Libertarianismus
Libertarianismus behauptet, dass die Freiheit des Individuums der wichtigste Wert und Privateigentum der wichtigste institutionelle Schutz dieses Wertes ist. Es ist eine in den Vereinigten Staaten weit verbreitete politische libertaristische Ideologie. Libertarianismus bezeichnet den Libertarismus amerikanischer Prägung.Das Wort "Libertarianismus" ist die Eindeutschung des englischen Wortes "libertarianism", das in den USA zu Zeiten des Präsidenten Franklin Delano Roosevelt (1933-1945) entstanden ist. Roosevelt plakatierte seine staatsinterventionistische Politik des New Deal als "liberalism". Davon mussten sich diejenigen, die bisher als "liberals" galten, distanzieren und nannten sich fortan "libertarians".
"Libertarianismus" ist also im Wesentlichen "Klassischer Liberalismus", wie er insbesondere von John Locke in seinem Second Treatise of Government (Zweite Abhandlung über die Regierung) begründet worden ist. In den letzten vierzig Jahren ist diese politische, ethische und ökonomische Lehre (oder Weltanschauung) vor allem in den USA weiterentwickelt und literarisch propagiert worden.
Als eines der einflussreichsten und meistgelesenen Werke gilt Robert Nozicks Anarchy, State, and Utopia. Der Verfasser geht von der These aus, dass alle Menschen unveräußerliche Rechte haben, die ihnen kein Staat, auch kein demokratischer Staat (Demokratie), nehmen darf. Jede Besteuerung, denen die Bürger nicht zustimmen, steht in seiner Sicht auf einer Stufe mit Zwangsarbeit.
Zu einer theoretischen Begründung des Libertarianismus trug auch die solipsistische Polemik des Rechtshegelianers und Individual-Anarchisten Max Stirner mit seiner Streitschrift "Der Einzige und sein Eigentum" bei, die im Vormärz von Karl Marx zum Anlass für einen Disput genommen wurde.
Deutsche Libertäre und Radikalliberale gruppieren sich aktuell v.a. um das von André F. Lichtschlag herausgegebene Magazin Eigentümlich Frei
Literatur:
John Hospers: Libertarianism - A Political Philosophy for Tomorrow. Los Angeles 1971
Robert Nozick: Anarchy, State, and Utopia. New York 1974
David Gordon: "Libertarianism", in David Miller, Janet Coleman, William Connolly und Alan Ryan (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Political Thought. Oxford 1987, S. 289-291
Norman P. Barry: On Classical Liberalism and Libertarianism. London / Hampshire 1989
Gissurarson, Hannes H.: "Libertarianism", in William Outhwaite und Tom Bottomore (Hrsg.): The Blackwell Dictionary of Twentieth-Century Social Thought. Oxford / Cambridge, MA 1994, S. 338-339
André F. Lichtschlag: Libertarianism - eine (anti-)politische Bewegung in den USA und ihre Bedeutung für Deutschland, Grevenbroich 2000
Stefan Blankertz: Das libertäre Manifest - Über den Widerspruch zwischen Staat und Wohlstand, Grevenbroich 2001
David D. Friedman: Das Räderwerk der Freiheit - Für einen radikalen Kapitalismus, Grevenbroich 2003