Mentalitätsgeschichte
Mentalitätsgeschichte ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d.h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche darzustellen.Die Mentalitätsgeschichte entstand im Zusammenhang mit der Annales-Schule, auch wenn Johann Huizingas Herbst des Mittelalters als Pionierwerk dieses historischen Ansatzes gilt.
Über Mentalitäten erfährt man aus den üblichen Quellen nur sehr wenig, deshalb ist die Erschließung neuer Quellengattungen für die Mentalitätsgeschichte typisch. Philipp Ariès etwa verarbeitete für L'enfant et la vie familiale sous l'ancien régime (Das Kind und das Familienleben im Absolutismus) nicht nur Briefe und Tagebucheinträge, sondern auch Porträts, um Kindermode zu analysieren und altes Spielzeug.
Die Themenbereiche der Mentalitätsgeschichte sind sehr vielfälltig und umfasst Sexualität und Liebe, Tod und Feste, Alphabetisierung und besonders die Einstellung von breiten Bevölkerungsschichten zu großen historischen Ereignissen, etwa zum Ersten Weltkrieg.
In Deutschland hat die Mentalitätsgeschichte keine große Tradition, an den Universitäten hat sie keinen wichtigen Vertreter.