Lotrichtung
Unter Lotrichtung versteht man die Richtung des Schwerevektors. Sie wird durch ein frei hängendes Schnurlot realisiert.Aus der Lotrichtung lassen sich geografische Breite und geografische Länge betimmen, die in den Geowissenschaften - speziell in der Geodäsie - ein wichtiges Koordinatensystem bilden.
Physikalisch betrachtet ist die Lotrichtung eine Folge der Gravitation und (in geringerem Ausmaß) der Fliehkraft. Deshalb weist sie nur auf kugelförmigen Himmelskörpern mit gleichmäßiger Verteilung der Masse zum Mittelpunkt. Die Rotation (und die daraus folgende Fliehkraft und Abplattung) verursacht eine Ablenkung, die bei der Erde bis 0.2° beträgt.
Genauer betrachtet, ist die Lotrichtung keine Gerade, sondern eine Raumkurve. Sie durchstößt als Lotlinie alle Niveauflächen des Erdschwerefeldes senkrecht. Die Lotkrümmung läßt sich durch aufwendige Messungen feststellen (siehe Gravimetrie) oder rechnerisch durch Modellierung von Massen des Geländes (Topografie) und des geologischen Untergrundes.
Die Messung der Lotrichtung erfolgt
- im Bauwesen mit Schnurlot (bzw. 90° dazu Wasserwaage und Nivellier) - auf etwa 0.1° bis 0.001° genau;
- in der Geodäsie mit Theodolit und Spezialgeräten wie Astrolab oder Zenitkamera - in Verbindung mit Lotsensoren (Libelle, Kompensator auf 1" bis 0.1" genau;
- in der Physik mit einer Vielfalt von Instrumenten und Genauigkeiten;
- in der Geodynamik als Lotrichtungsschwankung mit speziellen Instrumenten unter Tage (Horizontalpendel) auf ±0.01" und genauer.
Zur Messung mit Zenitkamera: http://www.wissner.com/zfv/zfv_bild_2.pdf (S.3-6)