Langes s
Das lange s (ſ, englisch long s oder medial s) ist eine typographische Variante des Buchstaben s. In den Schriften, in denen es verwendet wird, wird es für den s-Graphem im Anlaut oder Mitlaut einer Silbe geschrieben, während im Auslaut einer Silbe das runde s verwendet wird. In der Frakturschrift muss das ſ verwendet werden, in Antiqua- (oder lateinischer) Schrift kann es verwendet werden, und wurde früher regelmäßig nicht nur im deutschen Sprachraum verwendet.Die Differenzierung zwischen langem und kurzem s verliert seit dem 18. Jahrhundert an Bedeutung. Das lange s wurde in französischen Texten fast schlagartig mit der Revolution unüblich. Das Pariser astronomische Jahrbuch "Connaissance du temps" beispielsweise benutzt "ſ" bis zum Erscheinungsjahr 1792, ab 1793 aber "s", gleichzeitig ändert sich die Jahreszählung auf den Revolutionskalender und die Widmung der Buchreihe. In den folgenden Jahren beginnt es auch in deutschen Texten zu verschwinden, allerdings in zwei Phasen. Während als An- oder Mitlaut schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts bald als kurzes s geschrieben wird, bleibt es als Bestandteil des scharfen s in der Form von "ſs" (z.B. in "Fluſs") zunächst erhalten, bis etwa um Mitte des Jahrhunderts auch das scharfe s als "ss" geschrieben wird (also "Fluss"). Dieses wird wiederum um 1900 durch die bis zur Rechtschreibreform von 1996 übliche Schreibweise mit "ß" ("Eszet") ersetzt ("Fluß"). Vereinzelt greifen Bücher dem Trend vor, bereits 1811 findet sich ein Werk des Grafen von Buquoz, das nur "ss" verwendet, während sich andere ihm verweigern. Das jährliche erscheinende astronomische "Berliner Jahrbuch" schreibt beispielsweise bis 1910 "ſs", um dann 1911 übergangslos zu "ß" zu wechseln.
Das ſ kann in manchen Schriftarten mit dem f verwechselt werden, wenn die Unterscheidung nur schwach herausgearbeitet ist.
Die Verwendung des ſ bei deutschsprachigen Texten führt in einigen Fällen zu einer Erleichterung für den Leser. Dies kommt durch das Zusammenwirken folgender Eigenheiten zustande:
- Viele deutsche Wörter enden mit s, da dieser Buchstabe sowohl als Pluralendung, als auch zur Fall-Kennzeichnung dient
- Das s ist häufig eine Fuge bei der Bildung von Komposita
- Komposita werden im Deutschen zusammengeschrieben
- S (mit Sch, Sp, St) ist in der deutschen Sprache der häufigste Anfangsbuchstabe; Komposita, deren zweiter Wortbestandteil mit S beginnt, sind auf diese Weise schneller erkennbar.
- Ähnliches gilt für Komposita, deren zweiter Bestandteil mit Ch, P oder T beginnt: Hier verführt ein vorausgehendes langes s gar nicht erst dazu, die Aussprache des s irrtümlich in /sch/ zu ändern (Beispiel: Haus-tür, Häs-chen).
ſ wird in Unicode durch den Hex-Wert 17F dargestellt, in HTML als ſ
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