Michael I. (Portugal)
Michael I. Maria Evarist (* 26. Oktober 1802 in Lissabon; † 14. November 1866 im Jagdschloss Karlshöhe bei Bronnbach in Baden) war König von Portugal aus dem Hause Braganza und regierte von 1828 bis 1834.
Leben
Michel I. war der dritte Sohn von Johann VI von Portugal und dessen Gemahlin Charlotte Johanna.
1807 floh er als Kleinkind zusammen mit seinen Eltern und dem Rest der königlichen Familie vor den napoleonischen Truppen nach Rio de Janeiro und hielt sich die nächsten 14 Jahre in Brasilien auf.
1821 kehrte er zusammen mit seinen Eltern nach Portugal zurück, während sein älterer Bruder, Kronprinz Peter IV, als Regent in Brasilien verblieb. Dieser rief dort am 7. September 1822 die brasilianische Unabhängigkeit aus und machte sich selbst zum Kaiser Peter I. (Dom Pedro I.) von Brasilien.
Hauptfrage der portugiesischen Innenpolitik dieser Zeit war, ob Portugal weiterhin absolutistisch oder als konstitutionelle Monarchie regiert werden sollte. Seit der liberalen Revolution (1821) hatte das Land zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Verfassung. Die reaktionären und konservativen Kräfte der portugiesischen Gesellschaft wollten dagegen den Absolutismus wieder einführen, sie wurden deshalb Absolutisten (absolutistas) genannt. Prinz Michael geriet in dieser Zeit vollkommen unter den Einfluss seiner Mutter, der Königin, die eine fanatische Anhängerin der Absolutisten war. So weigerten sich die Königin und Michael bereits unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Portugal den vom Parlament vorgeschriebenen Eid auf die Verfassung von 1821 zu leisten. Lediglich der König leistete den Schwur.
1824 hatte Johann VI. seinen Sohn Michael zum Oberbefehlshaber der portugiesischen Armee ernannt. Gemeinsam mit seiner Mutter führt Michael einen absolutistischen Aufstand an, der sich, da der König nicht bereit war, seinen Eid auf die Verfassung zu brechen, auch gegen den eigenen Vater richtete. Johann VI. wurde von seiner Frau und seinem Sohn in einem seiner Paläste quasi als Gefangener gehalten, die Königin versuchte ihn zur Abdankung zugunsten Michaels zu bewegen. Der Aufstand schlug fehl. Johann VI. konnte auf ein englisches Kriegsschiff entkommen, die Hoffnung der Königin und Michaels auf eine französische Armee, die gerade im benachbarten Spanien den Liberalismus beseitigt und den Absolutismus wieder hergestellt hatte, zerschlug sich, nachdem englische Kriegsdrohungen an Frankreich die Armee daran hinderte, nach Portugal weiterzumarschieren. Nachdem die Autorität des Königs mit britischer Hilfe wieder hergestellt war, zwang dieser Michael ins Exil. Er begab sich nach Wien und geriet dort in einen Kreis um den reaktionären Politiker Fürst Metternich, wodurch er in seinen absolutistischen Ansichten noch gestärkt wurde.
1826 verstirbt sein Vater und sein Bruder Peter I. von Brasilien besteigt als Peter IV. zusätzlich den portugiesischen Thron. Er gibt dem Land eine neue Verfassung, die so genannte Charta. Da Peter nicht bereit ist, aus Brasilien zurückzukehren, aber Portugal nicht dauerhaft aus dem Ausland regieren kann, tritt er nach nur zwei Monaten Herrschaft als König von Portugal zugunsten seiner minderjährigen Tochter Maria II zurück.
Peter wollte auch die beiden Linien des Hauses Braganza wieder zusammenführen. Zu diesem Zweck sollte Michael seine Nichte Maria heiraten, sobald diese im heiratsfähigen Alter wäre. Michael sollte, nachdem er der Verfassungscharta die Treue geschworen hatte, als Regent für seine minderjährige Nichte und Braut Portugal regieren und nach der Heirat gemeinsam mit ihr den Thron besteigen. Michael erklärte sich mit diesem Plan einverstanden, in Wien wurde eine Stellvertreterhochzeit gefeiert, nachdem er den Eid auf die Verfassung geleistet hatte, kehrte er 1826 nach Portugal zurück und übernahm dort die Regentschaft von seiner Schwester Elisabeth Maria.
Nach kurzer Zeit brach Michael seinen Eid, schaffte die Charta ab, berief eine traditionelle Ständeversammlung ein, entthronte seine Braut und Nichte Maria und ließ sich 1828 als Michael I. zum König ausrufen. Die legalistische Begründung dieses Coups war, dass Peter IV., als er sich 1822 zum Kaiser von Brasilien ausrufen ließ, zum ausländischen Monarchen geworden und deshalb für sich und seine Nachkommen aller Ansprüche auf den portugiesischen Thron verlustig gegangen sei. Michael I. regierte als letzter portugiesischer König absolutistisch.
Gegen Michaels Staatsstreich gab es einigen Widerstand von Seiten der Liberalen (besonders in Porto), den Michael allerdings niederringen konnte. Er regierte das Land mit großer Härte und zwang seine liberalen Gegner ins Exil.
Peter war nicht bereit, den Vertrauensbruch seines Bruders kampflos hinzunehmen. Zudem hatte er in Brasilien mit zunehmenden innenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch kritisierte man dort stark die Einmischung des Kaisers in die portugiesischen Verwicklungen. Peter I. dankt deshalb 1831 zugunsten seines Sohnes Peter II in Brasilien als Kaiser ab, um sich ganz den portugiesischen Problemen widmen zu können. Er nahm den Titel eines Herzogs von Braganza und Regenten von Portugal (für seine Tochter Maria II.) an und reiste nach Europa, um dort den Kampf gegen Michael aufzunehmen.
Gegen Anfang des nun beginnenden Miguelistenkrieges sah es so aus, als wenn Michael alle Trümpfe auf seiner Seite hätte. Mit Ausnahme der Azoren, die von einem Peter treu ergebenen Regentschaftsrat unter dem später Herzog von Terceira regiert wurden, war es ihm gelungen, ganz Portugal unter seine Kontrolle zu bringen. Die gegen ihn stehende liberale Opposition befand sich größten Teils im Exil (vor allem in Brasilien, London, Paris und Brüssel) und war zudem noch untereinander zerstritten.
Langsam wendete sich jedoch das Blatt. Die harte Hand, mit der Michael das Land regierte, führte dazu, dass er in der Bevölkerung zusehends verhasst wurde. Auch änderte sich die politische Wetterlage in Europa und Michael geriet dadurch zunehmend in außenpolitische Isolation. In England war 1830 die konservative Regierung des Herzogs von Wellington gestürzt worden und durch die liberalere Regierung des Earl Grey ersetzt worden. In Frankreich war durch die Julirevolution des Jahres 1830 der "Bürgerkönig" Ludwig Philipp an die Macht gekommen, der Peter unterstützte. Dieser begab sich deshalb nach seiner Abdankung in Brasilien auch zuerst nach Paris. Den spanischen König Ferdinand VII machte sich Michael schließlich zum Feind, indem er offen dessen Bruder Karl (Don Carlos) unterstürzte, der zu diesem Zeitpunkt gerade einen Bürgerkrieg gegen seinen Bruder führte (1. Karlistenkrieg). Diese drei Mächte verbündeten sich deshalb zusammen mit Peter zur so genannten Quadrupel-Allianz gegen Michael.
Peter begab sich auf die Azoren und von dort mit einer Invasionsarmee nach Portugal. Mit Hilfe der ihm treu ergebenen liberalen Heerführer, der Herzöge von Terceira und Saldanha, gelang es ihm relativ schnell, die beiden wichtigsten Städte des Landes, Lissabon und Porto, unter Kontrolle zu bekommen und so Michael in die Defensive zu treiben. Nach der Schlacht von Évoramonte musste Michael schließlich 1834 abdanken und erneut ins Exil gehen. Maria II. wurde wieder als Königin eingesetzt.
Peter verkündet zwar zunächst eine Amnestie, in der vorgesehen ist, dass Michael den Titel eines königlichen Infanten von Portugal behält und im Exil eine angemessene Apanage beziehen sollte. Diese Regelung führt jedoch zum Ausbruch einer Revolte gegen Peter. Von der Cortes wurde die Regelung widerrufen, mit der Michael eine Apanage in Aussicht gestellt wurde. Sobald Michael dies erfuhr, widerrief er seinerseits aus seinem Exil in Italien seine Abdankung und stellte klar, dass er sich weiterhin als legitimen König betrachte. Michael verstirbt ohne je auf seine Ansprüche auf den portugiesischen Thron verzichtet zu haben.
Im Hause Braganza blieb daraufhin die Feindschaft zwischen den Abkömmlingen Maria II., aus der sich die portugiesische Linie des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha entwickelte, und den Abkömmlingen Michaels bestehen. Erst als der letzte portugiesische König Emanuel II bereits im Exil und mangels eigener Nachkommen einen Enkel Michaels zu seinem Nachfolger ernennt, endet der Zwist im Hause Braganza. Dessen Sohn ist der heutige Chef des Hauses Braganza und somit Prätendent auf den portugiesischen Thron.
Michael heiratete bereits im Exil in Kleinheubach am 24. September 1851 die Prinzessin Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rochefort (* 3. April 1831 - † 16. Dezember 1909). Mit ihr hatter er folgende Kinder:
- Maria das Neves (* 5. August 1852 - † 1941), sie heiratete 1871 Prinz Alfons Karl von Spanien
- Michael Ferdinand (* 19. September 1853 - † 11. Oktober 1927), von ihm stammt der heutige Chef des Hauses Braganza ab
- Maria Theresia (* 24. August 1855 - † 1944), sie heiratete 1873 Erzherzog Karl Ludwig von Österreich
- Marie Josepha (* 19. März 1857 - † 11. März 1943), sie heiratet 1874 Herzog Karl Theodor in Bayern
- Adelgunde Jesus (* 10. November 1858 - † 15. April 1946), sie heiratete 1876 Heinrich von Bourbon-Parma, einen Sohn von Herzog Karl III. von Parma
- Maria Anna (* 13. Juli 1861 - † 1. August 1942), sie heiratete 1893 Großherzog Wilhelm IV von Luxemburg
- Maria Antonia (* 28. November 1862 - † 14. Mai 1959), sie heiratete 1884 Herzog Robert von Parma
Siehe auch: Geschichte Portugals, Zeittafel der Geschichte Portugals.
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|align="center" width="30%"|Vorgänger:
Maria II
|align="center" width="40%"|Liste der Könige Portugals
|align="center" width="30%"|Nachfolger:
Maria II
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