Licio Gelli
Licio Gelli (geboren am 21. April, 1919), Freimaurer, Großmeister der einflussreichen italienischen Geheimloge P2 (Propaganda Due), setzte seine Arbeit nach dem Ausschluss der P2 aus der organisierten Freimaurerei 1976 fort. Gelli war außerdem Mitglied des Malteserordens.Während des Faschismus meldete sich Gelli als Freiwilliger für die "Schwarzhemden" - eine Miliz, die von Mussolini nach Spanien geschickt wurde, um an der Seite Francos im Bürgerkrieg zu kämpfen. Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der "Schwarzhemden"-Leitung zu Nazi-Deutschland, mit Kontakten zu Hermann Göring.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Gelli vermutlich für die CIA. Diese These konnte aber bislang nicht bestätigt werden.
Gelli wird vorgeworfen, eine einflussreiche Rolle beim Aufbau von Gladio gehabt zu haben, einer Art Geheimarmee "stay-behind", die von der CIA und der NATO unterstützt wurde, um nach einer eventuellen kommunistischen Machtübernahme in Italien und anderen europäischen Ländern militärisch eingreifen zu können. Die Gladio-Affäre wurde jedoch in Italien (auch juristisch) nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der P2-Affäre aufgearbeitet.
1981 entdeckte man bei einer Hausdurchsuchung in seiner Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, die sich in der Geheimloge P2 engagierten. Ebenso fanden sich auf der Mitgliederliste die Namen von Industriellen, Journalisten und einflussreichen Menschen wie dem gegenwärtigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi (damals noch nicht in der Politik aktiv) und Viktor Emmanuel von Savoyen.
Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter in der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren. Einige Jahre nach dem P2-Skandal wurden Verdächtigungen gegen Gelli laut, er sei in die mutmaßliche Ermordung des Mailänder Bankiers Roberto Calvi (auch bekannt als "Bankier Gottes") verwickelt, der wegen des Zusammenbruchs des Banco Ambrosiano in Untersuchungshaft saß.