Manchesterliberalismus
Der Manchesterliberalismus bzw. das Manchestertum ist eine politische Strömung und eine Freihandelsbewegung aus dem 19. Jahrhundert, die in Großbritannien, v. a. in der Stadt Manchester (damaliges Zentrum der textilverarbeitenden Industrie), ihren Ausgang fand.
Die Säulen des Manchesterliberalismus
Eine Säule ist der Freihandel. Aber die manchesterliberale Bewegung war nicht nur eine wirtschaftsliberale Sache, wie ihr unterstellt wird, sondern die Manchesterliberalen waren auch überzeugte Antimilitaristen, Antikolonialisten, radikale Demokraten, sie waren gegen Sklaverei und sie waren die Ersten, die sich für unveräußerliche Menschenrechte eingesetzt haben. Die Manchesterliberalen waren oftmals sehr moralisch (entgegen den Vorurteilen) in ihrem Handel; so hat Richard Cobden viel seines Vermögen dafür eingesetzt, dass große Teile der englischen Bevölkerung nicht verhungerten; der Sezessionskrieg in den USA und Handelsbeschränkungen haben die Bevölkerung in diese Lage gebracht.
Der Freihandel ist für Manchesterliberale kein Selbstzweck. Die Manchesterliberalen gehen davon aus, dass der freie Handel die Nationen eint und dass er den Herrschern es unmöglich macht, seine Menschen gegeneinander aufzuhetzen.
Die Manchesterliberalen setzten sich auch für die Schulbildung für alle und Chancengleichheit ein; Richard Cobdon kam selbst aus armen Verhältnissen. Die Manchesterliberalen hatten sich auch die Abschaffung der Kinderarbeit auf die Agenda gesetzt.
Die Corn Laws
Schon Adam Smith (18. Jahrhundert) hatte davor gewarnt, welches Elend Handelsbeschränkungen gerader solcher Grundgüter wie Getreide haben können. Das hielt die britische Regierung nicht davon ab, 1815 die Getreideeinfuhr mit einem hohen Zoll zu belegen und den Getreidepreis künstlich hochzuhalten. Die hohen Zölle führten dann tatsächlich zu einer großen Hungersnot in England; im Winter 1847 beklagte man in England 250000 Hungertote.
Die Manchesterliberalen um Richard Cobden und John Bright gründeten die „Anti-Corn-Laws-League“. Im Mai 1846 schaffte das Parlament auf Bedrängen der Manchesterliberalen und bei Unterstützung der Bevölkerung die Corn Laws ab; das war der erste große Erfolg der Manchesterliberalen. Bis 1866 dominierte der Manchesterliberalismus Europa; gerade in England führte der Manchesterliberalismus und der Freihandel zu viel Wohlstand, denn mit dem Fall der Corn Laws, fielen auch andere Handelsrestriktionen, denn bald jeder erkannte, wie hemmend Handelbeschränkungen und „Schutzzölle“ waren.
Vorurteile gegenüber den Manchesterliberalismus
Heute existieren eine Reihe Vorurteile und Pauschalisierungen gegen den Manchesterliberalismus. So gelten die Manchesterliberalen heute als Vertreter eines „Raubtierkapitalismus“, der jegliche Moral verkommen ließe und damit gesellschaftliche Normen zerstöre. Diese Vorurteile kamen von links wie rechts, z. T. antisemitisch motiviert, mit dem Ziel Liberalismus, Marktwirtschaft und Demokratie zu deskreditieren. Bis heute dominiert dieses Zerrbild vom Manchesterliberalismus.
Bei Manchesterliberalismus und Manchestertum denken die meisten an Bildern von ausgehungerten Kindern, die in Fabriken arbeiten, viele denken auch an die Geschichten des Charles Dickens. Dabei waren es doch gerade die Manchesterliberalen, die die Kinderarbeit abschaffen wollten.
Unterschiede zu den Libertären
Oftmals wird nicht genau zwischen den Libertären und den Manchesterliberalen differenziert. Die Libertären (Synonom: Archnokapitalisten) wollen den Staat gänzlich abschaffen, während die Manchesterliberalen den Staat auf wenige Aufgaben beschränken wollen, z. B. Justiz, innere Sicherheit, äußere Sicherheit, Herstellung von Chancengleichheit durch ein entsprechendes Bildungssystem.Bekannte Vertreter
Zitate
Literatur
Querverweise