Lesja Ukrainka
Lesja Ukrainka (eigentlich Larissa Petriwna Kosatsch, * 25. Februar 1871 in Nowohrad-Wolynski † 1. August 1913 in Surami, Georgien), war eine bekannte ukrainische Dichterin, Dramaturgin und Übersetzerin. Ihr Werk spannt sich von anfangs folkloristischer, traditioneller Lyrik über impressionistische Naturlyrik bis hin zu historischer Dichtung, es gilt als bedeutender Beitrag zur Neuromantik.Als Tochter eines Juristen und einer Schriftstellerin genoss die Dichterin eine gute Bildung und kam früh mit Literatur und Kultur in Kontakt. Bereits als Kind lernte sie die Dichter M. Drahomanow, M. Staryzkij und M. Lysenko kennen. Mit neun Jahren schrieb sie ihre ersten Gedichte; 1884 erschienen in der Lemberger Zeitschrift Sorja zwei Gedichte, hier tauchte auch erstmals das Pseudonym Lesja Ukrainka auf.
Obwohl Lesja Ukrainka auch großes musikalisches Talent und Neigung zur Musik hatte, wandte sie sich wegen ihrer Tuberkulose-Erkrankung, mit der sie zeitlebens zu kämpfen hatte, der Literatur zu. Aus diesem Grund besuchte sie auch keine öffentliche Schule, sondern wurde von ihrer Mutter und Drahomanow privat unterrichtet.
In ihrem Gedicht Contra Spem Spero ("Gegen die Hoffnung hoffen"), das sich in ihrem Werk deutlich abhebt, kommt der ganze Kampfeswillen und der Optimismus zum Ausdruck, der sie trotz ihrer Krankheit nie verließ.
An dem 1892 in Lemberg erschienenen Buch der Lieder von Heinrich Heine war Lesja Ukrainka mit 92 Übersetzungen beteiligt. Daneben übersetzte sie auch poetische Werke von Iwan Turgenjew, Adam Mickiewicz und Victor Hugo, Macbeth von William Shakespeare, Dantess Inferno sowie Stücke von Byron und Gerhart Hauptmann. Um die ukrainische Sprache neben der russischen populär zu machen, wählte sie bewusst volksnahe Texte zur Übersetzung aus. In ihren eigenen Gedichten spielen die Sehnsucht nach Freiheit ebenso wie folkloristische Sujets eine große Rolle. Aus ihrer Feder stammen zahlreiche Liedertexte, Balladen und Märchen.
Als Mitglied der jungen Literaturgruppe Plejada in Kiew gab sie Prosatexte zu historischen und anderen Themen heraus. Von 1894 bis 1895 lebte sie bei ihrem Onkel Drahomanov in Bulgarien, wo sie den politischen Gedichtzyklus Unfreie Lieder schrieb. Später unterstützte sie die radikale galizische Presse und veröffentlicht in der Lemberger Zeitschrift Narod (Volk) satirisch-patriotische Texte.
1898 erscheint in einer Literaturzeitschrift ein Artikel von Iwan Franko, der Lesja Ukrainka in einem Atemzug mit Taras Schewtschenko nennt. 1900 machte Ukrainka in Petersburg Bekanntschaft mit der russischen Literaturszene und publizierte in der Zeitschrift "Shizn" (Leben) mehrere russischsprachige Artikel über deutsche, polnische und "kleinrussische" Literatur.
Wegen ihrer angegriffenen Lungen musste sie immer wieder Kuraufenthalte einlegen, die sie durch ganz Europa und bis Ägypten führten, wo sie ihren Horizont erweitern und die vielfältigen Eindrücke in ihren Werken verarbeiten konnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schloss sie sich der sozialdemokratischen Bewegung an. Sie übersetzte sozialistische und marxistische Texte von Lenin, Karl Marx, Friedrich Engels u.a. Nach den revolutionären Ereignissen von 1905 schrieb sie mehr und mehr politische Satiren, mit der sie die Bourgoisie kritisierte.
Ihre letzten Jahre verbrachte Ukrainka in Georgien und Ägypten. Trotz ihrer fortschreitenden Krankheit dichtete sie unermüdlich bis zu ihrem Tod 1913. Ihre sterblichen Überreste wurden aus dem georgischen Surami nach Kiew überführt und auf dem Bajkow-Friedhof beigesetzt.