Kunstmärchen
Kunstmärchen sind literarisch konzipiert und daher in der Regel umfangreicher und komplizierter als Volksmärchen, von denen sie Stil, Themen und Elemente übernehmen. Märchen in Romanform werden heute oft zur literarischen Gattung des Fantasy gezählt.
Wie Märchen im Allgemeinen nehmen auch Kunstmärchen selten konkret Bezug auf den Ort oder die Zeit der Handlung.
Personen werden nicht notwendigerweise mit Namen, sondern durch ihre Eigenschaft (Ritter, Fee, Prinzessin) benannt.
Daneben besitzen sie auch eine eindimensionale Erzählform und eine Typisierung.
Weiter sind Schwarz-Weiß-Malerei und eine Moral sowie übernatürliche oder irrationale Elemente kennzeichnend.
Das Kunstmärchen kann als eine Weiterentwicklung des traditionellen Volksmärchens verstanden werden.
Von diesem weicht es etwa durch ein nicht immer glückliches Ende ab.
Auch die Verwendung einer Zahlensymbolik oder von Metaphern ist im Volksmärchen selten anzutreffen.
In Deutschland beginnt die Geschichte des Kunstmärchens in der Romantik mit Ludwig Tieck (Der Runenberg) und Novalis (Atlantismärchen in Heinrich von Ofterdingen).
Clemens Brentano verfasste Märchen wie Gockel, Hinkel und Gackeleia.
Auch Wilhelm Hauff machte sich als Verfasser zahlreicher Märchen wie Kalif Storch oder Zwerg Nase einen Namen.
Im 20. Jahrhundert wurde Manfred Kyber durch seine Tiermärchen bekannt, Hermann Hesse schrieb oft satirische Märchen.
Einer der bekanntesten Schriftsteller, der Märchen literarisch konzipiert hat, ist der Däne Hans Christian Andersen: z.B. "Des Kaisers neue Kleider" oder "Die Prinzessin auf der Erbse".
Daneben ist The Happy Prince and Other Stories von Oscar Wilde bekannt.
Das Kunstmärchen kann sich zum Märchenroman oder zur Märchenoper auswachsen.
Diese längere Form hat sich seit der Popularisierung der Fantasyliteratur zu einem verbreiteten Genre entwickelt.
Vergleich zum Volksmärchen
Kunstmärchendichter