Meiji-Zeit
Die Meiji-Periode 1868-1912
Als Ieyasu Tokugawa um 1600 die Herrschaft des Tokugawa-Shogunats begründete und der Tenno (Kaiser) auf eine rein repräsentative Rolle beschränkt wurde, begann in Japan die Zeit der Isolation.
Um angeblich zersetzende Einflüsse aus dem Ausland zu vermeiden, wurde das Christentum in Japan nahezu ausgerottet, ein komplettes Ein- und Ausreiseverbot verhängt, und die Häfen für den internationalen Handel geschlossen.
Lediglich die Holländer durften in Nagasaki einen kleinen, streng kontrollierten Außenposten betreiben, und auch einige chinesische Händler konnten noch ihrem Geschäft nachgehen. Japan wurde zu einem Polizeistaat, der sich nur langsam entwickelte und gegenüber der westlichen Welt technologisch sehr bald ins Hintertreffen geriet.
Im 19. Jahrhundert schließlich wurden sowohl international also auch in Japan die Stimmen immer lauter, die eine Öffnung das Landes zur Außenwelt aus wirtschaftlichen Gründen forderten. Der vorläufige Höhepunkt war im Jahre 1854 erreicht, als Kommodore Perry vor Tokio aufkreuzte und für die USA den Vertrag von Kanagawa erzwang, welcher unter anderem die Öffnung zweier Häfen für den Handel mit Amerika festschrieb.
Dieser und weitere Handelsverträge mit den europäischen Mächten (bekannt als die "ungleichen Verträge") provozierten fremdenfeindliche Übergriffe in Japan, welche mit dem Beschuss japanischer Küstenstädte beantwortet wurden. Das Ansehen des Shogunats sank unter diesen Umständen immer weiter, bis der letzte Shogun des Tokugawa-Clans 1867 durch Revolten zum Abdanken gezwungen wurde. Kurze Zeit später war die Kaisermacht wiederhergestellt. Der Name des Tennos, Meiji, wurde zur Regierungsdevise und nach japanischem Brauch zum Namensgeber der folgenden Ära. Das frühere Edo bekam den Namen Tokio und wurde zur neuen Hauptstadt.
Der Oberschicht wurde schnell eines klar: Wenn Japan nicht wie China zum Spielball der westlichen Kolonialmächte werden sollte, war eine dringende Modernisierung Japans erforderlich. So brachte man in den Folgejahren eine ganze Reihe von Reformen auf den Weg. Die alte Feudalordnung wurde abgeschafft, das Ausreiseverbot aufgehoben und der gregorianische Kalender eingeführt. Das Heer wurde nach preußischem Vorbild neu organisiert, ebenso gab es nun auch die allgemeine Schulpflicht. Die unterschiedlichen japanischen Währungen wurden durch den neuen Yen ersetzt.
Die Reformen wurden nicht ohne Widerstand hingenommen. Gerade die Aufhebung des Schwertrechts der Samurai und anderer Privilegien forderten die Gegenwehr des alten Kriegerstandes heraus. Der letzte große Aufstand fand unter der Führung von Saigo Takamori bei Kagoshima statt und zeigte die Unterlegenheit alter Kampftechniken gegenüber modernen Waffen. Nach der Niederlage der Aufständischen beging Takamori Seppuku, den rituellen Selbstmord der Samurai, um seine Ehre zu wahren. In anderen Provinzen untersagte man eigenmächtig wieder den Unterricht ausländischer Sprachen und verbot die Verwendung des "westlichen" Kalenders.
Die Reformzeit war geprägt von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Trotz derartiger Widerstände wurde die Erneuerung Japans schnell vorangetrieben. Erste demokratische Schritte wurden mit der Einführung von Parlamenten in den Provinzen getätigt, danach folgte die Einführung der städtischen Selbstverwaltung nach preußischem Vorbild. Die erste japanische Verfassung wurde 1889 verabschiedet und stellte den Kaiser auch auf dem Papier an die Spitze des Staates. Die allmähliche Aufhebung der "ungleichen Verträge" und die Siege in den Kriegen gegen China 1894/95 und Russland 1904 zeigten die Effektivität der Restaurationsbemühungen und zeichneten bereits den unheilvollen Weg in den japanischen Imperialismus vor, mit dessen Auswirkungen das japanische Selbstbewusstsein bis heute zu kämpfen hat.