Louis-Joseph de Montcalm
Louis Joseph de Montcalm-Gozon, Marquis de Saint-Véran (12. Februar 1712; † 14. September 1759) war Kommandeur der französischen Armee in Kanada während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763).Louis Joseph de Montcalm war der Sohn des französischen Adeligen Louis-Daniel de Montcalm and der Marie-Thérèse de Lauris. Er wurde in deren Schloss Chateau de Candiac in Südfrankreich geboren. Im Alter von 15 Jahren trat er als Fähnrich in die französische Armee ein. Mit dem Tod seines Vaters 1735 erbte er dessen Titel eines Marquis. Seine finanzielle Situation konnte er erheblich durch die Eheschließung mit Angelique Louise Talon du Boulay, mit der er 10 Kinder hatte.
Montcalms Vater kaufte ihm 1729 das Offizierspatent eines Hauptmanns; in der französischen Armee diente er im Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1738) und im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1748), während dem er 1743 den Rang eines Obersten und Regimentskommandeur erreichte. 1745 geriet er in Italien verwundet in Gefangenschaft, wurde aber nach einigen Monaten wieder freigelassen und später zum Brigadegeneral befördert.
Montcalm kam 1756 als Kommandeur der französischen Truppen in Nordamerika nach Quebec. Er erzielte gegen die Briten einige spektakuläre Erfolge. 1756 gelang ihm die Zerstörung von Fort Oswego am Ontariosee, in folgenden Jahr belagerte er Fort William Henry erfolgreich und zerstörte es, konnte oder wollte aber die Niedermetzelung eines Teils der Verteidiger durch die mit ihm verbündeten Indianer nicht verhindern. Das von den Briten propagandistisch aufgebauschte Fort William Henry-Massaker hat sein Ansehen dauerhaft geschädigt. 1758 verteidigte er Fort Carillon (Fort Ticonderoga) erfolgreich gegen eine britische Armee. Er fügte den Angreifern eine schwere Niederlage zu, profitierte dabei aber stark von der Inkompetenz der gegnerischen Führung. Aufgrund von Streitigkeiten mit dem Generalgouverneurs Vaudreuil bat der mittlerweile zum Generalleutnant beförderte Montcalm vergeblich um seine Ablösung Stattdessen wurde er jedoch mit der Verteidigung von Quebec betraut, das 1759 von den Briten angegriffen wurde. Montcalm unterschätzte die Möglichkeiten der britischen Marine, den Sankt-Lorenz-Strom zu befahren, war auf eine Landung bei Quebec nicht vorbereitet und wurde von der britischen Invasion überrascht. Als es den Briten unter General James Wolfe schließlich gelang, auf das schwer zugängliche Plateau von Quebec zu gelangen, griff er sie sofort an, ohne auf Verstärkungen zu warten, und verlor die Schlacht auf der Abraham-Ebene am 13. September. Montcalm wurde tödlich verwundet und starb am folgenden Tag. Mit der Niederlage war sowohl das Schicksal Quebecs als auch des französischen Kanada besiegelt.
Montcalm ist bis heute eine umstrittene Figur. Während er auf Seiten der Franzosen und der französischstämmigen Kanadier in hohem Ansehen gehalten wird, wurde er von angloamerikanischen Historikern und Romanschreibern – darunter James Fenimore Cooper - vor allem aufgrund des Fort William Henry-Massakers in ein schlechtes Licht gestellt. Ernster zu nehmen ist die Kritik von Historikern, er habe sich aus Arroganz und Karrieresucht über Befehle des Generalgouverneurs Vaudreuil hinweggesetzt, ohne die Besonderheiten der Kriegsführung in den Kolonien zu kennen. Seine kanadischen Milizionäre und indianischen Hilfstruppen soll er verachtet haben, für deren effektive und erfolgreiche Guerillataktik im Kampf gegen die militärisch überlegenen Briten hatte er kein Verständnis. Die Streitereien zwischen ihm und Vaudreuil beeinträchtigten die Verteidigung Kanadas erheblich. Ebenso gibt es Hinweise dafür, dass er sein Kommando benutzt hat, um sich persönlich zu bereichern. Am schwerwiegendsten sind jedoch die Fehler, die ihm bei der Verteidigung von Quebec unterlaufen sind. Er unterschätzte die navigatorischen Fähigkeiten der britischen Royal Navy, der er ein erfolgreiches Eindringen in den St. Lorenz nicht zutraute, versäumte es, das südliche Ufer gegenüber Quebec zu befestigen und ermöglichte dadurch den Briten erst eine Landung und die Belagerung der Stadt. Schließlich griff er Wolfe am 13. September überstürzt an, ohne auf Verstärkungen zu warten, die ihm eine größere Überlegenheit verschafft hätten. Diese Hast kostete ihn das Leben, verursachte wahrscheinlich die Niederlage, den Verlust Quebecs und damit auch ganz Kanadas. Sein Tod ersparte ihm jedoch, die Verantwortung für seine Niederlage zu übernehmen, die ungerechterweise bis heute Generalgouverneur Vaudreuil zugewiesen wird.
Literatur
Weblinks