Maibaum
Der Maibaum - das Aufstellen eines geschmückten Baumes oder Stammes am letzten Tag des Aprils - ist ein in Deutschland verbreiteter Brauch. Ein solcher "offizieller" Maibaum ist oft mit Symbolen verschiedenener Berufe geschmückt.
In einigen Teilen Deutschlands, z.B. im Rheinland sind aber private Maibäume verbreiteter. Diese werden meist von männlichen Teenagern und jungen Männern am Haus ihrer Freundin angebracht. Üblich sind v.a. mit buntem Krepp-Papier geschmückte Birken.
Verbreitet ist der Maibaum schon seit vorchristlicher Zeit. Rund um den Maibaum hat sich im Laufe der Zeit viel Brauchtum entwickelt. Vor allem das Stehlen des Maibaumes ist ein oft ausgeübter, aber auch viel gefürchteter Brauch.
Der Maibaum wird meist am Nachmittag oder Abend aufgestellt. Zuvor wird der schon Tage zuvor gefällte Baum - der gut versteckt und bewacht wurde - durch die Straßen des Ortes gefahren. Meist marschiert neben einigen Zuschauern auch eine Blaskapelle mit. Diese unterhält dann auch beim Aufstellen des Baumes die immer zahlreicher eintreffenden Menschen. Während diese sich meist mit Bier und Bratwürstenn die Zeit vertreiben, mühen sich rund ein Dutzend junger Burschen damit ab, den Maibaum in die richtige Lage zu bringen. Dies geschieht unter der Führung eines erfahrenen Mannes, der das Kommando führt.
Früher wurde ein Maibaum nur mit Hilfe langer Stangen aufgestellt. Heute nimmt man auch schon mal einen Traktor, einen Gabelstapler oder sogar einen Kran zuhilfe. Das geht dann wesentlich schneller und ist auch sicherer. In der darauf folgenden Nacht wird der aufgestellte Maibaum meist noch einmal von jungen Burschen bewacht.
Ähnlich wie zuvor dargestellt findet man den Brauch des Maibaum-Aufstellens auch in Ostfriesland.
Auch hier wird der Baum am Vorabend des 1.Mai aufgestellt. Ein langer, gerade gewachsener, geschälter Stamm, der über lange Zeit immer wieder für diesen Zweck genutzt wird, wird von seinem Lagerplatz (wo möglich unter Wasser, z.B. in einem Kanal) geholt und von der Dorfjugend mit einer dichten Girlande von Tannengrün umwunden, mit Krepp-Papierstreifen und "Rosen" aus gefaltetem Krepp verziert. Am oberen Ende wird er von einem Kranz und auf der Spitze von einer frisch geschlagenen jungen Birke gekrönt.
Das Schmücken erfolgt meist an Ort und Stelle. In seltenen Fällen an einem anderen Ort, woraufhin dann der Baum in einer Art Prozession zum Aufstellungsort - in der Regel ein zentraler Dorfplatz bei einer Gaststätte mit Saalbetrieb - überführt wird.
Das Aufstellen wird begleitet von örtlich verschieden gestaltetem Programm wie Gesangseinlagen, Tanzvorführungen usw.. Außerdem gibt es einen allgemeinen Umtrunk, von der Dorfjugend gereicht, die dafür, für den Baumschmuck und die Versorgung der Wache in den Tagen zuvor im Ort gesammelt hat.
Wenn der Baum aufgestellt ist, begibt sich das Publikum zum Maitanz in den Saal während draußen beim Baum eine Abordnung der Dorfjugend die erste Wache antritt. Der Maibaum muss nämlich bis zum kommenden Sonnenaufgang bewacht werden, gehört es doch zur Tradition, in anderen Orten den Maibaum zu entwenden.
Um das Entwenden des Maibaums zu verhindern, muss spätestens bei Annäherung von Fremden einer der Wächter eine Hand am Baum haben. Schaffen es die Gegner, dies zu verhindern oder die Wächter so abzulenken, dass sie ihre Pflicht vernachlässigen und dann drei Spatenstiche gegen den Baum auszuführen, gilt der Baum als gestohlen. Er wird mit einem Schild versehen, auf dem der Sachverhalt vermerkt ist, und entweder gleich oder am folgenden Tag abgeholt und neben dem eigenen Baum der erfolgreichen Diebe aufgestellt. Natürlich darf nur Maibäume stehlen, wer auch selber einen aufgestellt hat.
Der Maibaum bleibt bis zum Monatsende stehen und wird dann an einem Wochenende wieder umgelegt, abgeschmückt und der Stamm für das nächste Jahr eingelagert. Gestohlene Bäume müssen zu diesem Zeitpunkt wieder ausgelöst werden. Dazu begibt sich eine Abordnung der Bestohlenen zu den Dieben und handelt den Preis aus, der üblicher Weise in Naturalien (Getränke und Essbares) zu entrichten ist.
Eine ganz eigenwillige Variante des Maibaums findet man auf der Insel Borkum
Die Tradition des Maibaumaufstellens wie sie hier exemplarisch für zwei Regionen dargestellt ist, mag noch verhältnismäßig "jung" sein, steht aber in einem weit in die Vorzeit zurückreichenden Zusammenhang.
Die ursprünglich zugrunde liegenden Vorstellungen beruhen auf einer Symbolik aus dem Schamanismus der eurasischen Völker, die sogar bei den Ureinwohnern Amerikass noch auffindbar sind. Es ist das Symbol des Baumes, der die Verbindung zur jenseitigen Welt herstellt und dem Schamanen den Aufstieg dorthin ermöglicht.
Auch die altgermanische Weltenesche Yggdrasil gehört in diesen Vorstellungskreis ebenso wie die Symbolik der zentralen Zeltstange der Jurte zentral- und ostasiatischer Nomadenstämme. Und Bilder von bestimmten Ritualen des amerikanischen Sonnentanzes erinnern sowohl an die Baumsymbolik wie auch an die Geschichte von Odins Selbstopfer - wobei beide möglicherweise zusätzlich durch christliche Vorstellungen beeinflusst wurden.
In den Kanon der Frühlingsfeste fügt sich das Aufstellen des Maibaums über die zugrundeliegenden Vorstellungen der Lebenserneuerung, wie sie in den genannten schamanistischen Ritualen bis hin zur Mythologie der Sonnentanzreligion verbreitet sind. Dem trägt auch die offenbare Sexualsymbolik des Maibaums RechnungMaibaumfeier in Ostfriesland
Hintergrund