Matthäuspassion
Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach (BWV 244)
Thema
Die Matthäus-Passion ist eine oratorische Passion von Johann Sebastian Bach, die das Leiden und Sterben Jesu Christi nach dem Evangelium nach Matthäus zum Thema hat. Sie ist das einzig vollständig erhaltene authentische Passionswerk von Bach neben der Johannespassion. Die Matthäus-Passion ist mit über 3 Stunden Aufführungsdauer Bachs umfangreichstes Werk. Sie stellt zweifelsfrei den Höhepunkt in seinem geistlichem Werk dar, ist zugleich aber wohl auch einer der Höhepunkte der abendländischen Musik überhaupt.
Besetzung
Das Stück wurde für Soli, zwei Chöre sowie zwei Orchester komponiert. Es treten die folgenden Solostimmen auf:Textquellen
Der Text basiert einerseits auf dem 26. und 27. Kapitel des Evangelisten Matthäus und andererseits auf den Barockdichtungen von Christian Friedrich Henrici (genannt Picander).
Das Werk besteht aus einem etwas kürzeren ersten Teil und einem umfangreicheren zweiten Teil, zwischen denen zu Bachs Zeiten die Predigt gehalten wurde.
Aufbau und Symbolik
Das Werk entfaltet eine phantastische stereophone Wirkung durch die doppelte Anlage von Chor und Orchester bei der die Chöre vielfach miteinander dialogieren. Beispielhaft sind hierfür insbesondere jeweils der überwältigende Eingangs- und Schlusschorus zu erwähnen. Dazwischen gibt es vielfach lange, kontemplative Arien die das Leiden Jesu verinnerlichen. Zwischen Rezitativen, Chören und Arien, sind insgesamt vierzehn Choräle eingearbeitet, die auf die dramatischen Höhepunkte der Handlung Bezug nehmen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Choral O Haupt voll Blut und Wunden von Paul Gerhardt , der mit verschiedenen Strophen und Harmonisierungen insgesamt fünfmal erklingt.
In der Matthäus-Passion arbeitet Bach vielfach mit musikalischen Symbolen. So wird etwa bei den Rezitativen der Text Jesu stets von langen, hohen Haltenoten der Streicher begleitet, die das göttliche symbolisieren. Die handelnden Menschen hingegen werden lediglich durch den Generalbass untermalt. Erst als Jesus am Kreuze die letzten Worte spricht, verstummen die Streichinstrumente, womit Bach die Menschwerdung Jesu versinnbildlicht.
Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die insbesondere ausgeprägte zahlenmystische Elemente in der Passion zu erkennen glauben, jedoch dürfte zumindest ein Teil von ihnen auf reinen Zufällen beruhen.
Entstehung und Geschichte der Matthäuspassion
Es ist umstritten, ob die Matthäus-Passion aus dem Jahre 1727 oder 1729 stammt. Gesichert ist nur, dass sie am 15. April 1729 (Karfreitag) in der Leipziger Thomaskirche unter Bachs Leitung aufgeführt wurde. Bach hat Teile des Werkes in späteren Jahren vielfach überarbeitet, zuletzt 1736. Zu Bachs Lebzeiten wurde die Matthäuspassion nicht beachtet und sogar wegen ihres "opernhaften" Charakters von den Repräsentanten des Pietismus innerhalb der Evangelischen Kirche und der Leipziger Bürgerschaft angefeindet. Mit der Wiederaufführung der Matthäuspassion im Jahre 1829 durch Felix Mendelssohn Bartholdy leitete dieser in Deutschland ein Bach-Renaissance ein, und bewahrte dadurch möglicherweise Bachs Lebenswerk vor dem Vergessen. Im 20. Jahrhundert entstanden zahlreiche, höchst unterschiedliche Aufnahmen mit namhaften Dirigenten und Künstlern u.a.(Wilhelm Furtwängler, Karl Richter, Nikolaus Harnoncourt, Gustav Leonhardt, Ton Koopman, Helmuth Rilling, Georg Solti), die das grosse Spektrum von Interpretationsmöglichkeiten aufzeigen.
Weblink
Matthäuspassionen anderer Komponisten
Neben Bach haben auch andere Komponisten die Leidensgeschichte Jesu nach Matthäus zum Gegenstand von Passionsmusiken gemacht:
- Heinrich Schütz (1666), SWV 479