Matrosenaufstand
Der Matrosenaufstand begann als Meuterei der deutschen Kaiserlichen Marine, die am 28. Oktober 1918 im Kriegshafen Wilhelmshaven ihren Anfang nahm. Sie führte letztlich zur Novemberrevolution von 1918 und zum Sturz des Kaisers Wilhelm II Auslöser war, dass eine Schiffsbesatzung den selbstmörderischen Befehl verweigerte, zu einem letzten "ehrenvollen Gefecht" (Todesfahrt) gegen die überlegene englische Flotte auszulaufen.1000 Matrosen der Hochseeflotte, die vor Wilhelmshaven lag, wurden verhaftet. Um die Situation zu entschärfen, wurde das besonders rebellische III. Geschwader in seinen Heimathafen Kiel verlegt. Dort angekommen, setzten sich seine Matrosen für die Freilassung der in Wilhelmshaven gefangenen Kameraden ein. Sie begaben sich hierzu in Kontakt mit den Gewerkschaften, der SPD und USPD und riefen für den 3. November in Kiel zu einer Großdemonstration auf. Die beiden Führer dieser Bewegung sind fortan Karl Artelt und Lothar Popp.
Auf dieser Demonstration, an der sich neben den Matrosen auch die Kieler Arbeiterschaft (Frauen wie Männer) beteiligte, und die neben der Freilassung der Meuterer auch die Beendigung des Ersten Weltkrieges und Verbesserung der Versorgungslage mit Lebensmitteln (Frieden und Brot) verlangte, schoss eine Militärpatroullie unter dem Oberbefehl des Kieler Stadtgouverneurs Admiral Souchon in die Menge, tötete 7 Demonstranten und verletzte 28 schwer. Anstatt zu fliehen, stürmten die Demonstranten das Maschinengewehrnest des Leutnants Steinhäuser, töteten ihn, vertrieben die einfachen Soldaten und erbeuteten die Waffen.
Dies war der Beginn der Novemberrevolution.
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2 Heutige Spuren in Kiel 3 Literatur 4 Weblinks |
Novemberrevolution
Am Morgen des 4. November mussten alle in Kiel befindlichen Matrosen und Soldaten zum Appell antreten. Während die Offiziere noch versuchten, die Mannschaften zu beschwichtigen, trat Karl Artelt auf und forderte zur Wahl von Soldatenräten auf, als ihn Offiziere angreifen wollten, wurden diese entwaffnet, die Waffenkammern geplündert und in allen Kompanien Soldatenräte gewählt.
Am Abend des 4. November war Kiel fest in der Hand der Aufständischen. Die Garnison leistete keinen Widerstand mehr und es kam überall zu Verbrüderungen. Unzählige Schiffe hissten als Zeichen der Revolution die rote Fahne. Gleichzeitig wurde hier der erste Arbeiter- und Soldatenrat gebildet, als sich der Rat der Matrosen unter dem Vorsitz von Karl Artelt, der 20.000 seiner Kameraden in Kiel vertrat, mit dem kurze Zeit später gegründeten Rat der Kieler Arbeiter zusammenschloss. Die auf den Schiffen der Hochseeflotte und in Kasernen gewählten Matrosen- und Soldatenräte stellten u.a. folgende Forderungen auf:
- sofortige Beendigung des Krieges
- Abdankung der Hohenzollern und allgemeines Wahlrecht
- Freilassung aller verhafteten Matrosen und politischer Gefangener
Als entgegen der Absprachen zwischen Artelt und Souchon, dieser Bodentruppen zur Niederschlagung der Bewegung anrücken liess, wurden diese von den Matrosen abgefangen und vor die Alternative Entwaffnung oder Mitmachen gestellt. Die Infanteristen schlossen sich der Revolution an.
Der Regierungsbeauftragte, Reichstagsabgeordneter Gustav Noske (SPD), der eigens aus Berlin nach Kiel eilte und von den Arbeitern und Soldaten begeistert für einer der ihren gehalten wurde, liess sich am selben Tag zum Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrates, und damit zum Stadtgouverneur wählen. Er erreichte eine gewisse Eindämmung der Aufstände durch Amnestieversprechen. In gleicher Weise agierte der ebenfalls am 4.November zusammen mit G. Noske von der Regierung nach Kiel gesandte Staatssekretär C. Haußmann (Fortschrittliche Volkspartei).
Dies gelingt auch (bezogen auf Kiel), aber wohl deswegen, weil die meisten Matrosen nach Neumünster marschieren (die Bahnlinie war defekt) und sich von dort im ganzen Deutschen Reich verteilten, wo sich nach ihrem Vorbild in diversen Städten weitere Arbeiter- und Soldatenräte bildeten. Bereits am 6. November war Nordwestdeutschland unter Kontrolle der Räte. Am 7. November wurde von Kurt Eisner in Bayern die Republik proklamiert. Die SPD stellt ein Ultimatum an den Kaiser, auf den Thron zu verzichten. Am 8. November erreichte die Revolution Sachsen, Hessen, Franken und Württemberg. Ihre Fürsten dankten reihenweise ab.
Am bedeutendsten war die Ankunft der Matrosen in Berlin, welche unmittelbar zur geforderten Abdankung von Kaiser Wilhelm II am 9. November und der Ausrufung der Republik führte. Reichskanzler Max von Baden übergibt die Regierung an Friedrich Ebert (SPD).
In Kiel erinnert ein 1982 errichtetes Denkmal im Ratsdienergarten an den Matrosenaufstand. An der heutigen DGB-Zentrale in der Legienstraße weist eine Tafel auf den Arbeiter- und Soldatenrat hin, der in jenem Gebäude seinen Sitz hatte. In der Feldstraße markiert eine Gedenktafel den Ort, an dem die ersten Toten zu beklagen waren. Die Gefallenen des Matrosenaufstands sind auf dem Eichhoffriedhof beigesetzt.
Dokumentiert sind die Ereignisse auch im Kieler Schiffahrtsmuseum
Heutige Spuren in Kiel
Literatur
Weblinks