Lucio Gutiérrez
Lucio Edwin Gutiérrez Borbúa (* 23. März 1957 in Quito) ist ein ecuadorianischer Ex-Militär und Politiker. Er ist seit dem 15. Januar 2003 Präsident von Ecuador.Gutiérrez ist Sohn eines Landwirts und einer Krankenschwester und wuchs in Tena in der Provinz Napo im Amazonastiefland auf. Er durchlief eine klassische Militärlaufbahn von der Oberschule bis zum Offizier der Kavallerie. Im November 1999 stieg er zum Oberst (coronel) auf, bei dem offiziellen Akt zu diesem Anlass verweigerte er Staatspräsident Jamil Mahuad Witt den Händedruck. Aus diesem Verstoß gegen das Protokoll wurde im Februar 2000 offener Antagonismus, als Gutiérrez sich nach einem Putsch zu einem der drei Mitglieder einer "Nationaljunta zur Rettung Ecuadors" küren ließ, die die Regierungsgeschäft übernehmen wollte. Mahuad hatte zuvor durch verschiedene wirtschaftspolitische Maßnahmen, insbesondere die Ankündigung der Dollarisierung des Landes, weite Teile insbesondere der sozial schwachen Bevölkerung gegen sich aufgebracht. Es kam zu Demonstrationen und Aufständen. Gutiérrez stellte sich gemeinsam mit anderen Obristen gegen den Präsidenten und verbündete sich mit der Indianerorganisation Conaie. Am 21. Januar 2000 stürmten Demonstranten, unterstützt von Heeresangehörigen unteren und mittleren Ranges den Nationalkongress, den Obersten Gerichtshof und den Staatlichen Rechnungshof und erklärten die Absetzung der bestehenden Regierung. Gutiérrez, der Conaie-Präsident Antonio Vargas Guatatuca und der ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofes Carlos Solórzano Constantine übernahmen als Triumvirat die Regierungsgewalt. Wenige Stunden später wurde die Nationaljunta durch einen Regierungsrat ersetzt, dem Gutiérrez nicht mehr angehörte. Am 22. Januar ernannte der Nationalkongress den bisherigen Vizepräsidenten Gustavo Noboa Bejarano zum neuen Staatsoberhaupt.
Gutiérrez und weitere Obristen verbrachten gut vier Monate im Gefängnis, bevor sie von Präsident Noboa amnestiert wurden. Im Juni 2000 bat Gutiérrez darum, seine militärischen Ämter ruhen lassen zu dürfen, und ging in die Politik. Er gründete die Partei Patriotische Gesellschaft 21. Januar (PSP) und verschrieb sich dem Populismus. Daneben vertrat er -wie der venezolanische Präsident Hugo Chávez- bolivarianische Ideen einer kontinentalen Einheit Südamerikas. Er schloss ein Wahlbündnis mit dem politischen Arm der Conaie, der Plurikulturalen Bewegung Pachakutik-Neues Land und mit der Marxistischen Partei Ecuadors, präsentierte sich aber gleichzeitig auch als Patriot und Christ. Im Wahlkampf trat er als Kandidat der Erneuerung und der "linken Mitte" nach dem Vorbild des brasilianischen Präsidenten Lula auf.
Er gewann am 24. November 2002 im zweiten Wahlgang mit 54,3% der Stimmen gegen den populistischen Unternehmer Álvaro Noboa und wurde am 15. Januar 2003 als Präsident vereidigt. Trotz seines dominierenden Wahlkampfthemas, die Korruption und die Armut bekämpfen zu wollen, begann Gutiérrez seine Amtszeit mit Sparmaßnahmen. Seine auch weiterhin liberal-konservative Wirtschaftspolitik brachte ihn bald in Gegensatz zu Marxisten und zur Indianerbewegung, so dass er bereits im August nach dem Ausscheiden der Pachakutik-Minister eine Regierungsumbildung vornehmen musste. Seine Regierungsfähigkeit versucht er vor allem durch Annäherung an eher rechte Parteien wie die Sozial-Christlichen Partei um Expräsident León Febres Cordero aufrecht zu erhalten. Seine eigene Partei, die PSP, verfügt lediglich über 25 der 100 Sitze im Nationalkongress.