Marzahn
Marzahn ist ein Ortsteil im Bezirk Marzahn-Hellersdorf in Berlin. Seit der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 gehört Marzahn zu Berlin. Seit der Ausgliederung aus dem Stadtbezirk Lichtenberg (1979) bis zur Fusion mit Hellersdorf im Jahre 2001 war Marzahn ein eigenständiger Bezirk im Ostteil Berlins.
Geschichte des Dorf Marzahn
Die Anfänge
1300 wurde das Dorf Marzahn unter der Bezeichnung Morczane (Erklärung des Begriffes) durch Markgrafen Albrecht III erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Urkunde wurde den Nonnen des Kloster Friedland Landbesitz in Marzahn bestätigt. 1375 gehörte das Dorf mit Außnahme von 3 Hufen einem Ritter von Wulkow, seit Anfang des 15. bis Ende des 16. Jahrhunderts der Familie von Linenberg.
1539 wurde Marzahn im Rahmen der Reformation in Brandenburg zunächst Tochterkirche von Biesdorf, dann von ca. 1600 bis 1945 von Friedrichsfelde.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Marzahn 1652 in einem schlechten Zustand: es gab keine Bauern mehr und nur die 5 Kossäten überstanden den Krieg. Nachdem 1590 der Besitz des Dorfes geteilt wurde, ging 1657 und 1681 Marzahn in zwei Schritten in den Besitz des Großen Kurfürsten und wurde dem kurfürstlichen Amt Köpenick unterstellt. Bis 1872 verblieb Marzahn im Besitz des brandenburgischen Kurfürsten bzw. preußischen Königs.
Nachdem 1764 das Marzahner Amtsvorwerk unter 19 Siedlerfamilien aus der Pfalz aufgeteilt wurde, bildeten die Pfälzer für mehrere Jahrzehnte eine eigene Dorf-, Kirch- und Schulgemeinde.
Erstmals fand 1874 in Marzahn, das zum neu gebildeten Amtsbezirk Hohenschönhausen gehörte, eine Gemeindevertreterwahl statt. Von 1872 bis 1920 war der Ort Teil des Kreises Niederbarnim.
1875 begann in Marzahn die Anlegung von Rieselfeldern, erst 1898/99 erhielt der Ort einen einfachen Bahnhof. Er war an der Wriezener Bahn gelegen und erhielt erst 1914 ein Überholgleis.
Ab 1904 wurde Marzahn an das Gas- und Wassernetz angeschlossen, der Anschluss an das Stromnetz musste jedoch noch bis 1920 warten.
1912 wurde die neue Marzahner Schule fertig gestellt, die seit 1999 das Bezirksmuseum beherbergt.
Marzahn als Teil Berlins
Mit der Schaffung von Groß-Berlin wurde Marzahn 1920 nach Berlin eingemeindet und Teil des Bezirkes Lichtenberg.
1936 wurde im Vorfeld der Olympischen Spiele für Sinti und Roma nördlich des Friedhofes am Wiesenburger Weg in Marzahn ein Zwangslager errichtet. An ihnen werden so genannte "rassebiologische Untersuchungen" durchgeführt. Die meisten der schätzungsweise bis zu 2.000 Festgesetzten werden 1943 nach Auschwitz oder Bergen-Belsen deportiert, nur wenige überleben. (Die schwarze Seite der Medaillen)
1940 bis '42 errichtete das Unternehmen Hasse & Wrede; im zu Marzahn gehörigen Ortsteil Bürcknersfelde einen Werksneubau, auf dessen Gelände sich auch zwei Zwangsarbeiterlager befanden. Der Betrieb galt als Leitbetrieb der deutschen Wehrwirtschaft und trug ab dem 1. Mai 1944 den Titel "nationalsozialistischer Musterbetrieb". In dem Betrieb wirkte eine kleine, aber erfolgreiche kommunistische Widerstandsgruppe. Auch die örtlichen Bauern beschäftigten zahlreiche ausländische Zwangsarbeiter, um die im Kriegseinsatz befindlichen deutschen Arbeitskräfte zu ersetzen. (Erinnerungen einer Zwangsarbeiterin an ihre Zeit in Marzahn)
Am 30. März 1943 kam es zu einem schweren Luftangriff, bei dem in Marzahn fünf Menschen getötet und mehrere Häuser zerstört wurden. Zwischen 1943 und April 1945 versteckten der Spediteur Erich Scheffler und seine Frau Charlotte in ihrem Wohnhaus mehrere jüdische Bürger und retteten ihnen so das Leben.
Die Einnahme Berlins durch die Rote Armee führt die sowjetischen Truppen am 21. April 1945 zuerst nach Marzahn, wo der Bauer Erwin Gensler von den Sowietischen Besatzungstruppen zum Bürgermeister eingesetzt wurde.
Marzahn 1945 bis 1979
Am 30. Oktober 1945 erließ die Sowjetische Militäradministration Deutschlands (SMAD) den Befehl (SMAD-Befehl Nr. 124), Hasse & Wrede zu sequestrieren. Bis 1946 wird der Betrieb vollständig demontiert. Im November 1947 wird das Unternehmen der "Deutschen Treuhandverwaltung" unterstellt und produzierte nach Aufräumarbeiten Drehmaschinen. Im Februar 1950 wurde aus Hasse & Wrede der VEB Berliner Drehautomaten (später entstand durch Zusammenlegung mit dem VEB Berliner Werkzeugmaschinenfabrik der VEB Berliner Werkzeugmaschinenfabrik Marzahn (BWF)).
1953 wurde in Marzahn die erste LPG Berlins mit dem Namen “Neue Ordnung" gegründet, die sich 1958 mit der Biesdorfer LPG zusammenschloss und 1965 mit der LPG Eiche/Ahrensfelde zur LPG “Edwin Hoernle" fusionierte.
1971 wird auf dem VIII. Parteitag der SED beschlossen, die "Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990" zu lösen. In diesem Zusammenhang wird das Neubaugebiet Berlin-Marzahn beschlossen.
1976 bis 1979 wurden im Rahmen der Erschließungsarbeiten für die Großsiedlung Marzahn Gebiet des ehemaligen Rohrpfuhls südöstlich des Dorfkerns Marzahn archäologische Grabungen durchgeführt. Die Archäologen stießen dabei auf mehrere slawische und germanische Siedlungsreste.
1978 werden im Wohngebiet 1 von Marzahn, dass auf Entwürfen von Peter Schweizer und Heinz Graffunder berruht, 4.089 Wohnungen fertiggestellt.
Marzahn im Bezirk Marzahn (-Hellersdorf)
5. Januar 1979: Marzahn wird zusammen mit den Ortsteilen Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf Teil des neugebildeten Stadtbezirkes Berlin-Marzahn.
6. April 1979: Wie die "Frankfurter Allgemeine", auf eine Anfrage bei der US-Botschaft in Bonn hin, berichtet, sind die drei Westmächte der Ansicht, dass die Bildung eines neunten Stadtbezirks in Ost-Berlin die Verantwortung der vier Mächte für ganz Berlin nicht beeinträchtigt und eine rein verwaltungstechnische Maßnahme darstellt. Anders wäre dies, wenn der neue Stadtbezirk über die bisherigen Grenzen von Berlin hinausreichen würde.
01. Mai 1980: Das Marzahner Wappen wird der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde von dem Berliner Graphiker Dietrich Dorfstecher geschaffen. Es besteht aus einem silbernem M für Marzahn in der Mitte des grün-roten Wappenschildes. Oben befinden sich fünf Ähren für die Landwirtschaft sowie die zugehörigen Ortsteile Marzahn, Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Hellersdorf. Unten ist ein silbernes Zahnrad für die industrielle Entwicklung Marzahns abgebildet.
Bis 1991 dauert die am 31.03.1982 vom Berliner Magistrat beschlossene Rekonstruktion des seit 1977 unter Denkmalschutz stehenden märkischen Angerdorfes Marzahn als ein Denkmal des Städtebaus und der Architektur.
1. Juni 1986: Der Bezirk Hellersdorf wird aus dem Bezirk Marzahn ausgegliedert. Er umfasst die Ortsteile Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf.
9. Mai 1987: Zur 750-Jahr-Feier von Berlin wird am Kienberg die Berliner Gartenschau (heute: Erholungspark Marzahn) nach Plänen von Gottfried Funeck eröffnet.
28. Juli 1987: Im Dorf Marzahn eröffnet die Bäckerei und Konditorei Engel.
15. Februar 1988: In einer umgebauten Scheune eröffnet die nach dem Biesdorfer Kunsthistoriker und -kritiker benannte "Heinz Lüdecke Bibliothek".
30. Juni 1990: Die Fertigstellung des Freizeitforums setzt gleichzeitig den Schlußpunkt für das Projekt Marzahner Promenade, welche nach Plänen von Heinz Graffunder, Wolf-R. Eisentraut und Helmut Stiegl gestaltet wurde und beginnend mit einem Kaufhaus am S-Bahnhof Marzahn über eine Einkaufspromenade zum Freizeitforum Marzahn mit seinen Freizeiteinrichtungen, wie Schwimmhalle, Sauna, Bibliothek und Veranstaltungsräumen, führt.
Juni 1999: Der Senat richtet für das Gebiet Marzahn Nord West ein Quartiersmanagement ein. Als eines von inzwischen 17 "Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf" in Berlin erhält das Quartier eine spezielle Förderung. [1]
1. Januar 2001 Marzahn wird im Rahmen der Berliner Bezirksfusion erneut ein Teil des gemeinsamem Bezirks Marzahn-Hellersdorf.
Sehenswürdigkeiten im Ortsteil Marzahn
Literatur und Links
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