Leittextmethode
Der Begriff Leittextmethode "kennzeichnet ein Ausbildungsverfahren, bei dem Auszubildende bei der Bewältigung von praktischen Aufgaben durch schriftliche Unterlagen - Texte - angeleitet werden." (VI, S. 148)
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2 Theorie der Leittextmethode 3 Kritik 4 Ausblick 5 Literatur: 6 Weblink |
Die Leittextmethode ist "nicht in der pädagogischen Theorie, sondern in der betrieblichen Praxis entwickelt" (II, S. 5) worden. "Die ersten Formen von Leittexten entstanden bei Daimler-Benz in Gaggenau, Mitte der 70er Jahre. Die üblichen Unterweisungen der Ausbilder wurden als Tonbildschauen zusammengestellt. Die Auszubildenden bearbeiteten diese selbständig, gestützt auf einen Text, der mit einem kleinen Test abschloss. Die Testergebnisse zeigten dem Ausbilder, was die Auszubildenden selbst gelernt hatten und wo noch Lücken zu schließen waren." (VI, S. 149)
Begründet wurde die Entwicklung der Leittextmethode, weil die Einführung der Projektmethode in der betrieblichen Ausbildung "z.T. zu Schwierigkeiten in der systematischen Vermittlung von Grundfertigkeiten" (II, S. 5) führte. Auf der anderen Seite waren die Unternehmen nicht zufrieden mit der bisherigen 4-Stufen-Methode. Diese hat sich seit "den 30er Jahren in der betrieblichen Berufsausbildung durchgesetzt, und sie gilt auch heute noch vielfach als die wirksamste (häufig auch einzige) Methode zur Vermittlung psychomotorischer Fähigkeiten. Ihre Wurzeln hat sie in den USA, wo im Zuge der Ausbreitung der Fließfertigung nach rationellen Anlernverfahren gesucht wurde, mit deren Hilfe Arbeiter möglichst schnell und zuverlässig sich wiederholende Handgriffe erlernen können." (III, S. 30) Die 4-Stufen-Methode wurde zwar in den Jahren immer weiter entwickelt, aber es ließen sich bestimmte Lernziele mit den bisherigen Methoden nicht hinlänglich vermitteln." (III, S. 29) Diese "bestimmten Lernziele" werden von den Unternehmen heute als "Schlüsselqualifikationen" bezeichnet.
Man kann also zusammenfassend sagen, dass die 4-Stufen-Methode dem Zeitalter des Taylorismus angemessen war, während heute, auf Grund des technologischen Wandels in der Produktion, die Leittextmethode "bestimmte Lernziele" - Schlüsselqualifikationen - vermitteln soll. Facharbeiter sollen heute und in der Zukunft in der Lage sein in Zusammenhängen zu denken.
Die 1987 in Kraft getretene Neuordnung der Elektro- und Metallberufe greift dies auch auf. Zwar schreibt der Gesetzgeber keine Unterrichts- bzw. Ausbildungsmethoden vor, sondern nur inhaltliche Vorgaben, aber er sagt im $ 3 Abs. 4: "Die ... genannten Fertigkeiten und Kenntnisse sollen so vermittelt werden, dass der Auszubildende ... zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigt wird, die insbesondere selbständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt ..."
"Das Grundprinzip der Leittext-Methode besteht darin, Auszubildende so anzuleiten, daß sie möglichst viel eigenständig lernen." (I, S. 3) "Ein Leittext besteht in der Regel aus
Eine vollständige Handlung lässt sich nach ihrer Meinung in 6 Stufen aufteilen. Damit nun jeder Auszubildende eine vollständige Handlung durchführt, kommt "es für eine effektive Ausbildung darauf an, für jede einzelne der sechs Stufen eine Strategie zu wählen, die sicherstellt, dass jeder Auszubildende sowohl innerlich wie äußerlich vollständige Handlungen ausführt.
Diese sind"
Die Autoren unterscheiden innere und äußere Abläufe einer vollständigen Handlung. "Während sich die äußeren Abläufe relativ leicht sicherstellen lassen, liegt das pädagogische Problem vor allem in der Strukturierung und Sicherstellung der inneren Abläufe, die ja in besonderer Weise für die Vollständigkeit der Handlung wichtig sind. Die Leittextmethode lässt dieses Problem, indem sie auch diese inneren Abläufe quasi nach außen verlegt. Dies geschieht, indem das, was sonst nur gedacht wird, während der Ausbildung aufgeschrieben werden muß." (III, S. 43)
Durch den inneren Ablauf (besser: die vollständige Handlung) erhoffen sich die Autoren des bibb, dass sich im Kopf des Auszubildenden "semantische Netzwerke" bilden. Amerikanische Forscher (Rummelhart, Lindsay und Norman) gehen davon aus, "daß im Gehirn Begriffe im Zusammenhang mit ihrer Verwendung gespeichert werden." (III, S. 39) Wenn nun die Auszubildenden durch den äußeren Ablauf - die sechs Stufen - zu "inneren Fragen ... in der Informationsphase" (III, S. 44) oder "durch die Notwendigkeit der schriftlichen Arbeitsplanung" (Ebd.) angeregt werden, "kann gleichzeitig der Aufbau leistungsfähiger semantischer Netzwerke erwartet werden." (Ebd.)
Die Frage, die sich die Leittextmethode gefallen lassen muss, ist: Wie selbständig lernen die Auszubildenden denn wirklich mit der Leittextmethode? Wenn man nämlich etwas genauer hinschaut, ähnelt die Leittextmethode der 4-Stufen-Methode und damit der programmierten Unterweisung.
Wenn man aber fordert, dass der zukünftige Facharbeiter selbstverantwortlich Handeln und zur kritischen Reflexion fähig sein soll, genügt die Leittextmethode den Ansprüchen an eine fortschrittliche Berufsausbildung nicht. Diese sollte wenigstens die folgenden Merkmale aufweisen:
Die Neuordnung der Berufe die zurzeit in Deutschland stattfindet – zuerst die Mechatroniker, jetzt fast alle Berufe – setzt nicht mehr auf die Leittextmethode, sondern auf Lernfelder. Dieses Modell ist ganzheitlicher.
Siehe auch: Liste von Ausbildungsberufen, Liste von Berufen, Liste der Unterrichtsmethoden
Entstehung der Leittextmethode
Theorie der Leittextmethode
Noch 1987 schrieben die Autoren des Bundesinstitut für Berufsbildung (bibb): "Sie werden bei der Lektüre dieses Bandes auch feststellen, daß ... eine systematische Begründung und Ableitung des Leittextsystems bisher fehlen." (II, S. 7) In der 1991 erschienen 2. Auflage reicht das bibb eine theoretische Begründung nach.
Kernelement für die theoretische Begründung des bibb's ist das Modell der vollständigen Handlung. Diese Modell der vollständigen Handlung stellt "idealtypisch dar, wie z.B. ein Facharbeiter einen kompletten Arbeitsauftrag ausführt." (III, S. 41) Wenn nun das "gewünschte Verhalten des Facharbeiters mit der vollständigen Handlung beschrieben werden kann, soll die Ausbildungsmethode entsprechend strukturiert werden." (III, S. 42)
die Bearbeitung von Leitfragen
die Erstellung schriftlicher Arbeitspläne
ein Fachgespräch mit dem Ausbilder über die Arbeitsplanung und die Beantwortung der Leitfragen
die Durchführung einer praktischen Aufgabe
die Selbst- und Fremdkontrolle anhand von Kontrollbögen
ein weiters Fachgespräch über die Kontrollergebnisse und die Möglichkeiten der zukünftigen Fehlervermeidung." (III, S. 42) Kritik
Ausblick
Literatur:
Weblink