Manasse
Manasse regierte zwischen 696/95-642/41 v.Chr. das Südreich
Juda.
(Zum Problem der Datierung judäischer Könige vgl. u.a. Thiele, R.E., The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings, Chicago 1951: Galil, G., The Chronology of the Kings of Israel and Judah, Leiden 1996; Ben Zwi, E., Prelude to a Reconstruction of the Historical Manassic Judah, in BN 81, 1996; Naaman, N., Historical and Chronological Notes on the Kingdoms of Israel and Judah in the Eighth Century B.C., in: VT 36, 1986.)
Manasses überaus langer Regierungszeit von 55 Jahren wird im Text der beiden biblischen Berichte in 2. Kön 21,1-18 und 2. Chr 33,1-20 keine Rechnung getragen. Der Bericht 2. Kön 21,1-18, der dem Deuteronomistischen Geschichtswerk angehört, macht Manasses
Apostasie für den Untergang Judas verantwortlich. Manasse wird von DtrG zwischen den Schlüssel-Berichten über [[Hiskia], seinen Vater (2. Kön 18,1-20,21) und Josia, seinen Enkel (2. Kön 22,1-23,30), aus ideologischen Gründen negativ kontrastiert und klein gehalten. Manasses Mutter war Abija Bat-Sacharja. Sollte Abija manassitischer Herkunft gewesen sein, so wäre Manasses ungewöhnlicher Name zu erklären. Der historische König Manasse übernimmt 696 v. Chr., mit 12 Jahren die Regierung. Juda war durch den Feldzug Sanheribs im Jahr 701. v. Chr. völlig zerstört und große Teile der Shephala gehörten den philistäischen Nachbarstaaten.
Jerusalem war durch die Ereignisse von 720 v. Chr. (Samaria) und 701 v. Chr. (Sanherib) mit Flüchtlingen überfüllt und auf das dreifache seiner ursprünglichen Bevölkerung (ca. 60.000) und Fläche (ca. 65 ha) gewachsen.
(Zu Jerusalem und Juda während Eisen II vgl. I. Finkelstein, The Archaeology of the Days of Manasseh, in: M.D. Coogan, J.C. Exum, L.E. Stager (Eds.), Scripture and Other Artifacts, Louisville 1994, S. 169-187.)
Manasse setzte die planmäßige und massive Besiedelung bisher marginalisierter Gebiete Judas durch. Er baute Festungen und befestigte landwirtschaftliche Siedlungen in der judäischen Wüste, im südlichen Hügelland und im östlichen
Negev. Er übernahm eine führende Rolle im
Weihrauch-Handel über die südjudäischen Handelsrouten aus der edomitischen Arava durch das Beersheva-Tal nach Gaza und galt als loyaler Vassal der assyrischen Könige Sanherib, Assarhaddon und
Assurbanipal. Er unterstützte aktiv die militärischen Unternehmen Assurs gegen
Ägypten und konnte Juda zum Ende seiner Regierungszeit wirtschaftlich erholt und in seinen alten Westgrenzen an seinen Sohn Amon übergeben.
(Außerbiblische Berichte zu Manasse finden sich in den Annalen der assyrischen Könige, vgl. ANET 291, 294.)
Literaturhinweise