jedoch so, dass auch Männer die Mikwe aufsuchen müssten.
Ein weitere Anlass, in der Mikwe unterzutauchen, ist die Konversion zum Judentum.
Um eine erfolgreiche rituelle Reinigung durchführen zu können, darf nichts Fremdes am Körper vorhanden sein. Den vollständigen Kontakt des reinen Wassers mit dem Körper darf nichts verhindern, so ist z.B. Schmuck, Lippenstift, Nagellack und jegliche Art von Bekleidung vor dem Baden abzulegen. Es muss auch darauf geachtet werden, dass der gesamte Körper mitsamt den Haaren untergetaucht wird. Der Vorgang des vollständigen Untertauchens bezeichnet man mit Tewila.
Im Reformjudentum und teilweise im Liberalen Judentum wird der Begriff der "rituellen Unreinheit" vielfach abgelehnt. Deshalb ist bei Reform- und liberalen Jüdinnen der Besuch der Mikwe unüblich, wobei sich aber seit einigen Jahren wieder eine stärkere Zuwendung zur Tradition abzeichnet. Verpflichtend ist aber für Männer und Frauen der Besuch der Mikwe beim Giur (Übertritt zum Judentum).