Laplacescher Dämon
Laplacescher Dämon ist eine Metapher für das deterministische Weltbild, wie zum Teil es aus der Klassischen Mechanik abgeleitet wurde.
Pierre Simon Laplace beschreibt im Vorwort seines Essai philosophique sur les probabilités von 1814 ein intelligentes, rechnendes Wesen - der besagte Dämon - dem zu einem beliebigen Zeitpunkt alle im Kosmos wirkenden Kräfte sowie die Lage aller Teile zueinander (heute würde man sagen: deren Anfangszustand) bekannt sind. Dann wäre es nach den Gesetzen der Mechanik für diesen möglich, die Entwicklung des Weltalls sowohl in die Zukunft voraus - als auch in die Vergangenheit zurückzuberechnen.
In einer Welt, in der ein solches Wesen existiern kann, wäre weder Platz für das Wirken eines Gottes noch für menschliche Willensfreiheit, die Geschichte wäre vollständig determiniert und berechenbar.
Es ist dabei nebensächlich, ob ein solches Wesen tatsächlich existiert, oder je existieren wird, denn schon seine potentielle Existenz führt ja zu dem Schluss, das alles vorherbestimmt ist/war.
Was den Laplaceschen Dämon aber auch auf dieser Ebene unmöglich macht, ist die Tatsache, das es nicht nur aus subjektivem, technischem Unvermögen heraus nicht möglich ist, unendlich genau zu messen, sondern auch ganz objektiv, also grundsätzlich, jedem und zu jeder Zeit. Dieses Phänomen beschreibt die Unschärferelation.
Es gibt also in der Welt der Quanten eine Unschärfe, Unbestimmtheit, also sozusagen ein absolutes Fehlen von Information. Weder das Teilchen selbst, noch Gott (oder der Laplacesche Dämon, oder ein anderes, über uns stehende Wesen) weiß (kann wissen), wie es um den Impuls eines Teilchens steht, wenn sein Ort bekannt ist, oder wie es um seinen Ort steht, wenn der Impuls bekannt ist. Der so entstehende absolute Zufall schließt einen Laplaceschen Dämon aus.
siehe auch Prädestination (Religion), Unschärferelation (Physik), idealer Chronist (Geschichtswissenschaft), Absolutes