Leo Szilard
Leo Szilárd (* 11. Februar 1898 in Budapest † 30. Mai 1964, in La Jolla, Kalifornien) war Physiker und Molekularbiologe ungarischer Abstammung.
Aufgrund seiner Initiative wurde mit dem Bau der ersten Atombombe begonnen. Leo Szilard war derjenige, der Einstein mit dazu bewegt hatte, jenen Brief an Präsident Truman zu schreiben, welcher das Manhattan-Projekt ins Rollen bringen sollte. Er ist einer der Urväter der Atombombe. Szilard arbeitete mit bei der Herstellung der ersten Atombombe, beim so genannten Manhattan-Projekt. Da drei der anderen wesentlichen Köpfe hinter dem Projekt, Edward Teller, John von Neumann und Eugene Wigner, alle ebenfalls ungarischer Abstammung waren, sprach Szilard selbst ironisch von einer "ungarischen Konspiration". Die vier Ungarn wurden auch The Martians genannt. Leo Szilard war es auch, der ab Frühjahr 1945 Aktivitäten gegenüber der US-Regierung entfaltete, um den Abwurf der Atombombe auf Japan wenn nicht zu verhindern, so doch hinauszuzögern. Er hielt den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima für einen tragischen Fehler, die Bombardierung Nagasakis für eine Grausamkeit.
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Der hochbegabte Sohn aus wohlhabendem Hause studierte zunächst in Budapest Elektrotechnik, dies allerdings nur aus Mangel an Berufsperspektive für Physiker - es boten sich lediglich Lehrerstellen an. Schon nach zwei Semestern wurde er wegen des Ersten Weltkrieges zur Offiziersausbildung eingezogen, entging aber glücklicherweise einem Fronteinsatz. Im Januar 1920 ging er nach Berlin, zunächst an die Technische Hochschule, um seine Studien fortzusetzen, schließlich aber doch zum Physikstudium der Universität, wo solche Größen wie Einstein, Planck und von Laue forschten und lehrten. Von Laue liess er sich schon im ersten Semester ein Dissertationsthema aus der Relativitätstheorie geben, das er aber nie zu Ende brachte. Stattdessen löste er ein schwieriges Problem aus der statistischen Thermodynamik. Diese Arbeit wurde prompt als vollwertige Doktorarbeit anerkannt und in den renommierten Annalen der Physik veröffentlicht. 1926 erhielt Szilard die Lehrbefugnis als Privatdozent. Nebenher meldete er ein Gerät zur Beschleunigung von Partikeln zum Patent an: ein Zyklotron, das aber später in den USA noch einmal unabhängig von ihm erfunden wurde.
Seine 1929 verfertigte Habilitationsschrift "Über die Entropieverminderung in einem thermodynamischen System bei Eingriffen intelligenter Wesen" verknüpfte auf geniale Weise die Konzepte Intelligenz, Gedächtnis, Entropie und Information, wurde aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der Grundlagen der mathematischen Informationstheorie. 1932 wechselte er nach der Entdeckung des Neutrons ganz zur Kernphysik, seine schon geplanten Experimente im Labor von Lise Meitner realisierte er aber aufgrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht mehr in Deutschland, sondern musste sich nach dem Reichstagsbrand 1933 erst nach Wien und dann nach England retten.
Dort forschte er zunächst freischaffend in der Strahlenabteilung eines Londoner Krankenhauses, wo er den so genannten Szilard-Chalmers-Effekt zur Trennung chemisch identischer Isotope entdeckte. Wesentlicher wurden allerdings zwei Patentschriften zu den möglichen Effekten von Neutronenbombardements von Atomkernen, die er im März 1934 und am 28. Juni des gleichen Jahres als zwei Teile unter einem Titel Verbesserungen bei der Umwandlung chemischer Elemente einreichte. Im ersten Teil beschrieb er u.a. die Möglichkeit von Nuklearbatterien, wie sie heutzutage in Satelliten zum Einsatz kommen und umriss die Mechanismen der Kernfusion, ohne dabei schon den Begriff zu prägen. Im zweiten Teil beschrieb er als erster Forscher die nukleare Kettenreaktion bei Überschreitung einer kritischen Masse - das heißt, die Grundzüge der Kernenergie und der Kernwaffen.
Zu einer experimentellen Überprüfung seiner Hypothesen kam es allerdings noch nicht, was einerseits an Geldmangel für die notwendigen, als Neutronenmultiplikatoren infragekommenden Elemente lag, andererseits an Szilards Unrast, selbst nach seiner Einstellung in Oxford am Clarendon Laboratory. 1938, nach Hitlers Münchner Abkommen, verließ er aufgrund von Kriegsahnung Europa in Richtung USA.
1939 war dann das Jahr, in dem das entscheidende Experiment der Atomkernspaltung gleich von drei Physikern durchgeführt wurde. Wenig früher war es Otto Hahn und Fritz Strassmann experimentell gelungen, Uran durch Neutronenbeschuss in Barium umzuwandeln, was von Lise Meitner und Otto Frisch auch bereits korrekt als erfolgte Kernspaltung erkannt wurde. Szilard erfuhr davon über seinen Freund Eugene Wigner in Princeton, sein eigenes Experiment fand am 3. März 1939 in den Met Labs der Columbia University statt. Zusammen mit Walter Zinn beobachtete Szilard die bei der Kernspaltung durch freigewordene Neutronen hervorgerufenen Lichtblitze auf einer Fernsehröhre. Als Quelle für die anregenden Neutronen diente eine mit geliehenem Geld besorgte Radiumquelle.
Gemeinsam mit Enrico Fermi, ebenfalls Columbia University, erzeugte Szilard am 2. Dezember 1942 die erste Kettenreaktion in einem Reaktor. Frédéric Joliot (Paris) erzielte ebenfalls in dieser Zeit eine Kettenreaktion. Offensichtlich wurden bei jeder Spaltung sogar mehrere Neutronen frei. Die wichtigsten Ergebnisse wurde trotz Szilards Drängen auf Geheimhaltung erst von Joliot, und schliesslich doch von allen Wissenschaftlern veröffentlicht.
Der geniale Physiker Szilard galt als Exzentriker, rastloser Aktivist, Visionär und brillianter Theoretiker.
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