Manchester-Kapitalismus
Mit Manchester-Kapitalismus bezeichnet man eine Ausprägung des Kapitalismus, die durch freie Entfaltung unternehmerischer Interessen bei allergrößter Zurückhaltung des Staates gekennzeichnet ist (daher auch Manchesterliberalismus genannt). Der Begriff bezieht sich auf die englische Industriestadt Manchester, wo im frühen 19. Jahrhundert die industrielle Revolution sich besonders rasch vollzogen hatte und wo deren negative Folgen besonders deutlich wurden, d.h. die Verelendung des Proletariats. Vergleichbare Entwicklungen vollzogen sich auch in anderen Städten inner- und außerhalb Großbritanniens, doch blieb der Begriff ebenso an Manchester haften wie z.B. Chicago noch heute mit Gangstersyndikaten assoziiert wird.Der Begriff wird heute weniger historisch-beschreibend gebraucht als vielmehr auf Gegenwart und Zukunft bezogen. In diesem Zusammenhang drückt er Kritik an einer nach Meinung der Kritiker zu liberalen Politik aus, die den Abläufen des Marktes zu viel Spielraum lässt und soziale und andere gemeinschaftsbezogene Verpflichtungen des Unternehmertums zu wenig geltend macht. Speziell in Deutschland wird er in kritischer Absicht als Gegenmodell der im Grundgesetz verankerten sozialen Marktwirtschaft genannt.