Mario Bava
Mario Bava ( *31. Juli 1914 in San Remo/Italien, † 25. April 1980) war ein italienischer Filmregisseur, Kameramann und Drehbuchautor.Bava wächst von kleinauf mit Kunst und Kultur auf: Sein Vater Eugenio Bava gilt in den frühsten Tagen des italienischen Kinos als verlässlicher Kameramann, nachdem er einige Jahre als Bildhauer und Maler gearbeitet hatte. Nach einem gescheiterten Kunststudium assestiert Mario Bava seinem Vater bei Dreharbeiten. Schon bald ist Bava selbst etablierter Kameramann. Sein visuelles Grundverständnis von Film erlaubt ihm dabei schon in frühen Tagen den gezielten, künstlerischen Umgang mit Ausleuchtung und Optik, was später sein Markenzeichen werden würde.
In Erinnerung bleibt Bava jedoch vor allem für seine Regiearbeiten, in denen er seine unmittelbaren Erfahrungen am technischen Gerät voll einsetzen konnte. Dabei war diese Laufbahn keineswegs anvisiert: Als der italienische Filmregisseur Riccardo Freda sich noch am Set der Dreharbeiten zu dem Film I Vampiri mit dem Produzenten verkracht, wird Bava kurzerhand von der Kamera auf den Stuhl des Regisseurs versetzt, um den Film zu vollenden. Weitere Fertigstellungen folgen.
1960 dreht er schließlich mit Die Stunde, wenn Dracula kommt seinen ersten eigenen Film. Der an die jüngsten Gruselfilmerfolge der britischen Hammer Studios anschließende, atmosphärisch dichte Film läuft international erfolgreich und verschafft Bava großes Renommee. Des weiteren löst der Film eine Welle an italienischen Horrorfilmen aus, die jahrzehntelang anhalten sollte. Heute gilt die exzellent fotografierte Arbeit als Klassiker des Genres, der viele Regisseure maßgeblich beeinflusst hat. In Sleepy Hollow etwa zitiert der us-amerikanische Regisseur Tim Burton Bavas Film sehr deutlich. Der bis dato nahezu unbekannten Schauspielerin Barbara Steele gelingt mit ihrer Doppelrolle der internationale Durchbruch: Sie gilt von nun an als Ikone des Horrorfilms und wird über Jahrzehnte hinweg entsprechend gecastet. Es bleibt die einzige Zusammenarbeit zwischen Bava und ihr, doch tauchen in fast allen weiteren Filmen Bavas Frauen in tragenden Rollen auf, die vom Typ her Barbara Steele ähneln.
Im folgenden ist Bava nahezu ausschließlich als Regisseur tätig, verdrängt dabei aber regelmäßig die ihm zugewiesenen Kameramänner von ihrer Position, um selbst Hand anzulegen. Er arbeitet als Auftragsarbeiter in nahezu allen populären Genres des stark trendorientierten italienischen Kommerzkinos. Dass seine Filme vor allem auf optischer Ebene allesamt die gleiche Handschrift tragen, hebt sie dabei deutlich vom Durchschnitt gängiger Realisationen ab. Da Bava zudem im Ruf steht, gut mit Budgets haushalten zu können, wird er von den Produzenten gerne und oft eingesetzt. Danger:Diabolik, eine Adaption eines in Italien sehr populären Superverbrecher-Comics, realisiert er 1968 beispielsweise trotz ansehnlicher Effeke und vieler Schauwerte mit gerade mal der Hälfte des zur Verfügung stehenden Budgets.
1964 macht sich Bava einmal mehr als Trendsetter verdient: Sein überaus farbenfroh gestalteter Krimi Blutige Seide hat zwar deutliche narrative und dramaturgische Schwächen, macht diese aber mit einer ausgeklügelten Kameraarbeit wett. Weiterhin "erfindet" Bava mit Blutige Seide und dem vorangegangenen The Girl who knew too much das in Italien lange Zeit sehr populäre Subgenre des Giallos (zu deutsch: "Gelb"), eine Spielart des Krimis, die ihren Namen den gelben Umschlägen der zugrunde liegenden reißerischen Krimiromane verdankt. Der Giallo bezieht seinen Reiz vor allem aus der Zurschaustellung spekulativ inszenierter Mordszenen und einer psychopathologischen Tätercharakterisierung. Meist stehen offen sexuelle Obsessionen dabei im Vordergrund. Blutige Seide, selbst noch recht verhalten inszeniert, zog Dutzende von ungleich zeigefreudigeren Nachfolgefilmen nach sich, die sich in den 70er Jahren mit den zunehmend exploitativ inszenierten Edgar Wallace-Filmen kreuzten und durchmengten.
Filmografie
(Auszug als Regisseur)
- 1960: La Maschera del demonio (Die Stunde, wenn Dracula kommt, Black Sunday)
- 1961: Ercole al centro della terra (Vampire gegen Herkules)
- 1963: La Ragazza che sapeva troppo
- 1964: Sei donne per l'assassino (Blutige Seide)
- 1965: Terrore nello spazio (Planet der Vampire)
- 1968: Danger Diabolik
- 1971: Reazione a catena (Bay of Blood)
- 1973: La Casa dell'esorcismo (Der Teuflische, Lisa and the Devil)
- 1974: Cani arrabbiati (Rabid Dogs) (wurde erst lange nach Bavas Tod veröffentlicht)
Weblinks