Leinwand
Eine Leinwand ist ein Tuch, in der Regel aus Leinen, das auf einem Holzrahmen aufgespannt ist. Sie dient bei zahlreichen Maltechniken, zum Beispiel der Acryl- und Ölmalerei als Malunterlage.
Für die Malerei eignen sich fast alle Stoffe, selbst Synthetik. Da die Gewebestruktur einen erheblichen Einfluss auf die stoffliche-gestalterische Wirkung des Gemäldes hat, sollte dieser Wahl die gleiche Aufmerksamkeit entgegengebracht werden wie dem Rest des Malprozesses. Die verschiedenen Epochen hatten auch ihre unterschiedlichen Vorlieben. In der älteren Kunst bevorzugte man Stoffe aus Hanf, die sehr robust waren. Die Knoten, die in jedem handgewebten Tuch zu finden sind, wurden mit einem Hammer flach geschlagen. Beim mehrmaligen Vorleimen wurden sie immer wieder zwischendurch abgeschliffen, um die Oberfläche möglichst glatt zu bekommen.
Mit der Industrialisierung mit ihren mechanisch gewebten Stoffen verbreiteten sich Baumwollstoffe stärker. In der moderneren Malerei fand man wieder zurück zu den handgewebten Hanfstoffen und setzte bewusst die Struktur als Gestaltungsmittel ein.
Das Bespannen von Leinwänden bedarf einer gewissen Geschicklichkeit und Übung. Der Stoff wird auf einen Holzrahmen gespannt. Dabei spannt man immer diagonal über Kreuz, also zuerst die Ecke links oben, dann rechts unten und so weiter. Die Keile, die moderne Rahmen an der Rückseite haben, dienen nicht dazu, misslungene Bespannung zu korrigieren, sondern Spannungsveränderungen durch veränderte Luftfeuchtigkeit und Temperatur auszugleichen.
Ist der Stoff aufgespannt, wird er mit einer so genannten Vorleimung, also einer stark verdünnten Leimlösung, behandelt. Heutzutage gibt es moderne Binder wie Acryl, die sehr 'gutmütig' sind. Die alte Technik nutzte Knochenleim, dessen Verarbeitung etwas schwieriger ist. Knochenleim muss vorsichtig erhitzt werden, am besten in einem Wasserbad, damit er nicht anbrennt. Zuweilen stinkt Knochenleim ganz erbärmlich.
Bei Knochenleim muss genau auf die richtige Mischung aus Wasser und Leim geachtet werden. Gibt man zu viel Leim dazu, entwickeln sich beim Trocknen zuhohe Spannungen, die zum Bruch der Leinwand führen können. Das Verhältnis von Leim (in trockener Form) zu Wasser sollte in Gewichtsanteilen 80/1000 nicht überschreiten. Auf einen Liter Wasser kommen somit maximal 80g Leim, bei der ersten Vorleimung gar nur 40/1000 Teile.
Beim Vorleimen hat der Autor die besten Ergebnisse mit einem breiten Quast (breiter Pinsel um Tapeten einzukleistern) gemacht.
Da der Knochenleim nach dem Trocknen weiter wasserlöslich bleibt, ist er für Maltechniken auf Wasserbasis ungeeignet. Um die Wasserlösichkeit herabzusetzen, kann dem Leim Alaun (Kalium-Aluminium-Sulfat) hinzugesetzt werden. Diese bewirkt eine Aufschlüsseln des Eiweißanteils im Leim und sorgt für eine zusätzliche Bindung durch Eiweissketten, die später unlöslich trocknen (vergleichbar mit dem Bindemittel Kasein (Casein, Käsestoff).
Es können auch Eier hinzugefügt werden; so entsteht eine Eitempera. Mit dieser sollte sehr sparsam mit umgegangen werden, da Eitempera nicht so flexibel ist wie Leim und schnell zum Brechen neigt. Dieser Nachteil spielt auf starren Bildträgern wie Holzlatten keine Rolle, wo es dann auch bedenkenlos eingesetzt werden kann. Diese Eitempera-Grundierungen brauchen zur vollständigen Durchtrocknung länger als reine Leim-Gründe. Zwar sind sie genauso schnell 'wischfest' (das heißt, man kann bereits mit der trockenen Hand darüber streichen), aber bis sie wasserunlöslich sind braucht es mehr Zeit.
Gelegentlich wird auch Honig als Zusatz erwähnt, um die Flexibilität zu erhöhen. Davon ist aber abzuraten. Die (vermeintlich) erhöhte Flexibilität entsteht nur dadurch daß der Honig das Wasser länger bindet, was aber einen isolierenden Effekt auf die darüberliegenden Ölschichten hat.
Bevor die Leinwand benutzt werden kann, muss sie grundiert werden.Es gibt zwar einige Beispiel der neueren Malerei, bei der als gestalterisches Mittel darauf bewusst verzichtet wurde, doch ist davon abzuraten. Die Grundierung dient der Konservierung, und eine helle Grundierung verstärkt die Leuchtkraft der Farben. Ungrundierte Stoffe werden schneller brüchig.
Rembrandt bevorzugte eine dunkelbraune Grundierung, was seinen Bildern die dunkle warme Ausstrahlung verlieht. Rubens hingehen bevorzugte den weissen Gipsgrund mit heller Blaugraulasierung. Dadurch wurde das wahre Feuerwerk an Farben möglich, die so typisch für seine Bilder sind, die nur so strotzen vor Energie und Dynamik.
Leim ist fast farblos. Für einen weissen Untergrund mischt man der Grundierung deshalb weisse Pigmente zu. Hier bietet sich an Kreide, Zink-Weiß und Titanweiß. Das früher beliebte, aber giftige Bleiweiss wird heute nicht mehr verwendet, stattdessen wird meist Titanweiß bevorzugt, das eine ähnlich gute Deckkraft besitzt. Da Titanweiß relativ teuer ist und für die Grundierung grosse Mengen benötigt werden, wird es manchmal auch mit dem preiswerterem Zinkweiss oder der noch billigeren Kreide gestreckt. Die Kreide sollte vorher etwa 24 Stunden in Wasser "eingesumpft" werden, weil sie eine enorme Saugkraft hat, die das Trockenverhalten sonst negativ beeinflussen kann.
Je mehr Kreide verwendet wird, desto saugfähiger wird der Grund. Das kann so weit gehen, dass das gesamte Bindemittel der Farbe, mit der darauf gemalt wird, abgesaugt wird und die Farbe sehr matt aussieht und zum Teil "abkreidet"(Das Gegenteil von "wischfest"). Auch nach dem völligen Durchtrocknen kann die Farbe beim Drüberwischen an der Hand zurückbleiben, weil nicht mehr genügend Bindemittel vorhanden ist, um einen geschlossenen Malfilm zu bilden.
Zum Auftragen der Weiß-Grundierung haben sich Farbrollen bewährt.
Gemeint ist nicht, dass das Papier direkt auf dem Holzrahmen befestigt wird, sondern auf der Stoffbespannung, quasi als Grundierung mit allen Vor- und Nachteilen die Papier hat; so zum Beispiel dem starken Hang zum Vergilben bei Sonnenbestrahlung. Dies ist eine Sondertechnik, die nur wenig verbreitet ist. Nennenswert ist sie eigentlich nur im Zusammenhang mit der Dada-Bewegung und ihren Collagen.
Bei den vielerwähnten Gipsgründen handelt es sich nicht um Stuck-Gips oder dergleichen, der nach Wasserzugabe abbindet, sondern um Kreide-Gründe.
Bevor der eigentliche Malprozess beginnt, wird häufig noch eine so genannte Isolierung aufgetragen. Diese hat zum einen die Aufgabe, die Saugfähigkeit des Malgrundes zu regulieren und zum anderen gestalterische Gründe. So benutzte Rubens zum Beispiel bewusst eine unregelmäsige streifige graublaue Isolierung. Wer schon mal versucht hat, auf einem strahlend weissen Untergrund die Vorzeichnung anzulegen wird wissen, wie schwer es ist, die richtigen Proportionen zu finden, besonders bei grossformatigen Bildern. Deshalb wird bewusst die Gleichmäsigkeit damit durchbrochen. Als Materieal kann alles dienen das "Mager" genug ist (siehe unten "Fett auf mager") und nur wenig zur Vergilbung neigt.
Eine Faustregel die beim Bildaufbau immer berücksichtigt werden sollte (und das betrifft das gesamte Bild - nicht nur die Grundierung) lautet: "Fett auf mager". "Fett" heißt bindemittelreich und "Mager" bindemittelarm. Also immer eine bindemittelärmere Schicht unter einer Bindemittelreichere Schicht. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens um Spannungen zwischen den einzelnen Bildschichten zu vermeiden und zum anderen eine gute Haftung zu gewährleisten. Auch zwischen den einzelnen Bindemitteln gibt es eine fett-auf-mager-Hierarchie, so sind die wasserlöslichen die "Mageren" und die öllöslichen die "Fetten". "Fette" Bindemittel denhen sich beim Trocknen physisch aus; also Ölfarbe zum Beispiel. Die "Mageren" hingegen ziehen sich zusammen; ganz extrem zum Beispiel bei Kaseien. Würde man versuchen, eine Kaseien-Farbe auf eine Öl-Farbe aufzutragen, würde sie zum einen "abperlen" und zum anderen (wenn man sie dann durch Zugabe von zum Beispiel Ei "Emulgiert und doch noch zum Haften bringt) nach kurzer Zeit unter der Ausdehnung der Ölfarbe reisen.
Ist eine Malschicht einmal zu "fett" geraten, um sie noch weiter übermalen zu können, sollte man nicht die Arbeit scheuen und sie durch Schleifen oder Abbeitzen wieder vorsichtig abtragen, bis man auf einen Grund stößt, der wieder tragfähig ist.Geeignete Stoffe
Bespannen der Leinwand
Vorleimung
Weitere mögliche Zutaten und Beimengungen
Die Grundierung
Helle Grundierung
Papierbespannung
Gipsgründe
Isolierung
"Fett auf mager"