Lebensweise und Verhalten
Viele kleinere Arten sind tagaktiv, die größeren sind gewöhnlich nur in der Nacht auf Nahrungssuche. Staphyliniden treten in praktisch allen nicht zu trockenen terrestrischen Lebensräumen auf, und in vielen Ökosystemen sind sie Hauptbestandteil der Makrofauna der Streu- und Humusschicht. Sie sind besonders mannigfaltig und zahlreich in feuchten Lebensräumen, am Rande verschiedener Gewässer (Spülsaum), einschließlich kalter oder salziger (Gezeitenzone der Meeresstrände) (halophil/halobiont). Tiefere Bodenschichten bewohnende Arten haben zurückgebildete Augen und sind flugunfähig. Kurzflügler sind im Gegensatz zu einigen anderen Käfern eine strikt terrestrische Gruppe, die keine wirklich aquatische Art besitzt.
Staphylinidae sind weltweit verteilt. Obwohl die Vielfalt dieser Familie ihren Gipfel in tropischen oder mäßig feuchten Gebieten aller Kontinente hat, sind die Käfer auch in weniger günstigen Bereichen ziemlich verbreitet. Schließlich sind sie eine der wenigen wirbellosen Gruppen, die in der Lage sind, äußerste Lebensräume wie Wüsten, große Höhen im Gebirge oder hohe Breiten (polnah) der Erde zu besiedeln.
Soweit bekannt, treten Larven normalerweise mit erwachsenen Tieren vergesellschaftet auf, wobei die Ernährungsgewohnheiten der Larven im allgemeinen die Gleichen wie jene der geschlechtsreifen sind. Die meisten Kurzflügler sind in ihren Ernährungsgewohnheiten räuberisch (carnivor), aber einige von ihnen ernähren sich von Pilzen (mycetophag), von verwesten tierischen und pflanzlichen Stoffen (saprophag) und seltener, von Pflanzen (Pollen, Blütenteile) (phytophag).
Auch parasitieren Larven einiger Arten an den Puppen innerhalb der Puppentönnchen (Puparium) von Fliegen. Manche Arten leben nur in Nestern von Vögeln und Säugetieren.
Nicht wenige Kurzflüglerarten wohnen ausschließlich in Ameisen- oder Termitennestern.(Myrmecophilie), teilweise dort, von den Ameisen als Nestangehörige behandelt, ihre gesamte Entwicklung durchlaufend.
Die Beziehungen zwischen den Käfern und ihren Ameisen-Wirten sind mannigfach und faszinierend: Einige Arten machen Jagd auf die Wirtstiere, andere fressen das Aas im Nest oder dezimieren Ameisenbrut und wieder andere veranlassen ihren Wirt Nahrung für sie hervorzuwürgen. Die Käferlarven werden von den Wirtsameisen intensiver gepflegt und gefüttert als deren eigene Larven, täuschen den Wirt durch intensives Imitieren der Bettelbewegungen und durch einen über Hautdrüsen abgesonderten, Brutpflegeverhalten auslösenden Stoff (Pheromone). Käferlarven sind somit starke Nahrungskonkurrenten für die Ameisenbrut.
Viele Arten (insbesondere der Tropen) haben besonders perfekte Anpassungen entwickelt. Ihr Körper weist oftmals eine weitgehende Körperumkonstruktion auf.
Andere ziehen als Wandergäste auf Jagdzügen mit dem Ameisenheer in der Nachhut - oder wie die meist symphilen Formen (also die sekretspendenden "Züchtungsprodukte" jener Ameisen), deren eigens ausgebildete Haftapparate an den Füßen dafür sorgen, dass diese Kurzflügler auf Kopf oder Rücken der Ameisen sitzend, deren Beutezüge begleiten können.
Fast alle Arten sind mit 1 bis 2 Paaren, oft sehr großer sich im Hinterleib befindender Wehrdrüsen ausgestattet. Die synthetisierten Wehrstoffe sind von mannigfacher Art und werden bei Störung, oft verbunden mit gleichzeitigem Heben des Abdomens ausgespritzt oder tröpfchenweise abgegeben. Die Körpersäfte bestimmter Kurzflüglerarten enthalten mehrere giftige (Amine). Gelangen diese nach dem Zerquetschen der Tiere auf die Haut, kann es zu Blasenbildung und Ausschlägen kommen.
Diese Eigenschaften in Kombination mit einem großen Fortpflanzungspotential und anderen hochentwickelten Features machen die Kurzflügler zu einer evolutionär sehr erfolgreichen Tiergruppe.
Fossilien
Es ist von pleistozänen fossilen Staphylinidae aus Torfmooren in nordöstlichem Nordamerika und aus Europa berichtet worden. Sie scheinen rezenten Gattungen zuzugehören und helfen, die frühere Verteilung einiger heutiger Arten aufzuzeigen.
Oligozäne Fossilien wurden im Bernstein der Ostsee, der Dominikanischen Republik und in Schiefern in den USA (Colorado), Frankreich und Deutschland gefunden. Viele ähneln Tieren heutiger Gattungen. Auch in Ablagerungen aus dem Zeitraum mittlere Kreidezeit - unterer Jura wurden in Eurasien Fossilien gefunden. Die meisten von diesen ähneln Species moderner Unterfamilien. Die ältesten nachgewiesenen Staphyliniden, fand man in Schichten aus dem oberen Trias (vor ca. 220 Mill. Jahren) in den USA (Virginia).
Die genauere systematische Zuordnung der fossilen Tiere bis zur Artebene ist sehr schwierig, weil die dafür notwendige Feinuntersuchung der Genitalien bei Versteinerungen und Einschlüssen (Inklusien) so nicht möglich ist.
Wirtschaftliche und bodenbiologische Bedeutung
Einige Arten sind gelegentlich an Erdbeeren und Obstbäumen schädlich, doch ist ihre Bedeutung gewiss nicht geringer als die anderer räuberischer Käfer (Laufkäfer) einzuschätzen, weil sie Puppen und Kokons forstlicher und landwirtschaftlicher Schadinsekten dezimieren, Borkenkäfern und Fliegenmaden nachstellen und weil sie als Moder- und Humusfresser für die Pflanzenernährung aufschließbare Bestandteile den Bodenschichten zuführen.
Die Familie Kurzflügler ist eine der weltweit größten Tierfamilien und schließt derzeit über 47.000 beschriebene Arten in ca. 3200 Gattungen, gruppiert in bis zu 31 Unterfamilien (mit noch viel mehr zu beschreibenden Arten und Gattungen) ein.
(Mitteleuropa: ca. 2000 Arten, BRD: ca. 1554 Arten)
=Weblinks=