Lokalisation (Akustik)
Akustik
Lokalisation ist die Raumorientierung (Richtungsbestimmung) als Aufgabe der akustischen Wahrnehmung zu sehen. Sie ist das Zuordnungsgesetz (Operator) zwischen dem Ort eines Hörereignisses bezüglich der Richtung und Entfernung, sowie bestimmten Merkmalen eines Schallereignisses. Wird eine Änderung des Schalls external, d.h. außerhalb des Kopfes dargeboten, so handelt es sich beim Beschreiben der Schallquelle um eine Lokalisation. Die Auswertung der Informationen der Ohren führt dann zur Lokalisation des Ursprungs (Herkunftsrichtung) der Schallquelle. Unter Lokalisation versteht man das Erkennen von Richtung und Entfernung einer reellen oder virtuellen Schallquelle. Unter Lokalisationswinkel versteht man den Winkel unter dem eine punktförmige Schallquelle - vom Hauptmikrofon bzw. von einem Hörer aus gesehen - erscheint, bezogen auf die Hauptrichtung.
Auditorische Lokalisation wird primär durch die Auswertung interauraler Phasen- oder Zeit-Differenzen bei tiefen Frequenzen und durch die Auswertung von interauralen Schalldruckpegel-Differenzen bei höheren Frequenzen bewerkstelligt. Die Übergangsfrequenz für die Dominanz der beiden Signalparameter liegt bei etwa 1600 Hz. Zwischen 800 Hz und 1600 Hz liegt ein schwierig zu lokalisierender Frequenzbereich. Dieses gilt für das natürliche Hören und das Hören von Stereo-Signalen über Stereo-Lautsprecher.
In die tägliche Umgangssprache ist das Wort Lokalisation aus der Akustik kaum eingegangen. Alles was mit der Feststellung der Richtung zu tun hat - wird eben undifferenziert mit Ortung bezeichnet. In populärwissenschaftlichen Magazinen will man die Leser mit der "Schallortung" anziehen. Bei den Fachleuten hat sich jedoch "lokalisieren" und "Lokalisation" für das menschliche Richtungshören durchgesetzt. In Lexika, auch online, wird jedoch deutlich zwischen Lokalisation und Ortung unterschieden.
In der Akustik und in der Tonaufnahmetechnik hat sich für das natürliche Richtungs- und Entfernungshören der Fachbegriff "Lokalisation" durchgesetzt. Also Schall-Lokalisation. In der Umgangssprache wird dieses Hören üblicherweise weiterhin ungenau mit "Ortung" bezeichnet, also Schall-Ortung; wir orten eben in der Umgangssprache – das ist nicht zu ändern.
Alle Fach-Lexika erklären, dass das Orten mit Peilen zu tun hat, bei dem immer ein Signal ausgesendet (!) wird, dessen schwache, vom Hindernis reflektierte Energie zur Richtungs- und Entfernungsmessung herangezogen wird. Dieses ist beim natürlichen Hören des Menschen sicher nicht der Fall, denn wir lokalisieren die Richtung und die Entfernung. Etwas anderes ist es bei den Fledermäusen, denn diese orten aktiv, weil sie Ultraschall-Laute ausstoßen und die dabei entstehenden Reflexionen zur Hinderniserkennung auswerten.
Merke: Wir kennen jetzt nur noch Lokalisation für die menschliche Richtungsbestimmung mit unseren Ohren, denn die aktive Ortung, also das Orten, überlassen wir lieber den mit Ultraschall piependen Fledermäusen und dem Peil-Radar.
In einigen Veröffentlichungen wird die seitliche Auslenkung einer Phantomschallquelle bei Lautsprecher-Stereofonie falsch mit Lateralisation bezeichnet, anstatt das richtige Wort Lokalisation dafür zu verwenden. Mit Lateralisation bezeichnet man den Versuch die Merkmale der Pegel- und Laufzeitdifferenz an den Ohren einzeln und unabhängig voneinander erforschen zu können und auch andere Kombinationen von Signalen direkt den Ohren darzubieten, als sie sich beim normalen Hören einstellen. Dieses kann nur mit Kopfhörern geschehen.
Anmerkung: in Frankreich und England werden zum Wort "Lateralisation" teilweise andere Meinungen vertreten.
Siehe auch zum Vergleich: Lokalisation und Ortung