Lautsprachbegleitendes Gebärden
Beim lautsprachbegleitenden Gebärden (abgekürzt LBG) wird simultan zu jedem gesprochenen Wort (siehe Lautsprache) eine Gebärde ausgeführt. Dies unterscheidet es von der Gebärdensprache (DGS). LBG ist mit anderen Worten "gebärdetes Deutsch" oder "Deutsch im Gebärden-Code" in Anlehnung an den angelsächsischem Sprachgebrauch "signed English" Die beim LBG verwendeten Gebärdenzeichen sind eine Reduktion der Gebärdensprache auf isolierte Begriffe, um damit eine "1:1"-Umsetzung der jeweiligen Landes-Lautsprache in Gebärdenzeichen zu vollziehen. Wegen der Anlehnung an die Lautsprach-Grammatik wurden für LBG zusätzliche künstliche Gebärden geschaffen z.B. für Artikel und verschiedene Adverben, die die Gebärdensprache in der Regel nicht benutzt. Beugungen und Steigerungen werden bei korrekt ausgeführter LBG oft mit "gefingerten" (Fingeralphabet) Endungen vollzogen.
Der Satz "Das Auto fährt über eine Brücke" besteht z.B. in der korrekten deutschen Gebärdensprache (DGS) aus 3 Zeichen ("Auto", "Brücke" und "fahren über die Brücke"). Bei korrekter Durchführung in LBG werden für den hier dargestellten Satz 6 einzelne Gebärdenzeichen gebraucht.
Wegen der Langatmigkeit und um eventuell einem schnell gesprochenen Text folgen zu können, werden beim LBG-Gebärden in der Praxis oft einzelne Zeichen und auch Flexionen etc. unterschlagen, was bei längerem Gebrauch wiederum zu einem falschen Bild von der Lautsprach-Struktur beim "Empfänger" der LBG führt.
LBG ist jedoch vor allem für Spätertaubte und mittelgradig Schwerhörige mit umfangreicheren Kenntnissen der Lautsprache nützlich.
Als Gebärdensprache noch nicht als eigenständige Sprache mit eigener Grammatik erkannt wurde, wurden Gebärden für isolierte Begriffe, z.B. "Auto" oder "Haus" in Foto-Sammlungen katalogisiert. Diese selektiven Zeichen bilden die Basis des LBG-Gebärden-Korpus.