MFA
Die movimento das forças armadas (MFA, portugiesisch für: Bewegung der Streitkräfte) entstand Anfang der 1970er-Jahre in Portugal als Bewegung der Hauptleute (movomento dos capitães), einem Zusammenschluss junger Offiziere, die des Kolonialkrieges in den afrikanischen "Überseeprovinzen" Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, Kapverdische Inseln und São Tomé e Príncipe gegen die Befreiungsbewegungen überdrüssig waren. Zu den Protagonisten, die Ende 1973 schließlich den Umsturz der 47 Jahre alten Diktatur planten, gehörten Vasco Lourenço, Vasco Gonçalves und als "strategischer Kopf" Otelo Saraiva de Carvalho. Hauptforderungen der MFA waren die sofortige Beendigung des "schmutzigen Krieges", der immer wieder unschuldige Zivilisten traf, Rückzug aus Afrika, freie Wahlen und die Abschaffung der Geheimpolizei Pide/DGS. Nach einem gescheiterten Versuch im März 1974 erfolgt in den Morgenstunden des 25. April schließlich der Umsturz. Innerhalb weniger Stunden ist ganz Lissabon von MFA-treuen Truppen besetzt. Premierminister Marcello Caetano muß die Macht an General António de Spínola übergeben. Die MFA hat eine der wenigen Putsche in der Geschichte organisiert, die nicht gegen, sondern für die Demokratie stattfanden.In der Folge des 25. April 1974 mobilisiert die MFA die Armee und verkündet die drei großen "D": Demokratisierung, Dekolonialisierung und Entwicklung (port. "desenvolvimento"). Soldaten und Studenten, darunter viele aus Deutschland und Frankreich, ziehen aufs Land, um brachliegende Güter zu verteilen und die zum großen Teil nicht alphabetisierte Bevölkerung Lesen und Schreiben zu lehren. Ein Jahr nach der Nelkenrevolution gilt Portugal als Land, das sich auf dem Wege zum Sozialismus "mit menschlichem Antlitz" befindet. Dieser "dritte Weg" begeistert viele der westeuropäischen Linken, die dem Sowjetsystem mißtrauen. Die Kommunisten regieren mit, die Nato läßt portugiesische Militärs nicht mehr an der Nuklearen Planungsgruppe teilnehmen. Doch weder die ultralinken Revolutionäre noch die moskautreuen Kommunisten gewinnen die Abstimmungen (25. April 1975: Verfassungsgebende Versammlung; 25. April 1976: Parlamentschaftwahlen), sondern die Sozialisten von Mário Soares, einem Freund Willy Brandts. Der Einfluß der MFA und der Militärs auf die Politik hört nach der Abschaffung des Revolutionsrates 1982 ganz auf.