Ludwig Wittgenstein
Ludwig Josef Johann \Wittgenstein (* 26. April 1889 in Wien; † 29. April 1951 in Cambridge) war einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts.Er hatte großen Einfluss auf die Philosophiegeschichte: Eine ganze Philosophierichtung, nämlich die (sprach-)analytische Philosophie entstand unter dem Einfluss von Wittgensteins Werken. Darüber hinaus hat er die Logik und die Philosophie der Logik befruchtet.
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2 Zur Entwicklung der Philosophie Wittgensteins 3 Werke 4 Über Wittgenstein 5 Weblinks |
Ludwig Wittgenstein war das jüngste von acht Kindern des Großindustriellen Karl Wittgenstein. Er wurde katholisch erzogen, obwohl drei seiner vier Großeltern aus jüdischen Familien kamen. Wie er selbst zeichneten sich seine Geschwister durch außerordentliche musische und intellektuelle Fähigkeiten aus. Sein Bruder Paul etwa wurde ein berühmter Pianist. Diesen Fähigkeiten stand jedoch eine seelische Labilität gegenüber: Zwei seiner Brüder begingen Selbstmord. Auch Ludwig Wittgenstein legte Zeit seines Lebens (insbesondere nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs) depressive Verhaltensweisen an den Tag und erwies sich im menschlichen Miteinander als einerseits herrisch und rechthaberisch, andererseits als sensibel und unsicher. Alle Zeitgenossen beschreiben Wittgenstein als außerordentlich beeindruckende Persönlichkeit.
Ludwig Wittgensteins intellektuelle Erziehung begann mit häuslichem Privatunterricht in Wien, ab 1903 besuchte er dann die Realschule in Linz (an der zur gleichen Zeit auch Adolf Hitler Schüler war). Am 28. Oktober 1906 immatrikulierte sich Ludwig Wittgenstein an der Technischen Hochschule Berlin, der heutigen Technischen Universität Berlin. Ursprünglich hatte er bei Ludwig Boltzmann in Wien studieren wollen. Für Berlin entschied sich Wittgenstein, weil sein Realschulzeugnis ihm die Einschreibung an der Universität erst nach einem weiteren Studium erlaubte. In Berlin beschäftigte sich
Wittgenstein, so die Schwester Hermine in ihren Familienerinnerungen,
"viel mit flugtechnischen Fragen und Versuchen." Doch dann zog die Philosophie ihn in seinen Bann. Hermine Wittgenstein notierte: "Zu
dieser Zeit oder etwas später ergriff ihn plötzlich die Philosophie, d.
h. das Nachdenken über philosophische Probleme, so stark und so völlig
gegen seinen Willen, dass er schwer unter der doppelten und
widerstreitenden inneren Berufung litt und sich wie zerspalten vorkam."
Nach dem Abschlussdiplom 1908 ging Wittgenstein nach Manchester, wo er versuchte, einen Flugzeugmotor zu bauen; ein Plan, den er bald aufgab. Dann arbeitete er an "Verbesserungsvorschläge für Flugzeugpropeller", ein Projekt, für das er am 17. August 1911 das Patent erhielt. Schließlich aber dominierte die Philosophie: Nicht zuletzt auf Anregung Gottlob Freges setzte Wittgenstein seine Studien in Cambridge fort, wo er sich insbesondere mit Bertrand Russell beschäftigte, der sich durch Wittgenstein nach den ersten Begegnungen gar nicht beeindruckt zeigte: ("Nach der Vorlesung kam mein hitziger Deutscher, um mit mir zu streiten. .. Eigentlich ist es reine Zeitverschwendung, mit ihm zu reden" Russell 16.11.1911).
Bereits 1911 begann Wittgenstein mit der Arbeit an seinem ersten philosophischen Werk, der Logisch-philosophischen Abhandlung. Diese Arbeit wurde durch seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg unterbrochen. Das Werk wurde schließlich im Sommer 1918 vollendet. Es erschien jedoch erst 1921 in einer fehlerhaften Version in der Zeitschrift Annalen der Naturphilosophie. 1922 wurde schließlich eine zweisprachige Ausgabe unter dem heute bekannten Titel der englischen Übersetzung veröffentlicht: Tractatus Logico-Philosophicus. Abgesehen von zwei kleineren philosophischen Aufsätzen und einem Wörterbuch für Volksschulen blieb der Tractatus das einzige zu Lebzeiten veröffentlichte Werk Wittgensteins.
Mit dem Tractatus vollzog Wittgenstein den "linguistic turn" in der Philosophie, die Wendung zur Sprache: Sprache und Denken sind gemäß dieser Auffassung untrennbar miteinander verbunden, das heißt, wer philosophiert, muss zwangsläufig über Sprache sprechen. Philosophische Probleme zu verstehen heißt wesentlich auch, die Funktionsweise der Sprache zu verstehen. Der Kern von Wittgensteins Frühphilosophie besteht in einer Abbildtheorie der Erkenntnis, d.h. die Bedeutung eines Wortes besteht in seinem Bezugsgegenstand (gäbe es keinen Apfel, würde die Sprache "leerlaufen"). Wittgenstein entwickelt im Tractatus neue logische Verfahren (so genannte "Wahrheitstabellen"), die heute in keinem Lehrbuch zur Logik fehlen."Es handelt sich, ganz eigentlich um die Darstellung eines Systems" (aus einem Brief Wittgensteins an Ficker, den Herausgeber des "Brenner", von dem Wittgenstein eine Veröffentlichung im "Brenner" erhoffte, nachdem etliche Verleger ihm abgesagt hatten) Laut Wittgenstein ist die Logik der Schlüssel zu aller Erkenntnis - sowie zu deren Grenzen. Diese Theorie führte Wittgenstein schließlich zu einer fast metaphysischen Weltauffassung: "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt". Der Tractatus schließt mit dem viel zitierten Satz: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen."
Mit der Veröffentlichung das Tractatus glaubte Wittgenstein, seinen Beitrag für die Philosophie geleistet zu haben, und wandte sich anderen Tätigkeiten zu. Zunächst wurde er für einige Jahre Volksschullehrer "in einem der kleinsten Dörfer, es heißt Trattenbach und liegt vier Stunden südlich von Wien im Gebirge" (Brief an Russell), war jedoch bald in pädagogischer Hinsicht überfordert (sowie inhaltlich unterfordert). Er beschäftigte sich außerdem mit photographischen Experimenten, der Bildhauerei, und arbeitete als Gärtnergehilfe in einem Kloster. Von 1926 bis 1928 erstellte er für seine Schwester Margarete Stonborough in Wien ein Haus. In diesen Jahren erwies sich Wittgenstein als praktisch tätiger Ingenieur und Architekt, der sich keinesfalls im Elfenbeinturm der Philosophie einschloss. Später schrieb Wittgenstein rückblickend: "Die Arbeit an der Philosophie ist - wie vielfach die Arbeit in der Architektur - eigentlich mehr die/eine Arbeit an Einem selbst. An der eigenen Auffassung. Daran, wie man die Dinge sieht. (Und was man von ihnen verlangt.)"
Ende der 1920er Jahre begann Wittgenstein sich wieder mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Dabei stand er in Kontakt zu den Mitgliedern des Wiener Kreises, dessen Diskussionen er maßgebend beeinflusste. Durch einen Vortrag des intuitionistischen Mathematikers L. E. J. Brouwer wurde er - so zumindest nach einem Bericht von Herbert Feigel - schließlich nachhaltig aufgerüttelt und wandte sich wieder der Philosophie zu. Während dieser "mittleren Phase" vertrat Wittgenstein eine Auffassung, die sich als eine Form des Verifikationismus beschreiben lässt: Die Kenntnis der Bedeutung von Sätzen geht einher mit der Kenntnis der einschlägigen Verifikations- oder Beweisverfahren.
1929 kehrte Wittgenstein als Philosoph nach Cambridge zurück; 1939 wurde er zum Nachfolger George Edward Moores berufen. Während der dreißiger Jahre gab Wittgenstein zahlreiche Kurse und Vorlesungen. Immer wieder versuchte er, seine neuartigen Gedanken, die er unter anderem in Auseinandersetzung mit seinem Erstlingswerk entwickelte, in Buchform zu verfassen und erstellte zahlreiche Manuskripte und Typoskripte. Wichtige Zwischenschritte waren "The Blue Book" (Typoskript eines englischen Diktats) und "The Big Typescript". Trotz seiner intensiven Bemühungen gelang es Wittgenstein jedoch nicht, sein Buchprojekt zu beenden. Erst posthum erschienen im Jahre 1953 die "Philosophischen Untersuchungen", durch die er schnell zu Weltruhm gelangte.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Wittgenstein nochmals praktisch tätig. Er arbeitete als Freiwilliger in einer medizinischen Forschungsgruppe, die den so genannten Wundschock untersuchte, und entwickelte Apparaturen zur kontinuierlichen Messung von Puls, Blutdruck, Atemfrequenz und Volumen. Dabei bediente er sich der Erfahrungen, die er während der Entwicklung seines Flugmotors gemacht hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Wittgenstein seine philosophischen Untersuchungen fort und arbeitete unter anderem an der Philosophie der Wahrnehmung und zu den Themen Gewissheit und Zweifel. Aber auch zu vielen kulturellen und wissenschaftstheoretischen Themen hat Wittgenstein Erhellendes beigetragen. 1939 schrieb er: "Die Menschen heute glauben, die Wissenschaftler seien da, sie zu belehren, die Dichter und Musiker etc., sie zu erfreuen. Dass diese sie etwas zu lehren haben, kommt ihnen nicht in den Sinn."
Wittgenstein starb im Jahre 1951 an Krebs. Seine letzten Worte an die Frau seines behandelnden Arztes, der ihn für die letzten Wochen seines Lebens bei sich zu Hause aufnahm, weil Wittgenstein nicht in ein englisches Krankenhaus wollte, waren: "Sagen Sie ihnen, dass ich ein wundervolles Leben hatte." Die Frau hatte ihm mitgeteilt, seine englischen Freunde würden ihn am darauffolgenden Tag besuchen.
Wenn zwei Philosophen zu ihrer Meinung über Wittgenstein befragt werden, so erhält man häufig nicht zwei verschiedene, sondern vier verschiedene Antworten: zwei unterschiedliche über Wittgensteins Frühwerk (die sich meistens noch relativ ähnlich sind) und zwei unterschiedliche über sein Spätwerk (die sich oft stark widersprechen). Gründe dafür sind unter anderem die elitäre Einstellung Wittgensteins, der besonders in der Frühphase häufig nicht dazu bereit war, ausführliche Erläuterungen zu geben. In der Spätphase war es wohl vor allem Wittgensteins hoher Anspruch an sich selbst, der ihn daran hinderte, flüssig lesbare, klar strukturierte längere Abhandlungen zu verfassen. "Nach manchen missglückten Versuchen, meine Ergebnisse zu einem solchen Ganzen zusammenzuschweißen, sah ich ein, dass mir dies nie gelingen würde. Dass das beste, was ich schreiben konnte, immer nur philosophische Bemerkungen bleiben würden; dass meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, gegen ihre natürliche Richtung, in einer Richtung weiterzuzwingen." Das heißt jedoch nicht, dass Wittgenstein nicht schreiben konnte: Die oft als kurze Dialoge verfassten, aphoristischen Bemerkungen seines Spätwerks zeichnen sich teilweise durch außerordentliche stilistische Brillanz aus. Neben der - an der philosophischen Tradition gemessen - ungewohnten Textstruktur gibt es allerdings einen interessanteren Grund für die Meinungsvielfalt über Wittgensteins Schriften: das vollkommen Neuartige an Wittgensteins Art des Philosophierens, besonders in der späteren Phase.
Nur wenige Philosophen haben so intensiv über das Wesen der "Philosophie" und des "Philosophierens" nachgedacht wie Wittgenstein besonders in seiner späteren Phase, auf die im Weiteren das Schwergewicht liegen soll. Wittgenstein hielt die meisten Probleme in der Philosophie für hausgemacht: Vor allem aufgrund oberflächlicher grammatischer Ähnlichkeiten lassen sich viele zu Schlussfolgerungen verleiten, die in theoretische Sackgassen enden. In den Philosophischen Untersuchungen heißt es: "Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, daß wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen." Weil dies der Fall ist, rennen die Betroffenen immer wieder gegen Wände an, ohne letztlich weiter zu kommen. Zum Beispiel kann die grammatische Ähnlichkeit zwischen Sätzen wie "Ich habe einen Stuhl" und "Ich habe eine Idee" zu der Auffassung verleiten, dass man eine Idee auf gleiche Weise "hat" wie einen Stuhl, was schließlich dazu führen kann, eine Idee als Gegenstand aufzufassen, wenn auch als "Gegenstand von besonderer Art". Nach diesem besonderen Gegenstand wird dann häufig in Form von metaphysisch-erkenntnistheoretischen "Theorien" oder durch introspektives Grübeln krampfhaft gesucht. Das Ziel Wittgensteins besteht darin, solche Verkrampfungen zu lösen. Dies versucht er zu erreichen, indem er auf verschiedene Weisen eine Übersicht über den Gebrauch der betreffenden Wörter vermittelt. "Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenzen der Sprache geholt hat."
Bis zu diesem Punkt sind sich die Interpreten der Schriften Wittgensteins noch weitgehend einig. Die entscheidende Trennlinie besteht hinsichtlich der radikalen Schlussfolgerungen, die Wittgenstein aus diesem Ansatz zieht: Die Philosophie "läßt alles, wie es ist." "Die Philosophie stellt eben alles bloß hin, und erklärt und folgert nichts. - Da alles offen liegt, ist auch nichts zu erklären." "Wollte man Thesen in der Philosophie aufstellen, es könnte nie über sie zur Diskussion kommen, weil Alle mit ihnen einverstanden wären." Für Wittgenstein ist das Philosophieren keine "erklärende" Tätigkeit, d. h. er stellt keine Theorien welcher Art auch immer auf, um diese dann zu vertreten und zu verteidigen. Sondern es handelt sich um eine "therapeutische" Tätigkeit, die allein die Aufgabe hat, philosophische Probleme aufzulösen.
Hinsichtlich der Interpretation dieser Thesen besteht ausgesprochen oder unausgesprochen ein großer Dissens unter den Interpreten Wittgensteins: Denn wenn sie ernst zu nehmen sind, können die Spätwerke Wittgensteins nicht wie sonstige philosophische Werke interpretiert werden, indem versucht wird, die "Hauptthesen" und "Theorien" festzustellen und ihre Entwicklung und Begründung nachzuvollziehen. Denn Wittgenstein hat laut eigenem Bekunden eben keine Thesen oder Theorien aufgestellt. Alles, was Wittgenstein in seinem Spätwerk zu vermitteln trachtete, sind Methoden und Techniken für das Lösen von philosophischen Problemen und intellektuellen Verkrampfungen. Folgende Passage aus den Philosophischen Untersuchungen stellt eine der zentralen Aussage Wittgensteins über seine Methode dar: "Die eigentliche Entdeckung ist die, die mich fähig macht, das Philosophieren abzubrechen, wann ich will. ... es wird nun an Beispielen eine Methode gezeigt, und die Reihe dieser Beispiele kann man abbrechen. - Es werden Probleme gelöst (Schwierigkeiten beseitigt), nicht ein Problem".
Die überwiegende Zahl der Wittgenstein-Interpreten nimmt diese Aussagen insofern nicht für bare Münze, als die Exegese der Spätphilosophie Wittgensteins in der Regel auf ähnliche Weise betrieben wird wie die anderer Philosophen: die "Thesen" und "Theorien" von Wittgensteins Spätphilosophie werden ebenso akribisch mit Hilfe philologischer und historisch-kritischer Methoden untersucht, beschrieben und kritisiert wie z. B. die von Immanuel Kant.
Viele Wittgenstein-Interpreten gehen beispielsweise davon aus, dass Wittgenstein eine Bedeutungstheorie zu entwickeln trachtete, und kritisieren - aus dieser Perspektive zu Recht -, dass Wittgensteins Theorien nicht einheitlich sind und sich widersprechen.
Doch diese Kritik steht und fällt mit der Behauptung, Wittgenstein habe nicht nur im Tractatus, sondern auch in seiner Spätphilosophie darauf abgezielt, Theorien aufzustellen. Wenn Wittgensteins methodische Äußerungen beim Worte genommen werden, kann diese Behauptung schwerlich aufrechterhalten werden. Wenn Wittgenstein keine Theorien aufstellte, sondern anhand von Beispielen eine Einstellung gegenüber philosophischen Problemen vermitteln wollte, dann versteht sich beinahe von selbst, dass sich einzelne Elemente der Beispiele widersprechen können. Denn je nach Beispiel können ganz andere Aspekte von Wichtigkeit sein: Während es für den einen Zweck sinnvoll sein kann Ähnlichkeiten hervorzuheben, kann es für einen anderen notwendig sein Unterschiede zu betonen. Eine Kritik an Wittgenstein auf dieser Grundlage würde nicht die Frage zu beantworten suchen, ob seine Theorien falsch oder richtig sind, sondern welche Beispiele und Aussagen besser oder weniger gut geeignet sind, um das Ziel der Auflösung intellektueller Verkrampfungen zu erreichen.
Das hat auch Implikationen für die Behandlung von Früh- und Spätphase der Philosophie Wittgensteins. Viele Interpreten stellen die Philosophie des Tractatus und der Spätphase ohne Weiteres nebeneinander. Häufig wird behauptet, dass die Unterschiede eher im Inhalt der vertretenen Theorien bestehen als in der grundsätzlichen methodischen Herangehensweise. Gemäß der radikalen Interpretation der Spätphilosophie Wittgensteins ist ein solches Verfahren jedoch höchst problematisch: Zwischen Tractatus und Spätphilosophie mag es in Einzelheiten Ähnlichkeiten geben, aber der methodische Ansatz ist grundverschieden. Das wird allein schon an der Form der beiden Hauptwerke deutlich. Während der Tractatus durch die hierarchische Nummerierung der Thesen eine geradezu mathematische Stringenz suggeriert und eindeutig theoretische Behauptungen aufstellt, erscheinen die Philosophischen Untersuchungen zuweilen als wildes Durcheinander ohne durchgehenden Zusammenhang. Dieses "Durcheinander" hat aber durchaus seinen Sinn und Zweck - auch wenn der Leser sich sicherlich ein paar mehr Erläuterungen gewünscht hätte. Aber vielleicht ist diese Forderung unangemessen. Vielleicht reicht es schon aus, wenn die Leser die methodischen Äußerungen ernster nehmen als sie zunächst geneigt sind. Außerdem können natürlich auch die Leser das Philosophieren abbrechen, wann immer sie wollen...
Für Wittgenstein gilt daher umso mehr, was letztlich für alle Philosophen gilt: Nichts kann das Studium der Originalwerke selbst ersetzen.
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